Kapitel 37

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Paciencia
(Geduld)

Ich stelle mich vor die gigantische Tür zu Samuels Büro. Die Tür ist offen, also gehe ich zögerlich hinein. Er sitzt bereits in seinem Sessel und schaut sich mehrere Papiere an. Ohne hinauf zu schauen, spricht er.

,,Was ist"

Ich versuche so nett wie möglich zu sein. Schließlich möchte ich ihn nicht sauer machen.

,,Erstmal wollte ich mich bedanken, dass ich frei herumlaufen darf. Und dass du mir einen Arzt geholt hast..", knete ich nervös meine Hände.
Ihm ist bewusst, dass ich nicht hier hergekommen bin, nur um mich bei ihm zu bedanken.

,,Ich hatte ja noch eine andere Bedingung gestellt."

Er blättert herum und hört scheinbar nicht zu. Vielleicht störe ich ihn ja bei seiner Arbeit, aber für zwei Sekunden kann er mir doch zuhören...

,,Wegen meiner Abuela."

,,Ist schon erledigt."

Ich schaue ihn überrascht und auch gleichzeitig etwas verwirrt an.
,,Ich habe dir nicht einmal ihren Namen gesagt...?"

,,Das ist auch nicht nötig.", antwortet er trocken.
Ja, vielleicht hat er recht. Er hatte von mir sogar eine Akte, wo alles mögliche über mich drin stand. Da wird er auch wissen, wer meine abuela ist. Wieso überrascht mich das denn auch.

,,Ich wollte dich bitten, sie nur etwas zu unterstützen. Zu viel Unterstützung würde sie nicht annehmen und das könnte ich dir später auch nicht zurückzahlen."

Jetzt schaut er zu mir hinauf.

,,Du hast kein Geld, um das zurückzahlen zu können. Und das verlange ich auch nicht von dir.",
Zwei Sätze hintereinander aus seinem Mund, ohne eine Drohung dahinter. Sowas ist bei ihm eine Seltenheit. Bis jetzt klappt doch alles ganz gut..

Ich habe im Hinterkopf, dass ich irgendwann vielleicht doch noch fliehen kann. Und wenn ich fliehe, dann würde ich mir eine Arbeit suchen und das Geld so gut ich kann zurückgeben.

Aber das sage ich ihm natürlich nicht.

,,Ich danke dir dafür, dass du dein Wort hältst."
Er schaut wieder auf seinen Schreibtisch. Zum ersten mal sehe ich ihn Papierkram erledigen. Ich dachte, dass er dafür seine Angestellten hat.

Meine Knie werden langsam weich. Ich weiß nicht, wie er nach meiner nächsten Bitte reagieren wird. Aber ich muss das tun.

,,K- kannst.. du mir noch einen einzigen Gefallen tun.. bitte?", frage ich sehr unsicher. Er reagiert nicht. Er versucht auch nicht zu verstecken, wie desinteressiert er ist.
,,Ich..", fange ich an und knete nun nervöser meine Hände.

,,Würde gerne mit Alonzo am Telefon sprechen. Nur kurz."

Er schaut langsam zu mir auf. Dann lehnt er sich in seinen Sessel zurück und lässt dabei die Zettel in seiner Hand los. Er ist sauer. Sein Kiefer ist angespannt.
,,Wie bitte?"
Ich weiß, er ist nicht gut auf ihn zu sprechen..

,,Ich will ihm nur sagen, dass er sich keine Sorgen machen soll, damit er nicht nocheinmal hier her kommt und irgendwas dummes versucht", erkläre ich. Aber bei ihm scheinen die Sicherungen durchzubrennen.
,,Er soll sich nochmal trauen hierher zu kommen. Ich zerhacke diesen Bastard in Einzelteile.", spricht er mit seiner rauen Stimme. Der Schall in diesem Raum, macht den ernsten Unterton noch deutlicher.

,,Ich will nur kurz mit ihm sprechen und ihm sagen, dass er nicht mehr kommen soll. Bitte. Sonst wird er nicht aufhören. Es muss doch niemand verletzt werden!", sage ich verzweifelt.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt