Endlich hatte ich Gelegenheit, mir Shawns Wohnraum etwas genauer anzusehen. Wenn ich um die Ecke ging, hinter der sein Schlafzimmer lag kam ich in den großen Wohn- und Essbereich. Das Sofa, an das sich der Kanadier lehnte, war riesig und aus braunem Leder, ein paar graue Kissen und Decken hatten Platz darauf gefunden. An der Wand hinter dem Sofa hing ein großer Fernseher, auf dem Sideboard darunter standen ein paar Fotos, von seiner Familie, seinen Freunden oder auf der Bühne. Auch hier stand in der Ecke eine Gitarre. Links von mir erhob sich eine riesige Wand aus Fensterglas, von der man einen riesigen Ausblick auf Toronto hatte. Durch eine Tür kam man auf eine Dachterrasse.
'Wäre es jetzt nicht so am regnen, hätten wir uns auf die Terrasse setzen können, aber so...' Shawn führte mich in die offene Küche, die aus weißen und dunkelbraunen Elementen bestand. Auf der beleuchteten Kücheninsel standen ein paar Töpfe.
'Setz dich' er zog mir einen Stuhl an seinem Tisch zurück, den er mit glänzendem Geschirr und einer weißen Decke gedeckt hatte. Eine Kerze durfte natürlich auch nicht fehlen.
'Shawn mach dir doch nicht so eine Mühe für mich' sah ich ihn vorwurfsvoll an, während er meinen Teller nahm.
'Für dich ist mir keine Mühe groß genug' grinste er und mir wurde warm.
'Hast du gekocht ?' fragte ich erstaunt.
'Ja, und rate mal was?' er sah mich mit einem zweideutigem Grinsen an.
'Ich hab keine Ahnung.' lachte ich und Shawn stand plötzlich mit meinem beladenem Teller hinter mir.
'Einmal Penne Spinaci für mia bella' Er stellte galant den Teller mit meinem Lieblingsgericht vor mir ab.
'Du hast dir das gemerkt ?'
'Natürlich, ich merke mir alles, was dir gefällt mia bella' Er häufte auch seinen Teller voll und nahm mir gegenüber Platz.
'Kannst du Italienisch?' fragte ich ihn skeptisch und er wurde leicht rot.
'Nein'
'Und woher weißt du das dann ?'
'Ich habs gegoogelt'
'Nein, bist du süß' lachte ich und sah, wie sein Kopf immer röter wurde.
'Guten Appetit, ich hoffe es schmeckt dir' wechselte er das Thema.
Die Nudeln schmeckten wirklich gut. Ich wusste nicht, dass Shawn kochen konnte. Nachdem wir aufgegessen und über die letzten Tage der Südamerikatour geredet hatten, half ich ihm gegen seinen Willen beim Küche aufräumen und wir machten es uns auf der Couch bequem.
Nachdem wir uns 5 Minuten über einen Film gestritten hatten, weil keiner einen aussuchen wollte, einigten wir uns auf Sieben Leben. Der Film war verwirrend, vor allem weil ich mich mehr auf Shawn als auf den Film konzentrierte. Mein Gesicht schweifte immer wieder vom Fernseher zu seinem Gesicht und wie fasziniert betrachtete ich lieber ihn als den Film. Die braunen Locken, die fast schon zu lang waren und ihm ins Gesicht fielen, seine Augen, die den Film in sich aufzusaugen schienen und einfach seine gesamte Mimik, die das Drama gebannt wieder spiegelte.
Ab und zu bemerkte er mein Beobachten und wand mir ein verschmitztes Grinsen zu. Wir saßen ganz dicht beieinander und ich spielte mit dem Gedanken, seine Hand zu nehmen, als er mir zuvor kam und seine große Hand mit der meinen verschränkte. Automatisch musste ich grinsen und das warme Gefühl in meinem Bauch hörte nicht auf. Es fühlte sich gut an, ich wollte mehr davon, aber auch nichts überstürzen. Ich bemerkte gar nicht, das der Film geendet hatte, erst als Shawn mich fragte, ob mir der Film gefallen hatte.
'Ja, er war in Ordnung'
'Die Stelle wo sie geheiratet haben fand ich schön' gab er zu und ich runzelte meine Stirn.
'Die haben doch gar nicht geheiratet oder ?' fragte ich, ein bisschen hab ich dann doch mitbekommen.
'Du hast ja doch aufgepasst' zog er mich auf und ich schlug ihm spielerisch auf den Arm.
Ich sah nach draußen, wo die Lichter Torontos klar schienen. Der Regen hatte aufgehört.
'Darf ich raus gehen ?' sah ich ihn fragend an.
Shawn nickte, stand auf und öffnete mir die große Glastür, die auf die Dachterrasse führte.
Ich ging auf das große Geländer zu und sah auf die Dächer Torontos. Vor mir irgendwo war der CN Tower und die Straßen unter mir schienen so klein. Es wehte ein leichter Wind, der in diesem April trotzdem frisch genug war, um mir einen Schauer über den Rücken laufen zu lassen.
Ich verschränkte die Arme unter meiner Brust, doch plötzlich legten sich zwei starke Arme um mich. Ich genoss die Nähe und kuschelte mich gegen Shawns Brust, der sein Gesicht zu mir runter beugte.
'Schön, oder'
'Ja' flüsterte ich und dreht mich zu ihm. So schön Toronto bei Nacht auch war, der schönste Anblick hier war immer noch irgendwie er. Ich legte meine Hände in seinen Nacken.
'Danke für den tollen Abend' meinte ich und er schmunzelte.
'Der muss noch nicht vorbei sein, du kannst gerne hier schlafen. Bei mir'
'Das Angebot nehme ich dankend an' grinste ich und verlor mich, wie schon so oft, in dem Braun seiner Augen.
In diesem Moment strömte alles auf mich ein, sein Geruch, seine Berührungen, sein Worte, die Art wie er für mich da war. Die Bemühungen, die er sich machte, die Herzlichkeit, die ihn ausmachte. Ich hatte noch nie einen so besonderen Menschen gefunden, einen Menschen, der mich so fühlen ließ.
Und während alle diese Gedanken und Eindrücke auf mich einprasselten senkte Shawn seinen Blick und kam meinem Gesicht immer näher. Er wollte mich küssen, das wusste ich. Und ich wollte es auch. Ich hatte noch nie ein so starkes Verlangen danach, einen Menschen zu küssen wie in diesem Augenblick. Mir war gerade egal, was für Konsequenzen dieser Kuss haben könnte, mir war egal, dass Shawn mein Boss war, in diesem Moment wollte ich einfach nur ihn.
Und in dem Moment, in dem seine weichen Lippen die meinen berührten wurde mir klar, dass es das ist, was ich in mein ganzes Leben lang spüren möchte.
DU LIEST GERADE
Toxic (Shawn Mendes)
Hayran Kurgu'Wir sollten nicht hier sein' flüsterte ich. 'Wir sollten das nicht tun' entgegnete er. Doch trotzdem taten wir es. Eine Geschichte über die Begegnung zweier Menschen. Zweier Menschen, die zusammen arbeiten. Zwei Menschen, die ihr eigenes Leben ha...