Kapitel 43

33.7K 1.1K 746
                                    

Pregúntame
(Frag mich)

Ich spüre seine weichen Lippen auf meinen. Weiche Lippen, die mich zärtlich und trotzdem... fast schon gierig küssen. Ich.. bin erstarrt. Bewege mich keinen Zentimeter. Atmen. Was war nochmal atmen? Atme, Alenia!
Als er sich von mir löst, blickt er in mein knallrotes Gesicht.

Er... hat.. mich.. geküsst.. Auf den Mund.. auf den Mund.

Auf den Mund.

Er. Mich. Kuss. Mund.

Er sieht mich an und versucht meine Reaktion zu deuten.

,,Wenigstens weinst du jetzt nicht mehr"

Ist das ein Witz? Nein, das ist kein Witz. Wieso.. sagt er diese Sachen und küsst mich dann auch noch.. Wieso macht er das. Wieso. Wieso. Wieso sage ich nichts? Wieso reagiere ich nicht? Wieso schubse ich ihn nicht von mir weg? Weil das alles so schnell ging, deswegen. Deswegen. Ja nur deswegen. Es ging alles so schnell und ich war geschockt..
Nein, ich bin immernoch geschockt.

Oh Gott. Was ist nur los mit mir?

,,Das...", ist das einzige Wort, was ich gerade herausbekomme. Ich weiß nicht mal, was ich sagen will. Oder ob ich überhaupt etwas sagen will.
Aber ich muss etwas sagen. Egal was.
,,Ich..-", spreche ich kaum hörbar, weil mich das plötzliche Klingeln seines Telefons unterbricht.
Er lehnt den Anruf ab. Dann klingelt das Telefon wieder und er seufzt. Wieder lehnt er ab, doch als das Telefon zum dritten mal klingel, geht er genervt ran.
,,Was."
Ich fasse meine Stirn an. Ich glühe. Schlaf brauch ich. Schlaf. Und eine lange Denkpause.

Ich will Samuels Gespräch nicht mithören, aber diese Person spricht so laut, dass ich es nicht ausblenden kann. Es ist eine weibliche Stimme und ich vermute stark, dass es das Model vom letzten Mal ist.

,,Denkst du wirklich, du könntest mich so leicht wegdrücken? Was ist, wenn ich kurz vorm' Sterben gewesen wäre?!", meckert die Frau Samuel an.

,,Was willst du um die Uhrzeit?", hört er sich jetzt wieder sehr schlecht gelaunt an.
,,Schätzchen, ich muss morgen nochmal vorbeikommen, um die Dekoration zu planen. Es ist nicht mehr lange hin, bis zur Feier. Nur damit du Bescheid weißt.", glaube ich gehört zu haben.
Während er sich leicht von mir abwendet, versuche ich mich zu beruhigen. Das Pochen meines Herzens lässt mich nicht vernünftig denken.

Samuel seufzt erneut und legt ohne noch etwas zu sagen auf.

Dann dreht er sich wieder zurück zu mir.

Ich muss etwas sagen. Ich muss.

Überfordet mit dem, was vor dem Telefonat passiert ist, versuche ich... die richtigen Worte zu finden. Dabei kann ich ihn aber nicht ansehen. Ich starre auf meine Oberschenkel.

,,Du sagst... dass du es nicht leiden kannst, wenn.. wenn ich verletzt bin oder weine.. oder wütend bin..", fange ich langsam an.
,,Wieso... lässt du mich dann nicht gehen? Das ist.. einfach widersprüchlich. Ich leide so sehr, weil du mich in dieses Leben hineingezogen hast... Du machst mich wütend, du machst mir angst und du bringst mich zum Weinen. Wie... wie stellst du dir das vor? Denkst du.. dass du, nur weil du mir diese Dinge sagst.. und mich.. k-küsst..., ich nicht mehr leide? Nicht mehr weine? Ich leide wegen dir. Ich habe mir fast das Leben genommen wegen dir. Ich habe mein Zuhause verloren, wegen dir. Und dann.. stellst du dich hin und sagst mir, dass du es nicht erträgst, wenn ich weine? Es ist doch alles deine Schuld..", sage ich verzweifelt und blicke letztendlich zu ihm hoch.
,,Du hast nicht das Recht dazu. Du hast nicht das Recht, das wertvolle Leben eines anderen in deine Hand zu nehmen und es wie Dreck zu behandeln...", werde ich langsam wieder emotional.

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt