Kapitel 7

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Bienvenido

(Willkommen)

Er öffnet die Tür und geht hinein. Ich folge ihm.

Es sollte mich nicht überraschen, welche Person für das alles verantwortlich ist.
Es ist derjenige, der vor kurzem zu uns nach Hause kam und einfach so entschlossen hat, ich solle zu ihm gehen, bis Papá seine Schulden begleicht.
Wahrscheinlich lag ich einen Tag bewusstlos und wurde wie vereinbart abgeholt. Ich weiß nur nicht, wie lange das her ist. Stunden.. oder Tage?

Er sitzt auf einem Sessel und schaut ausdruckslos zu dem jungen Herrn neben mir.
Wir haben ihn wohl bei etwas gestört, denn die halbnackten Frauen vor ihm, ziehen sich fast schon genervt ihre Kleidung über.
,,Klopfst du nicht an?", sagt er mit seiner rauen Stimme und zündet sich eine Zigarre an.

,,Es gab ein Problem mit Pietro. Er hat sich wieder nicht an die Regeln gehalten."

In der Zwischenzeit schickt der anscheinende Boss, oder was auch immer er sein mag, die Frauen weg. Aber er ist doch viel zu jung, um ein Boss zu sein. Mit so jungen Jahren eine so hohe Position mit so viel Geld zu besitzen, das ist doch unmöglich. Und das Papá mit so einem Mann zutun hat, kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen.

,,Und das kannst du nicht am Telefon sagen, burro? Was fällt dir ein irgendwelche Kinder in mein Haus zu lassen?", beleidigt er ihn als Esel. Er sieht sehr genervt aus.

,,Sie braucht einen Arzt, Samuel. Schau sie dir doch an."
Ohne mich anzusehen, zieht er wieder an seiner Zigarre.

,,Sag mir, ist das gerade dein scheiß ernst?", steht er jetzt auf.
,,Dass du immer tust was dir in den Kopf kommt, gewöhnst du dir lieber ab. Wer zum fick hat dir erlaubt, sie einfach hierher zu holen? ", brüllt er schon fast. 

Ich kann mich kaum halten. Mein Körper tut immernoch weh.

,,Samuel. Bevor wir sie wieder wegschicken, sollten wir sie verarzten. Ich weiß, ich hätte sie nicht einfach mitnehmen sollen, aber... Sie ist keine Gefah-"

,,Nichts aber! Keine Diskussion, schick sie weg, bevor ich mich nicht selbst um sie kümmere. ", schallt seine kräftige und tiefe Stimme durch den Raum.

,,Meine Familie.. geht.. geht es ihnen gut?", platzt es aus mir heraus. Mein Gehirn hat schon lange Zeit nachgelassen. Ich realisiere gar nicht, in was für Gefahren ich mich begebe. Wie dumm ich bin, so respektlos mit jemanden zu reden, der wahrscheinlich machtvoller ist, als ich es mir vorstellen kann.
Dieser Mann neben mir scheint selbst seine Nervosität und Angst zu verstecken.
Der Boss sieht immernoch sehr wütend aus und ich hätte ihn wirklich nicht noch unterbrechen sollen.. Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist..
Er durchlöchert mich mit seinem zornigen Blick. Will er mich einschüchtern?
,,Wie war dein Name nochmal? Lucía?".
Ich.. ich kriege aufeinmal nichts aus meinem Mund raus. Er ist irgendwie angsteinflößend. Undurchschaubar.
,,Er hat dich was gefragt.", flüstert mir der Mann neben mir zu.

,,Eh...J-Ja...", sage ich leise, ,,Sie werden ihnen nichts tun, oder?"

Das letze woran ich mich erinnern kann ist Papá, der mich zu Boden geworfen hat und auf mich eingetreten ist. Er war betrunken, weil er mit so vielen Problemen zu kämpfen hat.
Ob sein Sturz kurz vor meinem Umbewusstsein nur ein Traum oder Einbildung war, kann ich leider nicht sagen. Lag ich einen Tag lang bewusstlos auf dem Boden, bis dieser Mann hier vor mir mich wie angekündigt abgeholt hat? Hat Papa mich einfach so hergeben lassen, ohne zu verlangen, dass ich erst zu Bewusstsein komme? Ist es ihm wirklich egal, was mit mir geschieht?

Mit langsamen Schritten, kommt er auf mich zu. Ich merke, wie er mich anstarrt, obwohl ich auf den Boden schaue. Ich zittere und kann mich kaum halten.
,,Ich weiß nicht, wenn du lieb zu mir bist, werd ich mir vielleicht Gedanken darüber machen.", sagt er und zieht wieder an seiner Zigarre, als er etwa 2 Meter vor mir steht.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt