Kapitel 11

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La disyuntiva
(Die Wahl)
 

Ich versuche aufzustehen, wieso auch immer, aber ich werde wieder auf meine Knie geworfen. ,,Lasst mich los!", sage ich ausser Atem, als einer an meinen Haaren zieht.
Der Boss schaut die Männer an, die dann sofort die Finger von mir lassen und einen Schritt zurück gehen.

,,Weißt du eigentlich, was du da sagst?"

Nein, weiß ich eigentlich nicht. Aber solange ich Papá vor dem Tod bewahre, ist mir alles egal.
Ich habe es Mamá versprochen.
Ich habe ihr dabei in die Augen geschaut, kurz bevor sie starb.

,,Bitte, mein Vater darf nicht sterben..", flehe ich ihn verzweifelt an.

,,Wie rührend."
Er kommt näher zu mir und hockt sich vor mich hin, greift dabei mein Kinn. ,,Willst du dich wirklich für den Mann opfern, der dich wie Dreck behandelt.. dich windelweich geprügelt und ohne zu zögern einem fremden Mann überreicht hat, der sonst was mit dir angestellt hätte?"

Ich war nie eine Tochter für ihn, das weiß ich. Aber meine Mutter hat diesen Mann geliebt. Wäre dieser Mensch so schlecht, dann hätte meine Mutter sich nicht für ihn entschieden.

,,Ich bin mir sicher.."

Er runzelt leicht seine Stirn, als wäre er unglücklich mit meiner Entscheidung.
Er steht auf und geht aus der Tür.
,,Lasst ihn am Leben.", sagt er zu seinen Männern.
,,Sie kommt mit mir."

Ruckartig werde ich auf die Beine gestellt und raus gebracht. Ein letztes mal schaue ich in Papás und Lucías Gesicht, die nichtmal in meine Richtung schauen.

Draußen angekommen, sehe ich wie der Boss in ein Auto steigt. Ricardo begleitet ihn.
Ich werde zu einem anderen Wagen gebracht. Wir fahren los.

***

Nach einer gefühlten Ewigkeit, verlangsamt sich das Auto. Inzwischen habe ich mich etwas beruhigt, obwohl mein Kopf immernoch dröhnt.

Wir sind nicht die gleiche Strecke gefahren, wie davor. Das heißt, wir fahren nicht zurück in die Villa, inder ich das letzte mal gebracht wurde.
Ich blicke aus dem Fenster. Die Schmerzen in meinen Armen habe ich inzwischen ausgeblendet.

Ein riesiges Tor öffnet sich und wir fahren auf ein prachtvolles Grundstück. Links und rechts sind wunderschöne Blumen und Palmen, die meine Augen auf die gigantische Villa lenken. Das ist noch größer als die Villa, in der ich zuvor gebracht wurde. Auch hier sind wieder einige Männer in Anzügen verteilt.

Der Wagen bleibt an einem Kreisel vor der Eingangstür stehen, wo mir dann die Tür aufgemacht wird.
,,Willkommen, Señora.", begrüßt mich eine Dame, die mich aus dem Wagen bittet. Als ich ausgestiegen bin, entfernt sie meine Handschellen und begleitet mich mit in die Villa, bis hoch in ein Zimmer.

,,Sie sollen es sich bequem machen, hier werden Sie schlafen. Geben sie mir ihre Sachen und gehen Sie duschen, dann lege ich Ihnen neue Klamotten hin.", lächelt die Dame fröhlich. Ich nicke aufgesetzt freundlich und warte, bis sie geht.

,,Also?", fragt sie. Ich schaue sie verwundert an.
,,Sie brauchen sich doch nicht zu schämen, na los! Geben Sie mir schon ihre Kleidung!", lacht sie amüsiert.
,,T-tut mir leid..", sage ich und fange an, meine Kleidung auszuziehen.

,,Wieso denn so ein Gesicht?", fragt sie nebenbei, als sie in das Badezimmer geht. Ich antworte nicht, falte währenddessen meine Klamotten zusammen und folge ihr ins Bad.

So ein riesiges Badezimmer. Die Fliesen sind dunkelgrau, genau wie die Wände. Und das Waschbecken aus Marmor, so nennt man das glaube ich.
Der Geruch gefällt mir auch.

,,Ab in die Dusche mit dir.", sagt die Dame und nimmt mir sie Klamotten ab. ,,Ich verschwinde auch!", lacht sie fröhlich.
Sie schließt die Badezimmertür hinter sich und geht.

Die Dusche ist wirklich sehr groß und ich hätte sie fast nicht erkannt. Nur die Glastür und der Wasserkopf machen die Merkmale einer Dusche erkennbar.

Ich ziehe meine Unterwäsche aus und dusche. Diesen ganzen Dreck von meinem Körper zu spülen, tut sehr gut, auch wenn dieses Shampoo nur für Männer ist.

Ich frage mich wirklich, was ich hier suche. Und wo ist der Boss eigentlich? Ich glaube, sein Name war Samuel..
Als ich mich für Papá geopfert habe, da habe ich mit dem Tod gerechnet. Ich wollte die Kugel für ihn einfangen... also wieso wird mir jetzt ein Zimmer in einer Villa geboten?

Wurde ich vielleicht verkauft, und ein perverser alter Mann wird mich als sein Dienstmädchen einstellen?

Ich steige seufzend aus der Dusche. Etwas dagegen tun kann ich sowieso nicht. Wenn ich weglaufe, werden Papá und Lucía drunter leiden.

Ich wickle mich in ein Tuch und stelle mich vor den Spiegel. Wenig später kommt auch die Dame, die darauf besteht meine Haare zu föhnen und mich förmlich in Pflegeprodukten zu baden.
Nachdem sie fertig ist, nimmt sie meine Unterwäsche und geht wieder.
,,Ich brauche dich ja nichteinmal schminken. So eine Naturschönheit, das ist schon eine Frechheit!", höre ich sie noch sagen.

Wenig später gehe ich wieder in das Schlafzimmer, um mir etwas anzuziehen.
Auf dem Bett liegt neue Unterwäsche und ein schwarzes Kleid, dass man nichtmal wirklich als Kleid bezeichnen kann. Das ist nur ein wenig Stoff... das wars. Das werde ich auf keinen Fall anziehen. Sowas ziehen nur Erotik- Frauen an, oder wie die heißen!
Ich schaue mich im Zimmer nach anderen Klamotten um, aber es gibt nichts anderes.

,,Sie sollen in 10 Minuten fertig sein, Señora.", ruft jemand durch die Tür.

Wofür fertig sein? Wieso soll ich soetwas anziehen?

Ich schaue mich nochmal um und entdecke eine weitere Tür, die ich auch betrete.
In diesem Raum ist nur Kleidung. Aber keines der vielen Klamotten sind für Frauen. Die sind alle für Männer.. in grau, weiß, schwarz.
Allein der Geruch gehört der eines Mannes. Ich darf vielleicht nicht hier sein, aber ich könnte doch etwas von den Hemden anziehen.. oder?
Nein, das wäre nicht richtig.
,,Sie sollten jetzt fertig sein!", klopft jemand an der Tür und setzt mich somit unter Druck.

Was.. was soll ich tun? Soll ich einfach das tun, was man von mir verlangt? Ich kann nicht einfach ein Oberteil eines Mannes anziehen, den ich nicht kenne. Das würde mich nur noch mehr in Schwierigkeiten bringen.
Aber dieses Kleid will ich auch nicht anziehen. Das bin nicht ich. Ich ziehe soetwas nicht an.

Ich nehme mir also entschlossen die Unterwäsche, die mir auf das Bett gelegt wurde und eines der vielen Hemden, die sehr geordnet im Schrank liegen. Das Hemd ist mir zwar viel zu groß, aber es ist besser als nichts.

Was soll schon passieren?

Ich stelle mich vor den Spiegel und betrachte mich. Die Wunden im Gesicht sind schon fast verheilt.
Ich lächle mich aufmunternd an und seufze. Dann schaue ich mich nochmal im Zimmer um. Es ist sehr schön und modern hier.

Ich möchte mich gerade auf das Bett setzen, als die Tür aufgemacht wird.
Ich erstarre.
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Voten nicht vergessen! ♡♡

Ich habe das Buchcover geändert, weiß aber noch nicht, ob ich es behalte ♡

Bis zum nächsten Kapitel ♡♡

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt