Kapitel 28

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No estoy segura
(Nicht sicher)

Ich mache mich also benommen auf den Weg in die Halle zu Samuel. Das kann so nicht weiter gehen. Diese Unwissenheit macht mich kaputt. Ich will nicht wie ein Tier behandelt werden. Das habe ich nicht verdient.

,,Wenn 'alles gut läuft', lässt du mich gehen. Aber woher weiß ich, dass du nicht lügst? Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst? Dass du mich zum Beispiel nicht einfach verkaufst?", rufe ich, weil er am Ende der Halle steht. Ich habe angst vor seiner Antwort, aber das versuche ich zu verstecken. 
Er schaut zu mir rüber, aber redet nicht.
,,Woher weiß ich, dass meine Familie noch lebt und du sie nicht schon umgebracht hast?", frage ich mit Tränen in den Augen. Er ist noch weit von mir entfernt, trotzdem bleibe ich schon stehen. Er scheint nicht erwartet zu haben, dass ich mich hier einfach hinstelle und versuche ihn zur Rede zu stellen.
Ich bin selbst überrascht.

,,Wieso ziehst du mich in das Ganze mit hinein? Ich verstehe nicht einmal, weshalb du überhaupt so unbedingt eine Ehefrau brauchst? Es interessiert wahrscheinlich keine Menschenseele! Und auch wenn, warum hast du dir nicht eine Frau ausgesucht, die erfahrener ist? Die stärker ist? Die dieses Training erst gar nicht benötigen würde?", runzle ich aufgebracht meine Stirn. ,,Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden und mein eigenes Leben führen! Mehr nicht, verdammt nochmal! Ohne von jemanden herumkommandiert und ausgenutzt zu werden!", sage ich mit dem Gewissen, dass ich davor nicht viel besser behandelt wurde. ,,Mir ist klar, dass meine Familie schlecht mit mir umgeht und mich nicht besonders liebt, aber es gibt einen Unterschied zwischen Familie und irgendeinem fremden Mann, der einfach so über dein Leben bestimmen will!", brülle ich. ,,Es ist nicht fair sich ein Mädchen herauszupicken, die schon tausend andere Probleme hat und sie auch noch einzusperren! Das ist nicht fair! Das ist feige! Und nichts anderes! Feige ist das! Ja genau, du bist einfach feige! Hörst du?"
Ich merke, wie verrückt ich wieder werde. Mein Herz rast vor Aufregung. Schließlich stehe ich mit Samuel alleine in einem Raum und egal was er jetzt machen würde, niemand könnte ihn aufhalten. 
Samuel kommt mir mit langsamen Schritten näher. Reden tut er trotzdem nicht.
,,Stark sein, selbstbewusst, elegant.. Diese Person, aus der ihr mich versucht zu machen. Das bin ich nicht! Ich bin nicht stark! Und ich werde es auch nicht sein können!", rufe ich entschlossen.
,,Ich bin nicht die Person, die du willst. Oder brauchst. Ich kann das alles nicht! Und ich will es auch nicht!"

,,Wir haben dich bewusstlos auf dem Boden gefunden, zusammengeschlagen von deinem Stiefvater, der besoffen neben dir lag. Und du stehst hier, als wäre das alles nicht passiert. Als hätte dein Vater nicht seine Hände auf dich gelegt und dich danach auch noch verraten." 

Ich erinnere mich daran. Papá hatte getrunken und es an mir ausgelassen. Ich wurde bewusstlos und wachte dann in diesem Kerker auf. Ab da an war ich in Samuels Gefangenschaft.

,,Soll ich mich jetzt bedanken? Dafür, dass du mich entführt hast und mich jetzt genauso schlecht behandelst, wie papá?"

Zwischen uns liegt nun nur noch ein Meter. Und er kommt noch einen Schritt näher.
Ich blicke zu ihm hinauf. Ich will noch etwas sagen. Schreien, brüllen. Mir liegt noch so viel auf dem Herzen. Aber ich weiß genau, dass wenn ich noch ein Wort sage, ich die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Eine hat bereits ihren Weg hinaus geschafft.
Ich will nicht weinen. Das habe ich schon so oft getan.
,,Ich werde dir keinen Gefallen tun, wenn du mich so behandelst."
,,Du weißt genau, du hast keine andere Wahl, als das zu tun, was ich von dir verlange.", sagt er mit finsteren Blick.

Ich will sagen, dass er mich meinetwegen in den Keller einsperren kann. Dass er mich verhungern lassen kann, mich foltern oder sogar umbringen und mir das alles egal wäre.
Aber wenn ich das alles sage, wird er das wahrscheinlich auch wirklich tun. Ohne mit der Wimper zu zucken. Mich in den Keller zerren und verrotten lassen. Er könnte sich sicher schnell einen Ersatz schaffen. Und das frustriert mich nur noch mehr. Ich habe kein richtiges Druckmittel gegen ihn. Ricardo hat er bereits ermordet und papá und meine Schwester.. Da will ich mir gar nicht ausmalen, was er mit ihnen gemacht hat.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt