Ich steige erschöpft die Treppen hoch und gehe schleichend ins Schlafzimmer. Ich atme erleichtert aus als ich höre, dass Samuel duscht. Solange kann ich mir überlegen, wie ich ihn etwas beruhigen kann. Er ist nach wie vor von mir genervt, auch wenn er es mir nicht direkt ins Gesicht gesagt hat, weiß ich es genau. Lucía hat unten ein Gästezimmer bereitgestellt bekommen. Ich wusste ja gar nicht, dass es auch unten Gästezimmer gab. Man lernt ja jeden Tag etwas Neues. Das Zimmer schien ihr sehr zu gefallen, am meisten wohl das große Bett, auf das sie sich sofort falle lies.
Was soll ich jetzt aber mit Lucía machen? Sie muss sich wirklich eine Unterkunft suchen, nur wie soll sie das anstellen? Ich weiß nicht, ob sie Freunde hat, die sie zu sich aufnehmen würden. Geld hat sie sicher nicht, da sie ja noch nie gearbeitet hat. Aber meine Spardose, die könnte ich ihr geben. ...Obwohl sie das Geld auch nicht lange über Wasser halten wird.Ich werde später vielleicht nochmal nach ihr sehen, morgen aber erst mit ihr reden.
Als ich mich auf das bequeme Bett und schaue zur Seite, öffnet Samuel die Tür vom Badezimmer. Mit der Öffnung der Tür, entflieht der warme Dampf der Dusche in das Zimmer und breitet sich aus.
Samuel kommt noch nass aus der Dusche, trocknet sich während er in sein Ankleidezimmer geht die nassen Haare mit einem seiner seidigen Handtüchern. Ich sollte warten bis er sich umgezogen hat und dann mit ihm reden.Oder sollte ich jetzt mit ihm reden?
Nein, ich warte lieber.
So lange braucht er ja nicht, sich umzuziehen.
Oder sollte ich doch jetzt lieber die Chance ergreifen?,,Was ist?", spricht er aus dem Ankleidezimmer. Jetzt bin ich wirklich davon überzeugt, dass er meine Gedanken lesen kann. Er sieht mich nicht und weiß direkt, dass mir etwas auf dem Herzen liegt. Dabei hat er mich beim vorbeigehen kaum angeschaut.
,,Wegen heute.. ich wollte mich bedanken..", sage ich. Es ist komisch mit ihm zu reden und ihn dabei nicht ins Gesicht sehen zu können. Was denkt er? Er zeigt ja sonst auch kaum Reaktionen, aber ab und zu kann ich dennoch in seinem Gesicht sehen, was er wahrscheinlich denkt... zumindest ob er sauer oder mal besser gelaunt ist.
Er antwortet nicht. Also gehe ich zur Tür, die zum Ankleidezimmer führt. Ich knete unsicher meine Hände.
,,Bist du... sauer?", will ich wissen. Zuerst lässt er mich wieder nur auf eine Antwort warten.
Doch dann stellt sich Samuel ebenfalls an die Tür und sieht mich aus seinen grauen Augen an.
Er trägt, so wie er es gerne tut, wieder nur eine Jogginghose. Das weiße Handtuch hält er mit seinen beiden Händen um seinen Nacken. Er schaut zu mir runter, seine feuchten Haare fallen fast in sein Gesicht. Ich habe es sicher schonmal erwähnt, aber es sieht einfach gut aus, wenn seine Haare so unfrisiert und durcheinander sind. Ich weiß auch nicht. Dann sieht er immer viel jünger aus.,,Ja.", antwortet er. Okay... Er ist sauer. Ja.. das ist verständlich.
,,Und jetzt?"
Ich schaue beschämt zur Seite, als ich seinem Blick ausweichen will, aber mir nichts besseres einfällt als auf seinen Oberkörper zu starren.
Kann er sich nicht etwas überziehen...?Auch das er mich mit seinen Blicken so durchbohrt. Es ist ja nichts neues, aber nach all dem, was vorgefallen ist... Schließlich.... habe ich ihn geküsst und wir haben darüber kein Wort mehr gewechselt. Was ist wenn er die Situation falsch versteht? Ich meine... ach ich weiß nicht was in mich gefahren ist!
Konzentrier dich jetzt Alenia! Verdammt!
,,Ich.. ich weiß nicht.. Kann ich das denn wieder gut machen..?", frage ich und schaue wieder langsam zu ihm auf.Wenn ich jetzt noch rot werde, dann denkt er, dass ich in ihn verknallt bin...Wenn er das nicht schon bereits denkt, nachdem ich ihm aus freien Stücken geküsst habe und sogar weiter gegangen wäre!
Er soll mich nicht wie ein Hündchen behandeln. Ich mache das mit Lucía wieder gut, dann hat sich die Sache auch erledigt.
,,Mh..."
Er lehnt sich an den Türrahmen.
,,Mein Rücken tut weh und meine Muskeln sind verspannt. Ich hab 'ne kleine Zerrung an der Schulter und auch üble Nackenschmerzen...", zählt er auf.
,,Willst du also eine Massage?", kommt es aus mir herausgeschossen. Das kann ich gut. Wenigstens eine Sache.
,,Ich weiß ja nicht ob deine kleinen Hände so das richtige für meinen Rücken sind...", überlegt er.
,,Ehh.. also.. ich kann ganz gute Massagen machen...wirklich.", will ich ihn überzeugen, schaue dabei meine Hände an. So klein sind die gar nicht..
Aber ich bin ihm etwas schuldig und so kann ich das mit Lucía wieder gut machen.
,,Setz dich... ehm.. dort auf den Sessel", sage ich und mache ihm Platz.
Er wirft sein Handtuch weg und setzt sich hin.
Okay, Alenia. Du schaffst das, sei nicht so nervös. Was ist schon groß dabei? Nur eine kleine Massage, nur eine kleine Massage. Mehr nicht. Mach sie schnell, dann seid ihr quitt!

DU LIEST GERADE
Alenia
RomansaAlenia ist dieses Mädchen, die jeder irgendwie versucht zu sein. Barmherzig, gutgläubig und selbstlos. Aber in der Welt in der sie geboren ist, sind diese Charaktereigenschaften eher ein Fluch, als ein Segen. Ihr Leben stellt sich komplett auf den K...