El motel
(Das Motel),,Vielen Dank.", steige ich aus dem Taxi, nachdem ich bezahlt habe.
Ich habe es noch nicht geschafft, Mia anzurufen. Aber das sollte ich bald tun. Ich frage mich, wie es ihr geht. Vielleicht liegt sie gerade mit Samuel im Bett und lacht vor sich hin, das kann ich mir gut vorstellen.
Es ist Mittag. Ich habe den Taxifahrer im Vertrauen gefragt, wo man am besten untertauchen könnte, er hatte mich sofort verstanden. Es ist üblich, dass Frauen von ihren Männern abhauen, meistens tun sie das mit ihren Kindern, schaffen es jedoch nicht weit. Das Gesetz ist auf der Seite der Männer, so war es immer, so wird es immer sein. Deswegen bleibt den Frauen nichts anderes, als abzuhauen.
Nun stehe ich vor einem Motel. Ich trage eine Sonnenbrille und einen Hut. Es ist natürlich nicht die beste Tarnung, aber besser als nichts ist es ja schon irgendwie..
Bis morgen früh kann ich mich hier ausruhen, dann muss ich wieder weiterziehen. Ob ich so will oder nicht, an so ein Leben muss ich mich jetzt gewöhnen. Die ersten Wochen und vielleicht Monate werden schwer sein, vermutlich werde ich nicht gut schlafen können und jeden Moment die angst verspüren, dass ich verfolgt werden könnte. Aber das.. das muss ich so hinnehmen. Ich muss da durch.,,Hallo, señor. Haben Sie noch ein Zimmer frei? Für eine Nacht, bitte"
Der Mann scheint sehr schlecht gelaunt zu sein, aber das stört mich nicht besonders. Schließlich gibt er mir ein leeres Zimmer und führt mich dort geduldig hin. Viel erklären tut er mir nicht, den Preis weiß ich aber. Es ist zum Glück relativ günstig, jedoch nicht das billigste Motel, laut dem Taxifahrer. Die Atmosphäre hier ist komisch, ständig starren mich irgendwelche Frauen an, wenn ich an ihnen vorbeigehe. Sehen die Frauen in dieser Stadt alle so aus? Macht ein neuer Trend die Runde, von dem ich nichts weiß?
Wie auch immer. Wenn nach mir gesucht wird, werden sie sicher auch bei den Motels vorbeischauen. Sie gehen sicher davon aus, dass ich in das billigste Motel einchecke. So viele wie es hier gibt, werden sie bei den billigsten anfangen, bis sie hier angekommen sind, bin ich schon weg. Außerdem wird dieses Motel laut dem Taxifahrer nicht mehr wirklich als Motel angesehen, daher vergessen viele, dass es diesen Ort noch gibt. So leer wie es ist, scheint er für viele nicht mehr zu existieren. Was hier stattdessen für Geschäfte laufen.. wollte mir der Taxifahrer nicht genau sagen. Er meinte nur, ich solle auf mich aufpassen. Aber denken... kann ich mir es schon...
,,Hier ist der Schlüssel.", sagt der Mann in keinem besonders netten Ton, sieht kurz gaffend an mir herunter und verschwindet dann. Letztendlich werden hier immer noch Zimmer vermietet, vielleicht ja illegal.
Ich öffne die Tür und schaue mich um.
Na ja, für den Preis darf ich vielleicht nicht zu viel erwarten. Es riecht nicht besonders angenehm, aber morgen früh bin ich sowieso weg. Wenn man eintritt, steht direkt auf der rechten Seite ein altes Bett, dahinter eine Kommode mit einer Nachtlampe und ein Stuhl. Auf der linken Seite, gegenüber vom Bett, steht ein kleiner Kastenfernseher, so wie ich ihn kenne.
Geht man von der Eingangstür geradeaus, gelangt man ins Bad. Die Wände im ganzen Raum sind braun, der Boden mit einem rauen Teppich versehen. Alles scheint sehr alt und kaum gepflegt zu sein, aber da muss ich durch.Ich habe mir vorhin noch ein neues T-Shirt zu einem fairen Preis ergattern können und Unterwäsche, bevor ich mir ein Taxi genommen habe. Mias Kleid habe ich auch verkaufen können, ich hoffe sie wird mir nicht böse, denn das Geld was ich dafür bekommen habe... unbeschreiblich. Vielleicht war es sogar viel mehr wert, als ich bekommen habe..
Jetzt sollte ich erstmal duschen. Ja, eine schöne warme Dusche wäre jetzt toll!
Ich warte nicht lange, schließe mich im Bad ein und stelle mich unter den heißen Wasserstrahl. Mit geschlossenen Augen, denke ich an das alles, was mir widerfahren ist. Ja, das mache ich gerne. Wie war mein Leben nur vorher, vor dem ganzen Dilemma. Ich habe bei papá und Lucía gelebt. Und das war ja schon schlimm. Täglich diese Albträume, weil papá mich am Abend zuvor gerne runtergemacht hatte.
Natürlich nur mich, Lucía war immer der Engel. Sie bekam alles, wurde geliebt, wurde niemals übersehen. Sogar in der Schule. Ich machte die ganze Arbeit, egal ob im Haushalt, in der Schule oder sonst wo. Trotzdem lobte papá nur sie, auch wenn sie nichts machte, nur faul herumlag und sich lieber mit Jungs beschäftigte.
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Alenia
RomanceAlenia ist dieses Mädchen, die jeder irgendwie versucht zu sein. Barmherzig, gutgläubig und selbstlos. Aber in der Welt in der sie geboren ist, sind diese Charaktereigenschaften eher ein Fluch, als ein Segen. Ihr Leben stellt sich komplett auf den K...