Capítulo 7

30.2K 941 639
                                    

Para ti
(Für dich)

,,Hach! So früh heute schon wach, Kleines?"
Martilda hat noch nicht den Frühstückstisch gedeckt. Sie strahlt heute wieder so schön.
Das färbt sofort auf mich ab.
Ich nicke trotzdem aber nur leicht, denn irgendwie schäme ich mich für das was gestern passiert ist. Wie ich Lucía und dann auch noch Samuel angeschrien, und dabei vermutlich wie eine Furie ausgesehen habe. Und dann musste ich ja unbedingt noch teures Porzellan zerbrechen und es Martilda wegräumen lassen.
Das klingt so gar nicht nach mir. Zum Glück ist sie nicht wütend auf mich und nimmt es mir nicht übel.

,,Ich möchte mich nochmal für gestern entschuldigen.. Ich hätte die Wut nicht an dem Geschirr auslassen sollen...", schau ich sie schuldig an. Ich stehe an der Tür des Saals und stütze meine Hand an meinen Hals.
,,Ich habe dir doch gesagt, dass du dir nicht so viele Gedanken darüber machen sollst! Noch besser wäre es zwar, hättest du das Porzellan gegen ihren Kopf gescheuert, aber was soll's", meint dabei Lucía. Sie hat vermutlich gehört, was Lucía zu mir gesagt hat.
Ich stimme ihr nur zu.

Langsam setze ich mich auf den Stuhl.
Was könnte ich auch sonst machen.

So aufmerksam wie sie ist, sieht sie jetzt grinsend auf meine Hand, die ich seitdem ich in den Essaal eingetreten bin, nicht von meinem Hals weggenommen haben. Sie zieht ihre Augenbrauen weit hoch und schaut mich mit einem undefinierbaren Blick an.
Ich werde rot.

,,Es ist nicht so, wie du denkst..", sage ich kleinlaut.
Sie muss so falsch von mir denken.
Ich konnte Samuel gestern nicht aufhalten! Nachdem er sich mit seinem Gewicht förmlich auf mich geworfen hat, konnte ich ihn nicht von mir wegdrücken.
>Ich zeig dir wie ein richtiger Knutschfleck aussieht.<

Und was habe ich jetzt davon? Nur Blutergüsse!
Ich schaue verlegen weg. Ich muss an etwas anderes denken. Bevor mir alles wieder hochkommt. Wie wenig es mich gestört hat, als hätte er mich hypnotisiert. Wenn er mir so nahe ist, dann vergesse ich alles.
Sogar das ich sauer auf ihn war und wohl bemerkt immer noch bin.
Was soll das denn werden, Alenia. Hab etwas mehr Rückgrat.
Aber was soll ich denn tun? Ich such mir das nicht aus! Ich habe sicher nicht geplant ihn mich so küssen zu lassen und ihm das Gefühl zu geben, dass ich ihm verziehen habe. Ich habe mich einfach nicht unter Kontrolle!

,,Du bist wirklich ein tolles Mädchen.", zieht mich Martilda aus meinen Gedanken. Ich schaue in ihr liebevolles Gesicht, nicht verstehend, wieso sie aufeinmal so etwas nettes sagt.
,,So ein hübsches Gesicht. Gute Manieren. Und anständig und ehrlich.", legt sie bereits Geschirr bereit, um das Frühstück vorzubereiten.
Ich lache leicht verwirrt.
,,Dankeschön. Das kann ich nur zurückgeben", grinse ich fröhlich.
Sie winkt mich ungläubig mit ihrer Hand ab.
Als sie hinter mir zur Tür schaut und bemerkt, dass jemand hereintritt, deckt sie konzentriert den Tisch weiter. Ihr Lächeln verschwindet zwar nicht, aber sie macht sich sofort wieder an die Arbeit, im zügigen Tempo. An den Schritten kann ich genau heraushören, wer gerade hereinkommt.
Martilda versteht sich mit Samuel, dennoch vergisst sie nicht, dass sie für ihn arbeitet.
Ich finde es schon etwas komisch, dass eine alte Frau so einen großen Respekt gegenüber einem so jungen Mann hegt.

Ich sehe nur kurz rüber zu Samuel, der sich an das Ende des langen Tisches setzt. Eine Zigarette liegt in seinem Mund, in seiner Hand wieder sein Telefon.
Martilda serviert schnell das Essen und verschwindet in der Küche, während Samuel bereits anfängt zu essen. Die Zigarette macht er aus, aber sein Telefon nicht. Ich beobachte wie ausgewechselt er ist. Irgendwie wünschte ich, er wäre so wie er gestern war, einfach jeden Tag. Er war sanft und liebevoll zu mir. Ja. Das war er..
Er scheint heute aber wieder zu Sinnen gekommen zu sein.
Es überrascht mich nicht. Es ist halt so.
Ach ich weiß nicht. Wenn er sich immer so ändert, macht mich das unsicher.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt