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Ich stand auf meiner Dachterrasse und starrte in die Ferne. 

Es ist komisch, ich hatte irgendwie alles und doch nichts. Mir war nichts mehr wichtig bis auf sie. 

Es gibt circa 3.85 Milliarden Frauen auf dieser Welt. Und sie sind mir alle egal, bis auf sie. 

Ich hasse mich dafür so gehandelt zu haben. Aber ich musste.

Vor drei Tagen sind erst Andrew, dann sie in meiner Wohnung aufgetaucht. Seit drei Tagen vegetiere ich vor mich hin. Aufgeräumt habe ich nur, weil meine Eltern mich besucht haben. Auf die Frage, was mit meiner Hand passiert ist, habe ich gesagt, dass ich beim Sport mal Boxen ausprobiert habe, aber die Bandagen nicht so gut gebunden waren. Über die Stelle an der Wand habe ich ein Bild gehangen, eine Weltkarte. 

Zu meinen Eltern sagte ich, ich würde kränkeln, sie hatten bemerkt, dass ich nicht so optimal gelaunt war.

Das einzige, was ich seit den letzten drei Tagen machte, war mich für das zu hassen, was ich getan hatte. Ich konnte nichts essen, nicht einmal zur Musik hatte ich Lust. Stattdessen saß ich den ganzen Tag herum, starrte durch meine Wohnung, alles hier verband ich mit ihr. 

In meiner Küche hatte ich für sie gekocht, auf meiner Terrasse hatten wir uns das erste Mal geküsst. In meinem Bad hatte ich ihr beim Schminken zu gesehen. Sie brauchte das nicht, sie war ohne viel schöner. In meinem Wohnzimmer hatten wir so viele Stunden auf der Couch verbracht, in denen wir uns einfach nur gehalten haben, Netflix lief nur nebenbei. Auf meinem Sessel hatte ich ihr gezeigt, wie man die ersten Akkorde auf einer Gitarre spielt. Meine ganze Wohnung war nur mein Zuhause weil sie da gewesen war. Doch jetzt fehlt sie und mit ihr das Zuhausegefühl.

Ich bekam laufend Nachrichten von Brian und Niall, Brian wollte was mit mir unternehmen, und Niall war in der Stadt und wollte mich besuchen.

Aber ich hatte keine Lust auf Besuch, ich hatte auf gar nichts Lust. 

Brian wusste von ihr, und ihm gegenüber zuzugeben, dass ich es mal wieder verschissen hatte, war mir unangenehm. 
Und Niall hatte genau das, was ich mir so wünschte. Er durfte mit Hailee zusammen sein,ohne das jemand etwas gegen die beiden hatte. Sie passte zu ihm und sie waren so glücklich. Ich war so neidisch auf ihn, was mich noch schlechter fühlen ließ, da ich es ihnen eigentlich gönnte.

Wie sollte ich in Zukunft mit ihr arbeiten können, ohne von Schmerzen zerrissen zu werden. Es ist schon schlimm ohne sie, aber sie zu sehen und immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, was ich verloren habe, war noch schlimmer.

Ich vermisste sie schrecklich.

'Shawn!' riss mich die laute Stimme meiner Schwester aus den Gedanken. Erschrocken drehte ich mich um. Aaliyah stand im Türrahmen gelehnt, die Arme verschränkt, grinsend.

'Was machst du denn hier ?' fragte ich sie überrascht.

'Danke', antwortete sie, 'Ich wollte meinen Bruder sehen. Und eventuell hat Mum auch gesagt, ich soll mal vorbei kommen, du sähest nicht gut aus'

Ich umarmte sie kurz und fest. Ich liebte meine kleine Schwester, doch seit sie in Vancouver studierte, sahen wir uns nicht mehr so oft. 

'Alles klar bei dir ?' sie sah mich prüfend an.

Ich nickte. Sie schüttelte den Kopf. 

'Lüg mich nicht an, Shawn. Ich kenn dich.' Sie zog mich in meine Küche. Der Geruch frisch gekochter Penne Spinaci kam mir direkt wieder in Erinnerung, meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen.

'Ich mach uns einen Kakao, wie früher.' meinte meine Schwester, während sie Tassen aus einem Schrank holte.

'Sag mal, wovon ernährst du dich eigentlich in letzter Zeit ?' fragte sie mich, als sie meine  Kühlschrank öffnete. Dort befand sich nur Milch. Und Käse, auf dem mittlerweile ein schöner Schimmel thronte. 

'Pizza' murmelte ich. Hätte ich nichts gesagt, wurde sie böse, das wusste ich. Ich bekam die letzten Tage aber einfach nichts herunter. 

'Shawn ?'

'Mh?'

'Was ist passiert ?'










Toxic (Shawn Mendes)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt