Kapitel 14

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Verdad
(Wahrheit)

Er legt die Waffe runter.
,,Was suchst du hier", fragt er die Frau nicht wirklich begeistert.
Sie schaut mich nur schräg an und wendet sich dann von mir ab. ,,Auf sowas stehst du jetzt also, Samuel?"
Ihr Blick wandert von meinem Körper hoch und runter.
Die dunkelbraunen Augen und die kurzen Haare betonen ihr gebräuntes Gesicht. Sie ist sehr hübsch.

Stumm geht er aus den Raum und schließt die Tür hinter sich.
Wie bestellt und nicht abgeholt, lasse ich mich auf das Bett sacken.
Unzählbar sind die Versuche zu realisieren, was mit mir gerade passiert. Wieso das alles mit mir passiert. Er hätte abdrücken sollen. Er hätte es hier beenden sollen.

Die Tränen kommen erneut hoch und ich mache ich mir wieder ein mal nicht die Mühe, sie zu unterdrücken.

Es ist bereits Mitternacht. Eigentlich wäre ich in meinem eigenen kleinen Zimmer und auch wenn die Umstände nicht besonders hervorragend waren, konnte ich trotzdem ein angenehmes Leben führen. Es war ok so für mich, das Leben das ich geführt habe. Ich konnte wenigstens auf der Arbeit einen freien Kopf kriegen und mit meinem verdienten Geld dann irgendwann ausziehen. Ein neues Leben aufbauen und tun und lassen, wie es mir recht ist.
Aber das kann ich nicht mehr.

***

07:03h

Ich habe kein Auge zu gemacht. Die ganze Nacht saß ich auf dem Bett und
Samuel kam auch nicht wieder. Es müsste bereits der dritte Tag in Gefangenschaft sein, ohne die anderen Tage in diesen Kerkern mitzuzählen.
Ich fühle mich wie bisher einfach nur erschöpft. Mein Körper hat sich immernoch nicht erholt und selbst die Wunden sind noch nicht ganz verheilt.

Ich bin froh, dass mir die Dame, die Samuels Haushälterin zu sein scheint, neue Anziehsachen gegeben hat.
Sie besucht mich immer pünktlich an den gleichen Uhrzeiten und auch heute müsste sie demnächst die Tür öffnen. Sie ist die einzige freundliche Person, deswegen möchte ich mich mit ihr anfreunden und ihr Vertrauen gewinnen. Wenn ich nicht mit Samuel reden kann, dann mit der Dame. Auf ihrem Namensschild, dass ich erst vor kurzem bemerkt habe, stand Martina.
Und wie erwartet, betritt sie gerade den Raum. ,,Guten Morgen, Señora!", lächelt sie aufmunternd.
Und auch wenn mir nicht nach lächeln ist, schenke ich ihr aus Freundlichkeit eins zurück.

,,Diesmal tanzt die Küche nach meiner Nase! Meine Spezialität!", schiebt sie ihren Wagen mit Essen direkt zu mir rüber.
Aufgeregt öffnet sie jede einzelne Metallschale, die sie immer über das Essen legt. Bei diesem Anblick brüllt mein Magen förmlich. Das sieht einfach unglaublich aus. Ich kann mich garnicht mehr kontrollieren und fange an zu essen.
,,Freut mich, dass es Ihnen gefällt!", bemerkt sie lachend.
,,Möchten Sie mit mir essen?", frage ich sie, während sie mir wieder neue Kleidung hinlegt und die schmutzige Wäsche einsammelt. Meine benutzte Kleidung habe ich in einen Korb gelegt, den ich im Badezimmer gefunden habe.

Überrascht schaut sie mich an. ,,Nein nein, essen Sie ruhig. Ich habe schon gegessen, Señora. Das Essen ist für Sie."
,,Na gut, aber wenn Sie etwas von hier nehmen möchten, können Sie das gerne tun.", sage ich und richte mich wieder meinem Essen. Innerlich vergöttere ich Martilda, falls sie das wirklich alles selber gemacht hat. Von verschieden Brotsorten, zu verschiedenen Reis- und Fleischsorten. Dazu gibt es Salate und sogar Pudding und Kuchen.
Und einige Dinge, die wirklich teuer aussehen, kenne ich gar nicht.

,,Wissen Sie eigentlich, wieso ich hier bin?", frage ich die Dame nebenbei. Sie sagt erst nichts, bricht aber dann die Stille.
,,Uns werden Aufträge gegeben, wir dürfen keine Fragen stellen.", sagt sie nachdenklich.
,,Aber eine Prostituierte scheinen Sie nicht zu sein.", lächelt sie fast schon bemitleidend. Sie muss wohl ahnen, dass ich hier gefangen werde und nicht freiwillig hier bin. Vielleicht macht Samuel das ja öfter.
,,Wie gut kennen Sie Samuel?"
,,Eine Ewigkeit." Sie schaut einen kleinen Moment fast schon erschüttert aus.
,,Aber genug Fragen für heute! Oh, Sie haben ja noch gar nicht aufgegessen!"
Mein Magen hat sich wohl die Tage verkleinert, deswegen schaffe ich einfach nicht mehr so viel zu essen.
Sogar die Brötchen, die sie mir immer gegeben hat, habe ich nur zwanghaft aufessen können.
Gerade als sie mich genauer unter die Lupe nimmt, reißt sie entsetzt ihre Augen auf. ,,Sie sind ja total abgemagert!", sie hält sich vor Schock die Hand vor den Mund.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt