Kapitel 39

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Guerra
(Krieg)

Ich bin wie versteinert. Ich kann mich nicht bewegen. Und dabei hält er mich nicht mal wirklich fest. Dass er kein T-Shirt trägt, macht mir das alles auch nicht wirklich leichter. Sein Daumen streicht über meine Unterlippe. Dann legt er sanft seine Hand auf meine Wange. Das einzige was mir da in den Sinn kommt, ist auf seinen Oberkörper zu starren.
Ich erwische mich dabei, wie ich danach auch noch seine Lippen betrachte. Sie sind für einen Mann wirklich voll. Und weich sehen sie auch aus. Fast schon ironisch, dass drum herum das Gesicht kantig und markant ist. Spitz und definiert. Alles andere als weich.

Sein Mund formt ich zu einem breiten Grinsen.

Seine weißen Zähne kommen wieder zur Geltung.

Die Situation lockert sich. Ich komme zu Sinnen. Was ist hier gerade passiert..
Benommen schaue ich wieder in das nun funkelnde Grau.

Er ärgert mich wieder. Macht sich über mich lustig.

Beschämt sehe ich zur Seite.

,,Witzig.", sage ich genervt.

Er nimmt seine Hände von der Wand und stellt sich wieder aufrecht hin.

,,Stimmt", höre ich sein Grinsen förmlich aus seiner Antwort heraus. Ihn so gut gelaunt zu sehen ist selten. Und vielleicht sollte mich das freuen, weil er mich ja sonst anschreien oder anmeckern würde. Aber dieses Grinsen ist ja auch kein nettes Grinsen. Nein, nein. Dieses Grinsen ist teuflisch und gemein.

Das lasse ich mir nicht länger antun. Ich stampfe beschämt aus dem Bad und lege mich auf den Boden, um zu schlafen. Ich schließe meine Augen aber nicht. Ich runzle meine Stirn und starre auf die Decke. Das ist so peinlich. So, so peinlich. Und unangenehm dazu.

Kann man sowas vergessen? Sicher nicht. Nicht auf die Schnelle.

Wieso reagiere ich denn immer so? Bin ich verrückt? Es ist ganz sicher nicht das erste mal, dass er mir so nahe kommt. Eigentlich sollte ich das schon längst gewohnt sein...

Und während ich mir auf dem harten Boden meinen Kopf zerbeche, wieso ich so bin wie ich bin, legt der feine Herr sich gemütlich auf das Bett. Als wäre nichts gewesen. Ich sehe ihn zwar nicht, aber ich kann es riechen. Ich kann riechen, wie sehr er sich amüsiert.

Der Boden ist kalt, aber daher dass Samuel mich eben zum Schwitzen gebracht hat, ist das ja jetzt kein Problem mehr.
Nur mein Bein fängt an weh zutun.. Vermutlich habe ich mich noch nicht lange genug erholt.
Na ja. Wen soll das auch wundern. Für Samuel ist meine Gesundheit ja ein Spiel. Was ist, wenn ich jetzt einen Herzinfakt bekommen hätte?! Hat er schon mal daran gedacht?
Hauptsache er hat Spaß an der ganzen Geschichte.
Unmöglich..

Ich bewege mich nicht und höre ihn sich nur wenige male wälzen, bis er sich ebenfalls nicht mehr bewegt. Er will wirklich schlafen. Wo hat er denn sonst immer geschlafen? Schläft er überhaupt viel? Ich habe das Gefühl, dass er auch mal zwei bis drei Tage ohne Schlaf unterwegs ist. Aber genau sagen kann ich das auch nicht.

Alenia, das kann dir mal sowas von egal sein..

Ja, das kann mir egal sein.

Das ist es mir auch.

Es ist mir egal.

***

Ich will nicht wissen, wie viele Stunden ich bereits versuche, zu schlafen. Müde bin ich geworden, aber der harte Boden schmerzt meinem Körper. Ich kann einfach nicht schlafen. Vorhin ist eine heftige Hitzewelle meinen Körper durchflossen. Wegen Samuel.
Aber jetzt ist mir wieder kalt. Und es wird gefühlt Minute für Minute immer kälter...

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt