Alenia

Kapitel 48

Nuevo trato
(Neuer Deal)

Ich visiere das Ziel an und schieße drei mal, nur um dann zu sehen, dass ich bei jedem einzelnen Schuss daneben geschossen habe.
Das bringt nichts..
Ich schaue zu Samuel hoch.
,,Weißt du auch sicher wo das Ziel ist?", scherzt er anscheinend rum. Ja, ich weiß wo das Ziel ist, meckere ich in mich hinein. Will er mir jetzt beibringen zu schießen oder was.
,,Weiter", nickt er mir zu.
Also schieße ich weiter, bis die Munition leer ist. Der Laut der Waffe ist auch mit diesem Ohrenschutz schmerzhaft. Wie hält er das dann ohne aus?
,,Nachladen.", befielt er und reicht mir neue Munition, die ich stumm in die Waffe einsetze.
Ich schieße auch dieses Magazin leer und treffe dann bei den letzten zwei Kugeln tatsächlich das Ziel. Ich freue mich, weil ich nicht gedacht hätte, dass ich mal treffen würde.
,,Das war ziemlich schlecht.", ruiniert er meine Positivität. Was hat er erwartet? Dass ich überraschender Weise wie er das Ziel 20 mal an der gleichen Stelle treffe? Das ist kein Ponyhof, sondern pure Realität. Meine Arme tun weh, genauso wie meine Finger. Der Rückschlag der Waffe ist enorm, was man von einer 'kleinen' Pistole nie erwarten würde.

Er nimmt mir die Waffe ab, läd sie erneut nach und stellt sich dann hinter mich. Während er das schwere Metall in meine Hände legt, schaue ich nur nervös über meine Schulter.
Er korrigiert meine Körperhaltung und meine angespannten Arme.
,,Konzentrier dich, atme tief ein und aus. Visier einen Punkt an. Leg die Waffe nicht ab, nachdem du abgeschossen hast. Lass das Ziel nicht aus den Augen.", verschrenkt er seine Arme vor die Brust.
Ich atme tief ein und aus, suche mir einen Punkt.

Dann schieße ich.

Ich habe zwar getroffen, aber auch nur gerade so.
Ich lasse genervt meine Arme sacken.

,,Ich kann das einfach nicht... Können wir das nicht für heute sein lassen? Außerdem tun meine Finger weh.."
,,Wir haben erst angefangen und du willst schon aufgeben? Konzentrier dich und versuchs nochmal.", sagt er streng. Ich seufze leise und visiere wieder das Ziel an.
,,Bleib ruhig. Finde einen guten Punkt.", will er mich wohl etwas motivieren.

Also atme ich erneut ein und aus.
Tief.
Ruhig.
Finde einen Punkt.
Finde einen Punkt.
Ein und ausatmen.
Ein und ausatmen.

Dann halte ich die Luft an.
Und schieße.

Volltreffer.
Ich lächle stolz und drücke selbst den Knopf, den die Zielscheibe zu uns herbewegt.
,,Wow, voll ins schwarze!", bewundere ich mich selbst.
Das war ein wirklicher Volltreffer.
Ob Samuel das genau so sieht? Ich zeige ihm stolz mein Meisterwerk, doch er starrt stattdessen mich an.
,,War das nicht gut?", frage ich verwirrt. Wahrscheinlich nicht. Wenn es nach ihm ginge, hätte ich schon beim ersten Versuch treffen sollen.
Statt mir zu antworten, legt er seine Hand um meinen Kinn.
,,Was.. ist?", frage ich und lege meine Hand auf sein Handgelenk. Was hat er jetzt schon wieder?
,,Dieses Lächeln", fängt er an. ,,Könnte ich mir stundenlang anschauen". Sein Atem streift über meine Lippen.

Hitze macht sich in meinem Gesicht breit. Ich drehe mich von ihm weg. ,,Lass das."
Ich sehe schon kommen, wie er mich im nächsten Moment teuflisch angrinst, weil er sich wieder einen Spaß erlaubt. 
Überfordert lege ich die Waffe ab, nur um mir dann meine blöden Haare aus dem Gesicht hinter meine Ohren zu legen. Ich sehe von der Seite, dass er mich immernoch ansieht, also erwidere ich genervt seinen Blick.
Und er grinst, wie erwartet.

,,Hör auf damit.."

,,Ich versuche ehrlich zu sein, daran hast du was auszusetzen?"
Er deutet wohl auf das was ich letztens zu ihm gesagt habe, er solle mir keine Lügen mehr erzählen.
,,Das meinte ich aber nicht mit 'keine Lügen mehr'!", sage ich verzweifelt.
Er nickt nur. Und lacht wahrscheinlich innerlich in sich hinein.
,,Reicht für heute.", beendet er offiziell das Training. Endlich. Aber ich hatte erwartet, dass dieses Schießtraining länger geht. Entweder war ich viel zu schlecht und er hat die Hoffnung aufgegeben, oder meine Leistung hat ihm genügt. Was ich aber stark bezweifle.
Gemeinsam verlassen wir das Gebäude. Ich nehme mir vor nicht zu vergessen Mia heute Abend eine Nachricht zu schreiben und sie wegen meiner momentanen Lage zu informieren. Sie muss wissen, dass egal wo Samuel und ich hingehen werden, überall Wachmänner versteckt sein werden. Das verkompliziert meine Flucht nurnoch, aber was soll ich machen...