Kapitel 26

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Que no
(Nicht)

So viele Tests. So viele Fragen. Was tust du, wenn dies geschieht oder wie verhältst du dich, wenn das passiert.

Und dann hat er mir noch stundenlang erzählt, wie ich in Zukunft zu reden und mich zu verhalten habe.

Zusmmengefasst, darf ich lediglich 'Hallo' und 'auf Wiedersehen' sagen.

Lächeln, aber nicht so sehr. Essen, aber nicht zu schnell. Reden, aber nicht zu viel. Elegant sein. Selbstsicher. Ruhig. Überlegen.
Irgendwann hat mein Kopf nach seinen ganzen Benimmregeln schluss gemacht.
Und er will auch jetzt nach gefühlten Stunden einfach nicht aufhören. Ich schaue ihn nur an, während er vor sich hin plappert.

,,Es ist umso wichtiger, niemals unaufmerksam zu sein. Überall könnte Gefahr herumlungern."

Die Tür öffnet sich plötzlich, während der Mann mir gegenüber immernoch redet.
Als er sieht, wer den Raum betritt, wird er komplett still und erhebt sich.
Ich drehe meinen Kopf neugierig zur Tür.
Es ist Samuel..
Er beachtet mich selbstverständlich nicht und nickt währenddessen dem Mann zu, er solle herauskommen.
,,Natürlich", sagt der Mann verstehend.

Er geht um den Tisch herum zu Samuel. Beide gehen vor die Tür und lassen mich hier in diesem dunklen, gruseligen Raum sitzen. Das Licht flackert und ich spüre jetzt wieder die Kopfschmerzen, die ich wie so oft versuche auszublenden.
Wenn Samuel auftaucht, werde ich immer unruhig. Mein Herz klopft immer stärker und schneller. So kann ich das Gespräch, welches sie draußen führen, gar nicht mitverfolgen.
Samuel macht mir nach wie vor angst und ich kann ihn immernoch nicht einschätzen. Aber offensichtlich bin ich nicht die einzige. Jeder hier fürchtet sich irgendwie vor ihm..

Ich richte mich angespannt auf, als sich die Tür wieder öffnet.
Ich bewege mich nicht, sondern warte einfach ab, was als nächstes auf mich zukommt.
Der Mann räuspert sich. ,,Sie werden oben erwartet. Lassen Sie sich dann vom Personal begleiten.", lächelt er halbherzig. Er hat mir gerade noch erklärt, wie man gut lügt. Und jetzt will er mir dieses aufgesetzte Gesicht verkaufen.

Samuel muss wohl wieder gegangen sein, denn von ihm ist keine Sicht mehr.

Ich brauche einige Sekunden, um das was der Mann gerade gesagt hat zu verarbeiten. Dann erhebe ich mich endlich und gelange in den Flur hoch die Treppen hinauf.
Selbst die Treppen zu besteigen erweist mir als eine Herausforderung, weil meine Muskeln sich immernoch nicht erholt haben. Sie sind schlaff, genauso wie meine Energie. Wann kann ich mich endlich erholen?

***

Der Flur hier oben ist sehr breit und durch die ganze Beleuchtung schön hell.
Kein Personal ist in Sicht, deswegen gehe ich etwas langsamer. Vielleicht kommt gleich jemand.
Solange schaue ich mir die vielen Gemälde an den Wänden an. Die sehen alle sehr einzigartig und wertvoll aus. Mit Ölfarbe gemalt, glaube ich.
Samuel muss wirklich unglaublich reich sein. Und ich frage mich, was er beruflich macht. Ich dachte ja am Anfang er wäre der Boss von meinem Vater, ein Geschäftsmann.
Aber auch als Geschäftsmann hat man unmöglich so viel Geld, oder?

Er muss das alles geerbt haben, anders kann ich es mir nicht erklären. Vielleicht gehört diese Villa auch seinem Vater und garnicht Samuel selbst. Aber das ist nicht mein Problem. Ich werde hier ja nicht lange bleiben.

Den langen Flur entlang, biege ich wahrscheinlich 6 Minuten später in einen anderen Flur, der mich nach einigen Metern in einen offenen Raum führt. Es ist wie ein Wohnzimmer eingerichtet und gegenüber der riesigen Couch ist eine Wand bestehend nur aus Glas. Man kann von hier aus den Garten erblicken.
Durch Scheinwerfer, die ganz hinten draußen im Garten an den riesigen Wänden herunterragen, kann man den riesigen Pool sehen. Es ist bereits dunkel geworden.
Wirklich schade, dass niemand den Pool benutzt. Aus dem Zimmer, indem ich schlafe, habe ich gute Sicht darauf. Jeden Tag beobachte ich alles, was im Garten geschieht. Die Wachmänner laufen nur alle paar Minuten hin und her. Ansonsten passiert hier nichts Großartiges.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt