,,Das wars für heute.", sagt er und entfernt abrupt seine Hand von meiner Wange. Er muss wohl meinen verwirrten Blick gesehen haben, vermischt mit meinen immernoch feuchten Augen.
Mir ist wirklich schwindelig geworden, ich konnte gar nicht mehr klar denken. Geschweige denn, richtig sehen.Ich will eigentlich gehen, aber je länger ich brauche das alles drauf zu haben, was er von mir verlangt, desto mehr Tage muss ich in Gefangenschaft leben.
Wieso hat er überhaupt meine Wange angefasst? Vielleicht war mein Gesicht zu rot oder so.. anders kann ich mir sein Verhalten nicht erklären. Er tut immer Dinge, die ich nicht verstehe.
,,Es geht mir gut."
,,Ach, aufeinmal gefälltst dir hier?", sagt er und nimmt das Verband, dass er vorhin um seine Hand gewickelt hat, wieder ab.
,,Es.. Es gefällt mir hier nicht. Aber ich will es schnell hinter mich bringen." , sage ich etwas zu leise. Ich sollte vielleicht an meiner Stimmlage arbeiten..
Er schaut von seiner Hand kurz hoch und bindet dann wieder das Verband weiter ab. Seine Haare fallen ihm leicht ins Gesicht.
Ich dachte er wolle irgendetwas sagen, stattdessen seufzt er nur.
,,Schau.", versuche ich ihn zu überzeugen und zeige ihm, wie ich langsam den Boxsack so schlage, wie er es mir gerade gezeigt hat.
Ich wollte das alles wirklich nicht machen und als er sagte, ich solle 50 Runden laufen, da sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt. Aber schließlich hängt es an meiner Leistung ab, wie lange ich noch bei Samuel bleiben muss.,,Wenn ich sage, dass wir gehen, dann gehen wir auch.", bestimmt er genervt und lässt mit seiner tiefen Stimme kein Platz für Widerrede.
,,War.. war das nicht gut?", frage ich unsicher und schaue auf meine Faust. Er sagte auf diese Knochen.. Und dann das Handgelenk so drehen.
Ich wiederhole den Schlag nocheinmal für mich. Also eigentlich.. eigentlich sieht das doch ganz gut aus. Oder nicht?Ich schaue wieder zu Samuel und sehe, wie er mich beobachtet. Sind seine Mundwinkel gerade leicht hochgezuckt? Er macht sich lustig über mich. Toll.
Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll oder wie ich reagieren soll, deswegen probiere ich den Schlag einfach nochmal aus. Dann nochmal und etwas doller. Es tut tatsächlich nicht mehr so dolle weh.Nach mehreren Schlägen höre ich auf und drehe mich zu Samuel um.
Meine Augen suchen nach ihm, aber er ist verschwunden. Wo ist er hin, er war doch vor ein paar Sekunden noch hier? Hat er sich weggeschlichen?
,,Er wird bald wieder zurückkommen, Miss.", sagt jemand aus einer Ecke. Ich drehe mich erschrocken um.
,,Ich solle Sie solange so gut es geht trainieren.", sagt der Muskelprotz Ricardo und tritt hervor. Wie ist er hier reingekommen, ohne dass ich etwas gemerkt habe? War ich denn gerade so konzentriert?
Ich bin auch verwirrt, dass mich Samuel alleine lässt, gebe mich aber mit der Tatsache zufrieden. Schließlich setzt mich Samuel auch nur unter Druck.
,,Also.. Du willst mich trainieren?"
,,Jawohl, miss. Wenn Sie erlauben?", fragt er höflich, obwohl ich ihm auch wenn er gemein wäre alles erlauben würde. Er macht mir schon etwas angst.
Er übt mit mir nocheinmal das Boxen und wie ich mich verteidige. Dabei macht er alles immer vor und bittet mich ihm nachzumachen. Das ist so viel angenehmer.
Nachdem wir lange geübt haben, machen wir eine kleine Pause. Naja... eigentlich bin ich diejenige, die auch wirklich eine Pause gebraucht hat. Ricardo der Muskelprotz ist noch total fit.
,,Kannst du mir sagen, wie spät es ist?", frage ich ihn nett. Das letzte mal habe ich ihn auch nach der Uhrzeit gefragt, nur da wollte er nicht ein einziges Wort mit mir wechseln. Da war ich in der Zelle eingesperrt und er mit dem Rücken zu mir gerichtet. Es wirkte so, als würde er meine Sprache nicht verstehen.
,,3:49h, Miss.", antwortet er sofort.
,,Danke", sage ich nett und trinke etwas Wasser. ,,Möchtest du auch?", biete ich ihm zu trinken an.
Er schüttelt seinen Kopf ,,Nein, danke."
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Alenia
RomanceAlenia ist dieses Mädchen, die jeder irgendwie versucht zu sein. Barmherzig, gutgläubig und selbstlos. Aber in der Welt in der sie geboren ist, sind diese Charaktereigenschaften eher ein Fluch, als ein Segen. Ihr Leben stellt sich komplett auf den K...