Kapitel 25

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Aprender
(Lernen)

17h

Ich öffne langsam meine Augen und brauche einige Sekunden um mich zu orientieren. Ich liege auf dem Bett. Im Auto bin ich wohl eingeschlafen.. und habe nicht einmal mitbekommen, dass jemand mich getragen haben muss. Oder bin ich selbst kurz aufgestanden und in das Schlafzimmer gegangen? Daran müsste ich mich doch aber erinner, oder?
Wie auch immer.
Ich habe sehr lange geschlafen. Am Anfang habe ich noch schlecht geträumt, aber dann nicht mehr.

In diesem Zimmer aufzuwachen ist immernoch sehr komisch. Jedes mal wenn ich meine Augen schließe, stelle ich mich mir in meinem alten Zimmer vor. Klein, vollgepackt und dunkel.
Für wenige Sekunden vergesse ich dann, dass ich hier bin. Im Zimmer eines Mannes, den ich nicht wirklich kenne. In einer Villa irgendwo im nirgendwo, fast schon abgeschirmt von der Außenwelt. Und niemand kennt mich. Niemand sucht nach mir.

Ich steige aus dem Bett und schaue mich erst einmal um, ob Samuel nicht im Bad oder in dem Zimmer mit den vielen Klamotten ist. Aber er muss wohl arbeiten.

Ein Blick an mir herunter. Ich habe noch die Sportkleidung an.

Und als würde Martilda meine Gedanken lesen können, betritt sie den Raum mit neuen Klamotten in der Hand. Sie strahlt und diesmal viel mehr als sonst. Wurde sie befördert oder so etwas?

,,Ich habe gehört, dass Sie aufgestanden sind. Hier, Kind. Ich hoffe Sie haben gut geschlafen! Duschen Sie sich erst einmal und ziehen Sie sich das hier an, dann gibt's Essen.", zwinkert sie mir zu.
,,Sie können mich doch Duzen."
,,Das ist schwerer als Sie.. als du denkst.", lächelt sie und verlässt dann zügig das Zimmer.

Ich dusche mich also und ziehe die schwarze Hose und das weiße lockere Oberteil an. Dabei kann ich nie meine Augen von der Türklinke entfernen, weil ich immer angst habe, Samuel würde die Tür aufreißen und mich ohne Kleidung sehen. Deswegen schließe ich ab und gehe 10 oder sogar 20 mal sicher, dass niemand hereinkommen kann.

Meine Haare föhne ich und binde mir dann meine hellbraunen langen Haare zu einem Zopf. Es ist anstengend sich so lange auf den Beinen halten zu müssen, wenn dich Muskelkarter und Kopfschmerzen plagen. Die Augenringe wollen auch nicht verschwinden, was ich zwar bei meiner momentanen Lage verstehen kann.. Aber trotzdem bin ich es nicht gewohnt.

Martilda hat mir noch gesagt, ich solle diese Tücher für mein Gesicht benutzen, weil sonst die Schminke nicht gut abgehen würde.

Als ich fertig bin, warte ich auf Martilda, die mich wenig später an die Hand nimmt und durch die Flure führt. ,,Wo gehen wir hin?", frage ich verwirrt, doch sie antwortet nicht und grinst nur.
Die Treppen hinunter öffnet sie die Tür zu einem Raum mit einem riesigen braunen Tisch, der in die Länge gezogen ist. Ich staune nicht schlecht, das sieht alles so edel und teuer aus. Die Gemälde, die Kommoden, die Vasen, die Deko auf dem Tisch, der gigantische Kronleuchter. Sogar der Boden ist beeindruckend und glänzt so schön. Aber dürfen wir hier überhaupt sein? Sonst durfte ich das Zimmer ja auch nicht verlassen.

,,Ich habe lange mit ihm diskutiert, wir sollen mehr auf Ihre Ernährung achten und Sie in Zukunft im Esssaal essen lassen, das hat Samuel mir aber immer abgeschlagen. Und sieh an: wir stehen letztendlich doch hier.", lacht sie fröhlich.
,,Das 'wieso' quetsche ich noch aus ihm heraus. Also, setzen Sie sich ", drückt sie mich auf einen bereits gedeckten Platz. Mir entflieht ein kleines Lachen, weil sie sich so sehr freut. Sie scheint sich gut mit Samuel zu verstehen.
,,Wow. Sie sollten wirklich öfter lachen. Wunderschön. So gefallen Sie mir tausend mal mehr, falls das überhaupt noch möglich ist.", bleibt sie kurz stehen und wird fast schon ernst, lächelt dann aber wieder.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt