Capítulo 12

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Confiar
(Vertrauen)

Er knallt dir Tür zu, was mich etwas erschreckt.

,,Samuel...", sage ich leise, da ich irgendwie angst habe, was jetzt als nächstes passiert.
Diese Andeutungen, die er gemacht hat. Ärgert er mich jetzt nur wie er es immer tut?
Oder meint er es diesmal ernst...?

Hinter der Tür im Flur steht eine hohe Kommode an der Wand, auf die er mich alles andere als langsam absetzt. Wenn ich jetzt wirklich glaube, dass er mich nun in Ruhe lässt... dann habe ich mich gewaltig getäuscht.
Er legt seine Arme auf meine freien Oberschenkel und drängt sich gekonnt zwischen meine Beine.

Sein intensiver Blick verschlägt mir die Sprache. Er presst sich nah an mich, wie kann ich da denn noch klar denken, geschweige denn überhaupt sprechen?

Allein seine Stimme.
Wie könnte ich bei dem tiefen Klang in meinen Ohren nicht verrückt werden?
Wie könnte mir bei den schönen Augen nicht die Luft ausgehen?
Bei seinen breiten Schultern, unter denen ich mich so sicher wie noch nie fühle. Ich fühle mich sicher. Ich habe keine angst. Ich fürchte mich nicht.
Bei seinem Duft, der sich in meinem Gedächtnis etabliert hat. Bei seinem Blick, der bereits alles verrät. Wie er mich anschaut.
Er weiß genau, wie sehr er mir nur mit seiner Präsenz meine Stimme verschlägt.
Er weiß genau was er bei mir bewirkt. Er weiß es. Und er nutzt es aus.

Seine grauen Augen wandern meinen Körper hoch und runter, bevor er seine Hand um mein Kiefer legt und mich zwingt, ihn anzusehen.
Obwohl ich das doch schon längst tue. Ich atme ungewollt tief ein und aus. Ich atme so schwer, wieso atme ich so schwer?
Und ich brenne. Dieses Gefühl in mir ist irgendwie nicht zu beschreiben. Er hat jedes mal die gleiche Wirkung auf mir. Jedes Mal reagiert mein Körper gleich auf ihn. Jedes mal kann ich mich selbst nicht kontrollieren. Er mich dafür aber schon.
Ich weiß nicht was er denkt. Ich weiß nicht was er vorhat. Ich weiß nicht ob er sauer ist. Sollte ich etwas sagen? Ihn von mir wegdrücken, bevor das hier außer Kontrolle gerät? Bevor ich etwas bereue?
Ich weiß es nicht.
Ich lege meine Hand auf seine Hand, die mein Kiefer umschlossen hat. Nicht weil er mir wehtut. Er tut mir nicht weh. Ich weiß nicht wieso ich das tue, was ich gerade tue.
Weil ich den Drang habe, ihn zu berühren vermutlich.
Deswegen.
Ich habe den Drang ihn zu berühren.
Ihn zu küssen.
Ich will seine Nähe spühren.

Er nähert sich meinem Gesicht. Sieht mir in die Augen. Dann auf meine Lippen. Es ist als würde er selbst etwas verrückt werden. Als wäre auch er nicht er selbst.
Als er endlich seine Lippen auf meine legt, spüre ich, dass er nicht wie sonst immer so gelassen und ruhig ist. Er ist anders. Vielleicht ist er noch sauer. Ich weiß es nicht. Sollte ich ihn also doch von mir wegdrücken?
Wieso küsst er mich überhaupt, wenn er doch sauer ist?
Ich lege meine Hand auf seine Brust. Seine Küsse durchwühlen mich komplett. Sie verteilen sich von meinen Lippen bis zu meinem Hals. Wieso löst es so viel in mir aus. Wieso wird mein Körper? verrückt? Wieso kribbelt alles? Wieso nimmt es mir die Kraft irgendwas dagegen zutun, je länger und intensiver er sich in meinem Hals vergräbt?
,,...Samuel..", versucht die eingesperrte Vernunft in mir drin mich von dem Bevorstehenden zu retten. Ich versuche mich selbst um Vernunft zu bringen, weil ich mir selbst einreden will, dass das nicht richtig ist.
Ich werde wieder unsicher. Und das entgeht ihm nicht.
Er sieht mich an und wartet ungeduldig, was ich zu sagen habe.
Würde er mir wehtun?
Wenn seine Augen reden könnten. Er hält sich zurück. Ich quäle ihn. Würde er jetzt aufhören, wenn ich ihn darum bitten würde?

Vielleicht ja. Vielleicht nein.
Ich werde es nicht herausfinden. Ich ziehe sein Gesicht zu mir und küsse ihn. Als bräuchte ich seine Luft zum Atmen.
Er lässt mich meine Arme um seinen Nacken legen, damit er mich wieder hochheben und auf dem Bett ablegen kann.
Seine Arme um meinen halbnackten Körper, seine Hände um meine Hüfte. Die Art wir er mich mit einem festen Griff unter sich legt. Die Art wie er über mich steigt und jeden Zentimeter meines Körpers begutachtet.

Seine breiten Schultern über mir.
Seine Oberarme sind angespannt, sein Oberkörper frei. Frei und warm. Und definiert. Ich spüre seine Wärme. Ihm ist genauso heiß wie mir. Er pocht genauso wie ich.

Ich verstecke mich nicht vor ihm. Er gibt mir keinen Grund dazu. Sein Blick verrät mir, dass er innerlich mindestens genauso brennt wie ich es tue.
,,Estoy sin paciencia (ich habe keine Gedult mehr)", verinnerliche ich seinen letzten Satz, bevor das geschieht, was vielleicht schon längst hätte geschehen soll. Doch Samuel hatte gewartet. Er hatte mich bis heute nicht angerührt. Zu nichts gezwungen. Würde er jetzt aufhören, wenn ich es so wollte? Würde er mich in Ruhe lassen, wenn ich jetzt sagen würde, dass es mir nicht gefällt?

Ich glaube er würde nicht aufhören. Nicht, weil er mich nicht respektiert. Sondern weil er genau wüsste, dass ich lügen würde. Ich würde lügen würde ich sagen, dass ich das hier nicht will.
Ich bin unsicher. Ja. Aber trotzdem will ich nicht, dass er mich wie beim letzten mal so kalt liegen lässt.

Ich vergrabe mich in seinen weichen Haaren. Ich vertraue dir, Samuel.

Ich vertraue dir.

Wir küssen uns, vereinen uns. Ich folge seinem Rythmus, denn ich weiß es ja nicht besser. Ich weiß nicht ob ich gut genug bin.
Ich vergesse dank ihm einfach alles um mich herum. Einfach.
Ich lege wie hypnotisiert meine Hand auf seine Wange. Ihn berühren. Das ist alles was ich will.

,,Me estás volviendo loco, Alenia" (Du machst mich verrückt, Alenia), haucht er gegen meine Lippen.

Du machst mich auch verrückt, Samuel.

Du auch..

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***

Vogelzwitschern.
Ich erinnere mich nicht daran das letzte mal so auf die Laute der Vögel geachtet zu haben.
Es ist schön. Vor allem wenn die Sonne so schön durch das Fenster strahlt. Und ich auf seiner starken Brust liegen kann. Samuel schläft. Ein Arm ist ausgestreckt, sein anderer Arm hält mich an meiner Hüfte.
Sonst hatte er mich immer gezwungen zu kuscheln. Aber diesmal habe ich mich an ihn geschmiegt.

Ich schaue leicht zu ihm hoch, als er seine Hand von meiner Hüfte löst und sie auf meinen Kopf legt, um über meine Haare zu streichen.
,,Du bist wach?", frage ich leise und streiche eine Strähne hinter mein Ohr. Ich dachte er schläft.
Er sieht mich gefährlich lange an. Er küsst meine Wange, dann wieder meinen Mund, als hätte er immer noch nicht genug. Ich muss lächeln.

,,Was ist so witzig?", fragt er amüsiert und beobachtet mein Grinsen.

Ich denke an das, was er zu mir gesagt hat.

,,Ich mach dich also verrückt?", scherze ich.

Seine Mundwinkel zucken wieder leicht hoch.
Er beugt sich über mich und fällt über mich her, als hätte ich ihn angespornt oder ihn herausgefordert.

So ist es schön.

So kann es immer sein.

Aber wann ist das Leben durchgehend schön?

Mein Bauchgefühl sagt, dass mich noch vieles erwarten wird.
Am liebsten würde ich bis an mein Lebensende auf dieser Brust liegen und sorgenfrei sein. Aber das Leben ist doch nie so einfach.
Ist es nicht, wird es leider auch nie sein.

Ich sollte also den Moment genießen.

Das Hier und Jetzt.

Mehr nicht.

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AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt