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Shawn,

ich würde dir gerne sagen, dass ich dich hasse. Ich hasse dich dafür, mich so verletzt zu haben, dass ich an nichts anderes mehr denken kann. Ich hasse es, dich wieder jeden Tag sehen zu müssen. Und ich hasse es, dich nicht ansehen zu können, weil ich weiß, dass es mir die Tränen in die Augen treiben würde. Jedes Mal, wenn wir in einem Raum sind, ist es wie ein Schlag in die Magengrube, bei dir zu sein und doch nicht bei dir zu sein. Ich hasse es, wie ich dich noch immer in allem sehe, in allem erinnere ich mich an dich. Ich kann keine Penne Spinaci mehr essen, ohne weinen zu müssen, ich gucke seit Wochen kein richtiges Netflix mehr, um mich nicht erinnern zu müssen, denn all diese verhassten Erinnerungen lassen mich nicht vergessen. Ich würde am liebsten vergessen, die letzten paar Monate, nicht nur die, in denen wir uns nahe waren, auch die, in denen wir Freunde wurden. Ich hasse diese Stelle, denn sie hat mir mein Herz gebrochen, aber sie hat mir auch gezeigt, was Liebe ist und wie schön Liebe sein kann. DU hast mir die Liebe gezeigt, Shawn, Ethan war nie mehr als ein guter Freund, der mich hintergangen hat, das weiß ich jetzt.

Weißt du, was am meisten verletzt ? Dass ich nicht einmal weiß, wieso. Ich wollte mich an diesem Abend bei dir entschuldigen, Shawn, aber dazu kam ich nicht. Ich schäme mich dafür, mich emotional vor dir entblößt zu haben, als ich dir gesagt habe, dass ich dich Liebe, denn direkt danach hast du mir einen Dolch ins Herz gerammt. Doch es ist nichts als die Wahrheit, Shawn, ich liebe dich mit allem was ich habe und das hasse ich am allermeisten. Dass ich dich nicht hassen kann, weil sich alles in mir dagegen sträubt, dich zu hassen, weil alles in mir nichts als Liebe für dich fühlt.

Isla

Mit zitternden Fingern legte ich den Brief aus der Hand. 

Isla liebte mich.

Ich meine, sie hatte es mir gesagt, aber ich dachte, dass, als ich sie zurückgewiesen habe, sie damit aufgehört hatte. Mir war klar, dass ich sie verletzt haben musste, aber das es ihr so schlecht ging ? Es tat weh, diese Zeilen zu lesen, aber das war alles, was ich noch von ihr hatte. Und es waren ehrliche Worte.

Ich war hin und her gerissen. Sollte ich versuchen, es ihr zu erklären ?
Aber würde sie mir überhaupt zuhören ?
Ich wusste nicht, was ich tuen sollte, aber ich konnte nicht nichts machen. Instinktiv stand ich auf, ich musste es ihr erklären, das war ich ihr schuldig. 

Hinter der Rezeption stand eine junge Frau. 

'Entschuldigen Sie bitte, ich würde gerne wissen,in welchem Zimmer ich Isla Brown finden kann' sprach ich sie freundlich an. Alles in  mir sehnte sich nach ihr. Nach ihrer Stimme, ihren Berührungen, ihrem Lächeln. Ich musste zu ihr. Jetzt.

'Miss Brown befindet sich in Zimmer Nummer 537. Kann ich sonst noch etwas gutes für Sie tuen, Mr Mendes ?' lächelte sie anzüglich, mir entging natürlich nicht, wie sie vorher mit ihrem Blick über meinen Körper gefahren ist und wie sie sich über die Lippen geleckt hat. Billiges Flittchen.

'Nein, danke, schönen Abend noch' Sie rief mir noch etwas hinterher, aber ich hörte das nicht mehr, ich wollte einfach nur noch zu Isla. Im Treppenhaus kam in mir die Panik hoch. Was, wenn sie mich nicht sehen wollte ? Was passierte, wenn sie mich sprechen ließ ? Und was, nachdem sie mich angehört hatte ?

Ich ging noch kurz in mein Zimmer zurück, um den Zettel zuholen. Er gehörte ihr, ich wollte ihn ihr auch zurück geben.

Als ich dann schließlich vor Zimmer 537 stand, machte ich mir fast in die Hosen vor Angst. Mein Selbstbewusstsein war wie weggeblasen und meine Faust zitterte als ich vorsichtig an die Tür klopfte. Ich hörte, wie sich etwas in dem Zimmer bewegte und als ich bemerkte, wie etwas am Schloss drehte rutschte mir das Herz in die Hose. Alles in mir schrie 'Lauf!', aber ich wollte nicht laufen, ich wollte es ihr endlich erklären.

Als Isla die Tür endlich geöffnet hatte und ich zögernd den Blick hob, starrte ich in erschrockene, kalte Augen.

'Was ?' fragte sie mich und sank ihren Blick Richtung Boden.

'Darf ich rein kommen ?' fragte ich leise.

'Ich glaube, das ist keine gute Idee Shawn.' wich sie aus.

'Schade', ich war enttäuscht, 'aber dann nimm wenigstens den an. Es tut mir Leid.' Ich drückte ihr den Zettel in die Hand, den sie ungläubig ansah, dann wendete ich mich ab. Wie konnte ich auch nur ansatzweise daran denken, sie würde mich reden lassen ?

'Warte' Ich stoppte.

'Komm rein' Sie sah mich zögerlich an, dann öffnete sie die Tür und ließ mich herein.

Isla nahm auf ihrem Bett Platz, ich saß auf einem Stuhl, der an einem kleinen Tisch stand.

'Woher hast du den ?' fragte Isla mich nachdenklich.

'Ich hab ihn gefunden, als du gefallen bist und ich deine Tasche aufgehoben habe. Ich weiß nicht, warum ich ihn eingesteckt habe, aber ich habe meinen Namen gesehen und ihn instinktiv festgehalten, das war nicht richtig, Isla, das tut mir Leid.'

Sie nickte, 'Schon in Ordnung, jetzt kann mans ja eh nicht mehr ändern'

Ich saß da und wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Mein Mund war staubtrocken und mir fehlten die Worte. Isla und ich saßen da, weiter voneinander entfernt als je zuvor und starrten in die Leere, bis die Worte auf einmal selbst ihren Weg fanden.

'Ist das wahr, was du geschrieben hast ?' 

Toxic (Shawn Mendes)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt