Kapitel 44

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Créeme
(Glaub mir)

Es ist der nächste Morgen und ich sitze am Frühstückstisch, in diesem riesigen Esssaal. Immernoch ist es sehr komisch hier zu sitzen. In so einem schönen Saal. An so einem schönen Ort. Es ist hier etwas heller gehalten als im Flur zum Beispiel. Zumindest sind hier die Wände in einem hellen beigeton gefärbt und mit kleinen goldenen Verzierungen an den Ecken beschmückt. Es sieht edel aus und auch die Vasen und der riesige goldene Kronleuchter über mir scheint nicht billig gewesen zu sein. Es ist einfach das komplette Gegenteil von dem Haus, dass ich verlassen habe. Oder eher, dass mir genommen wurde. Es ist einfach eine große Veränderung für mich. Immernoch.

Ich habe die Nacht tatsächlich besser geschlafen... als erwartet. Wenn ich daran denke, was gestern alles passiert ist.

Ich spüre irgendwie immernoch seine Lippen auf meinen...
Er hat wie immer diese Dinge gesagt, die mich glauben lassen könnte, dass er mich.. irgendwie mag. Abkaufen kann ich es ihm aber nicht. Ich weiß auch nicht wieso.. Es ist doch einfach unrealistisch.

Samuel hat die letzte Nacht neben mir geschlafen, obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass er wieder erst einen Tag später kommen würde und nicht am gleichen Abend wieder zurückkommt. Als ich aufgewacht bin, war er aber schon wieder weg. Ich habe also gar nicht erst bemerkt, dass wir nebeneinander geschlafen haben.

,,Mäusschen, wie geht es deinem Fuß?", fragt Martilda, während sie mir das Frühstück auf den Tisch bereitstellt.
,,Es geht", lächle ich aufmunternd.
Es kam ein Arzt heute morgen und hat sich meinen Fuß angesehen. Er stellte eine Bänderzerrung fest.
,,Armes Ding...", schüttelt sie mitleidig den Kopf. ,,Wenn du es die Treppen nicht hochschaffst, dann kannst du jederzeit einen der Wachmänner rufen. Die werden dich hochtragen."
Ich nicke.
,,Oder lass dich lieber von Samuel tragen, der mag es anscheinend nicht, wenn dich einer unserer männlichen Angestellten anfässt.", lacht sie freudig vor sich hin. Sie hat ja wirklich Spaß daran gefunden, Samuel und mich aufzuziehen.
,,Er ist bestimmt von Natur aus besitzergreifend..", rechtfertige ich mich und auch Samuel, wieso auch immer.
,,Ja, das liegt in der Familie.", sagt sie nun. Meine Ohren spitzen sich. Ich habe total vergessen, dass Martilda eigentlich alles über Samuel weiß.
,,Du kennst seine Familie gut, nicht wahr?", frage ich gezielt keine direkte Frage über seine Familie, sondern lasse Martilda von sich aus etwas über sie erzählen. Am Ende komme ich noch so rüber, als würde ich mich für Samuel interessieren.
Dabei stimmt das nicht.. nicht direkt.

,,Ja, damals haben sie alle noch unter einem Dach gelebt. Zuerst ist der älteste ausgezogen, dann Samuel. Und nach dem Tod des Vaters, hat auch die Mutter die Villa verlassen. Ich selbst sehe Samuels Mutter nur einmal im Jahr, undzwar zum Todestag ihres Mannes."
,,Es muss bestimmt schwierig für alle gewesen sein..."
,,Nein, es war eine große Erleichterung für alle. Samuels Vater war ein böser, böser Mann. Niemand hatte sich getraut, gegen ihn anzukämpfen. Niemand wollte sich ihm widersetzen. Alle taten das, was er wollte, wann er es wollte, wie er es wollte. Es gibt Gerüchte, er sei vor 10 Jahren gestorben. Viele glauben, er starb erst vor 3 Jahren. Aber in Wahrheit, starb er erst letztes Jahr, weil er untergetaucht ist uns seinen Söhnen die ganzen Schulden und Probleme angehängt hat.."
Wow... Das... hätte ich wirklich nicht gedacht.
,,Samuel hat die letzten Jahre ohne Pause gearbeitet und schließlich genau das hinbekommen, worin sein Vater gescheitert ist. Er schläft seitdem nicht besonders viel, aber zurzeit sehe ich, dass er es wenigstens versucht.."

,,Samuel verdient deswegen, das ganze Erbe seines Vaters und nicht nur einen großen Teil. Er ist der geborene Nachfolger."

Ich schaue überrascht nach hinten.

,,Guten Morgen, ich hoffe ich störe nicht?", setzt das Model ein breites Grinsen auf. Ich schüttle den Kopf. Martilda grüßt sie beugend und geht in die Küche.
Die schöne Frau trägt ein enges, schwarzes Kleid bis kurz über ihre Knie. Ihr Ausschnitt ist nicht zu übersehen. Dazu trägt sie hohe, schwarze Schuhe. Sie sieht sehr elegant aus aber irgendwie auch etwas einladend.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt