Alenia, ¿dónde estás?
(Alenia, wo bist du?),,Passen Sie auf sich auf. Hier werden sie bestimmt als erstes nach Ihnen suchen.", sind die letzten Worte, die mir der Fahrer zuruft, nachdem ich aussteige und mich verabschiede. Das ist mir bewusst. Ich weiß, dass wenn sie nach mir suchen, sie hier anfangen werden. Aber davon lasse ich mich nicht abschrecken.
Ich bin da. In meiner Heimat, das kleine Viertel. Es ist leer, die schlechten Laternen beleuchtet die kaputte und kaum erkennbare Straße nur sehr schlecht. Hunde bellen und jaulen, ansonsten ist es still. Ich fühle mich hier seither Nachts alleine sehr unwohl, aber heute ist es besonders schlimm. Vielleicht weil dazu kommt, dass ich befürchte, jeden Moment könnte mich Samuel oder einen seiner Wachmänner finden und mitnehmen. Vor denen habe ich mehr angst als vor den Gangstern, die sich oft hier herumtreiben. Na ja, eigentlich kann man Samuel und seine Gefolgschaft auch als Gangster bezeichnen, also gibt es da ja keinen Unterschied. Dennoch. Ich sollte jetzt einfach das Haus meiner Abuela aufsuchen, bevor mich noch wirklich jemand findet und ich in Schwierigkeiten gerate. Bei ihr bleibe ich auch nicht lange. Ich will nur kurz sehen, dass es ihr gut geht.
Das Haus von Abuela ist nicht weit von hier, zum Glück.In diesem Kleid herumzulaufen, ist sehr beängstigend, muss ich sagen. Die hohen Schuhe habe ich in die Hand genommen. Lieber laufe ich auf Kieselsteinen, als auf diesen knallig roten Stöckelschuhen. Das Weglaufen hat meinen Füßen den Rest gegeben. Beinahe bin ich umgeknickt und wäre das passiert, wäre alles vorbei gewesen.
Hier ist es. Abuelas Haustür. Ich hole tief Luft und klopfe an. Ob sie um diese Uhrzeit noch wach ist? Bestimmt nicht, es ist bereits nach Mitternacht, aber sie hatte noch nie einen tiefen Schlaf gehabt.
Ich klopfe erneut, klingle dann, weil ich wirklich nichts höre. Ich weiß, dass sie eigentlich immer ihren Fernseher anlässt, um ihr kleines Haus vor Einbrechern zu schützen. Ich schaue in eines der Fenster. ,,Abuela?", rufe ich. ,,Ich bin's. Alenia."
Aber nichts, keine Reaktion, kein Geräusch. Das ist komisch, sie ist nicht da... Wo könnte sie sein? Und was tue ich jetzt? Zurück zu unserem Haus gehe ich nicht, da papá und Lucía sowieso weggezogen sind. Das Haus steht entweder leer oder wurde neu vermietet.
Dann muss ich woanders hin. Ich wollte nur kurz bei Abuela vorbeischauen und gucken, ob es ihr gut geht. Das muss ich dann aber wann anders machen.
Wenn Samuels Wachmänner jetzt immer noch nach mir suchen, dann werden sie jeden Moment hier sein.Ich habe kein Geld, um mir Essen zu kaufen, keinen Platz wo ich schlafen kann, keine Kleidung, die ich mir überziehen kann. Ich hoffe, dass ich diese Nacht schlaflos überstehen kann, dann werde ich mir irgendwie etwas Geld besorgen müssen. Wie? Das weiß ich noch nicht. Vielleicht kann ich ja diese teuren Schuhe verkaufen...
Samuels POV
,,Boss.. wir... wir hätten das nicht zulassen dürfen...Wir werden-, werden sie finden. Das... wird nie wieder-"
Ich werfe vor Wut mein Telefon an die Wand. Es zersplittert. Doch das ist nicht genug, um meine Wut rauszulassen. Um dampf abzulassen. Ich brauche jemanden, dem ich die Fresse grün und blau schlagen kann, bis meine Fäuste bluten.
,,Boss. Ich werde dafür sorgen, dass wir sie heute noch zurückbringen.", spricht Ricardo für diese verfickten Bastarde, die zu nichts zu gebrauchen sind. Sie haben sie weglaufen lassen, wurden von einer 19 Jährigen so simpel verarscht, dass es schon lachhaft ist. Aber mir ist alles andere als Lachen zumute.
,,Samuel... Was ist nur in dich gefah-", ,,Du.", spucke ich ihr förmlich ins Gesicht, drehe mich letztendlich zu ihr, nachdem ich sie die ganze Zeit ignoriert habe.
,,Hey.. jetzt beruhig dich doch endlich. Du hast gerade diese tonnenschwere Tür aufgetreten, willst du uns noch alle erschießen? Komm mal runter...", spricht sie heute zum ersten mal verängstigt. Sie soll besser angst haben. Das was auf sie wartet soll sie diesen Fehler auch niemals vergessen lassen. Sie denkt wohl sie kommt so einfach davon.
,,Boss..", versucht Ricardo auf mich einzureden.
,,Du kleine Hure, ist dir eigentlich bewusst, was du getan hast?", brülle ich ihr jetzt ins Gesicht. Sie verstummt, legt ihre Hände in Fäuste.
Ich bin kurz davor ihr eine Backpfeife zu geben, doch ich halte mich zurück. ,,Ich habe dich gewarnt", drohe ich ihr. Wer ihr Vater ist, ist mir scheiß egal. Auf seine Zusammenarbeit kann ich verzichten. Sie denkt sie kann sich alles erlauben, aber heute. Heute hat sie ihr Todesurteil unterschrieben.
,,Wieso ist dir dieses Mädchen aufeinmal so wichtig? Ihr wird schon nichts pass-"
,,Ihr wird schon nichts passieren?! Sie trägt die Kleidung einer Schlampe und du willst mir erzählen, dass ihr nichts passieren wird?!"
,,Boss, der Wagen steht jetzt bereit. Wir können los..."
,,Bete zu Gott. Bete zu Gott, dass ich sie heute finden werde, und dass sie unversehrt ist. Wenn nicht, werdet ihr alle von mir persönlich geschlachtet." Sie können mich bei Wort nehmen, und das tun sie auch. Wenn diese Bastarde schlau genug sind, hauen sie ab, bevor ich wieder zurück bin und sie in die Finger kriege.
Ich könnte jeden einzelnen zusammenschlagen, ihre Fressen pollieren, einfach meinen Zorn rauslassen. Ich werde verrückt. Ich kann nicht still sitzen, nicht klar denken. Ich habe einfach den Drang jemanden abzustechen. Wie kann man nur so behindert sein? Wie kann man sich so leicht verarschen lassen? Wie kann man sie laufen lassen? Wie geht das?! Verfickt nochmal ich...-!
,,Hey, sie wird nicht weit gekommen sein. Du hast Mias Handy, versuch sie anzurufen."
,,Sie geht nicht ran.", presse ich wütend heraus, gehe mir dann gestresst durch die Haare. Sie ist alleine, hat nichts bei sich. Die Großmutter zu der sie vermutlich gehen will ist weggezogen, sie wird auf der Straße herumlaufen müssen. Wenn sie irgendein Penner sie anspricht, sie anfässt oder-
,,Du denkst zu viel nach, man", schwatzt mich Ricardo von der Seite an. ,,Halt die Fresse und fahr endlich"

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Alenia
RomanceAlenia ist dieses Mädchen, die jeder irgendwie versucht zu sein. Barmherzig, gutgläubig und selbstlos. Aber in der Welt in der sie geboren ist, sind diese Charaktereigenschaften eher ein Fluch, als ein Segen. Ihr Leben stellt sich komplett auf den K...