Alenia

Capítulo 8

No puedo comprar
(nicht käuflich)

Ich ziehe das erste Kleid an. Es ist eng und figurbetont, wie ich erwartet hatte. Der Stoff ist stechend gelb, am Ärmel ist ein Gesteck aus weißem Gewebe, die wie eine Blume aussieht.
Mir wird beim verschließen des Reißverschlusses geholfen. Im Spiegel betrachte ich mich selbst.
Für meinen Geschmack hat das Kleid einen viel zu tiefen Ausschnitt.
Es ist zwar schon irgendwie schön, aber einfach unpassend. Ich denke nicht, dass soetwas bei einem Familientreffen angebracht wäre.
Wenn ich neue Kleider brauche, um seine Familie kennenzulernen, dann sollte ich mir etwas schlichteres aussuchen.
,,Der Señor möchte Sie sicher sehen. Sie sehen fabelhaft aus!", meint die Angestellte. Es ist nicht die Frau, mit der ich vorhin die Kleider ausgesucht habe.

Ich schüttle leicht lächelnd den Kopf.
,,Ich denke ich sollte mich einfach nur beeilen, er hat sicher viel zutun. Das Kleid ist sehr schön, aber ich suche etwas.. ehm schlichteres, wissen Sie? Vielleicht mit weniger Ausschnitt...?", sage ich unsicher. Ich versuche so nett wie möglich zu sein. So ein Job muss anstrengend sein, ständig nach der Nase des Kunden zu tanzen und ihm versuchen alles recht zu machen. Ich kann mir vorstellen, wie schlecht die meisten hier schon behandelt wurden.
Sie nickt freundlich und reicht mir das nächste Kleid, dass sie als passend empfindet.
,,Wie finden Sie dieses Modell? Neueste Kollektion, der Schnitt passt perfekt zu Ihrem schönen Dekolleté und ist nicht zu tief."
Ich nehme das Kleid an mich und ziehe es an. Es ist silber und schulterfrei. Der Stoff gefällt mir, der ist nicht so schwer. Ich mag es, wenn es etwas luftiger ist.

Wieder betrachte ich mich im Spiegel.
Das Kleid ist wunderschön und fällt locker über meine Knie.
Die lächelnde Frau neben mir macht mir Komplimente und sucht mir weitere Kleider aus, die mir stehen könnten. Sie meint ich hätte eine schöne Haut und sie bewundert meine Figur. Vermutlich ist das Teil ihres Jobs, den Kunden Komplimente zu machen, um ihnen ein gutes Selbstwertgefühl zu geben. Denn mein Körper ist wie jeder andere auch, nichts besonderes. Einfach durchschnittlich.
Aber Komplimente machen ist schließlich kein Verbrechen, deswegen nehme ich sie gerne an.

Ich mache mir wieder zu viele Gedanken.
Ich sollte das hier einfach genießen.
Es ist schon komisch. Mich in diesem teuren Kleid, in diesem pompösen Laden zu sehen. Wie respektvoll ich behandelt werde. Ich bin es nicht gewohnt, einfach gesehen zu werden. Anerkannt und bewundert zu werden.
Bis jetzt ist man doch immer nur auf mich herumgetreten. Mehr nicht.
Vielleicht wird es ja Zeit, dass sich das ändert.

Ich ziehe die nächsten Kleider an und sortiere mit der Frau die Sachen, die mir am wenigstens gefallen, aus. Ich hätte nicht gedacht, dass das so mühsam sein kann. Wir haben kaum angefangen und ich bin jetzt schon erschöpft.
Das letzte mal das ich mir selbst etwas zum Anziehen aussuchen konnte, war als mamá noch da war. Seit ich aber mit papá und Lucía zusammengezogen bin, habe ich immer Lucías alte Klamotten bekommen. Was mich ja auch nie besonders gestört hatte. Sie hatte aber immer neue Klamotten kaufen dürfen.

,,Also der Blauton Ihres Kleides, mit dem Sie vorhin hereingekommen sind. Der hat Ihnen super gestanden! Vielleicht suchen wir Ihnen in diesen Tönen noch ein paar Kleider heraus, da haben wir sicher noch welche zur Auswahl.", zwinkert sie mir zu.

,,Finden Sie?", frage ich unsicher. Die Farbe hat mir auch ziemlich gefallen. Ich war mir aber unsicher, ob es mir wirklich steht.

,,Aber natürlich! Dieses helle Blau steht nicht jedem, aber zu Ihrem Hautton und Ihren traumhaft schönen blauen Augen passt es wie angegossen. Da haben Sie sich das perfekte Kleid ausgesucht!", schwärmt sie begeistert und geht dann auch schon aus der Umkleidekabine, um mir neue Kleider zu bringen.

Hellblau steht mir also. Das wusste ich nicht.
Ich fasse es nicht, dass Samuel mehr Geschmack hat, als ich.
Vielleicht sollte ich ihn fragen, welches von den vielen Kleidern hier mir am besten stehen könnte. Wenn er sich gut auskennt, dann muss ich mir nicht so den Kopf zerbrechen.