Kapitel 8

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Seguro
(Sicher) 

,,Leg dich aufs Bett.", wiederholt er mit Nachdruck.
Ich traue mich in seine Augen zu schauen, nur um ihn vielleicht verstehen zu können.
Sein Gesicht ist ausdruckslos. Leer. Ich kann ihn nicht verstehen.
Er kommt wenige Schritte auf mich zu und bleibt dann mit verschränkten Armen vor mir stehen.

,,Bitte lassen Sie mich gehen, Senõr. Ich wollte doch nur nach meiner Familie frag-"
,,Halt den Mund. Du redest nur wenn ich es sage.", sagt er etwas lauter und greift aggressiv mein Gesicht. Ich kneife vor Schock und Schmerz meine Augen zu, öffne sie aber kurz danach, um in seine grauen Augen zu schauen.
,,Mein Haus ist kein Spielplatz. Davon abgesehen, sollte Mateo dich nicht schon längst weggebracht haben?", sagt er mit diesem zornigen Gesichtsausdruck.
Ich versuche, seinem Blick stand zu halten.

,,Als hätte ich nicht genügend Probleme, muss ich mich auch noch um kleine nervige Kinder kümmern.", redet er mehr mit sich selbst, als mit mir; und lässt dann ruckartig von mir los.

,,Ich wiederhole es zum letzten mal. Leg dich aufs Bett. Jetzt."
Er runzelt seine Stirn.
Mit langsamen Schritten, tue ich was er sagt. Innerlich bete ich zu Gott und bitte ihn um Vergebung.

,,Deine Hand.", fordert er streng, als er am Bettrand steht. Ohne seine Forderung zu hinterfragen, Strecke ich ihm meine Hand aus.

Aus seiner hinteren Hosentasche zückt er Handschellen heraus und ich kann nicht sagen, ob er die schon die ganze Zeit bei sich hatte.
Er kettet meine Hand an das Bett und macht jede Bewegung so emotionslos, dass er mir weh tut und ich leicht aufzische.
,,Ouch!", platzt es aus mir heraus. Was habe ich getan?
Ja, mein Vater hat Schulden, aber deswegen muss er es doch nicht an mir auslassen?
Und davon abgesehen.. Wieso setzen die mich nicht einfach in der Wildnis aus? Papá würde es doch sowieso nie erfahren.

,,Was ist? Gefällt es dir nicht? Du wirst hier her gebracht und verarztet.. benimmst dich als wäre dieses Haus dein Eigentum und beschwerst dich dann auch noch?", spuckt er mir ins Gesicht und dreht sich um.

Ohne ein Wort schließt er wieder die Tür auf und verlässt den Raum.
Er ist sehr temperamentvoll. Wie... mein Vater.

...

•••

Ich sitze eine gefühlte Ewigkeit angekettet an diesem Bett und mein Arm schmerzt höllisch.
Leichte Sonnenstrahlen scheinen durch die Vorhänge an dem Fenster mir schräg gegenüber.

,,Es tut mir leid. Ja, ich verstehe. Ich werde mich drum kümmern. Ja..", höre ich eine mir bekannte Stimme im Flur.
,,Ja. Das werde ich."

Aufeinmal betritt Mateo den Raum und legt dabei sein Handy in seine Hosentasche. Er schaut mir kurz in die Augen und holt dann einen Schlüssel aus seinem Jacket hervor. Er öffnet stumm die Handschelle, die an das Bett befestigt ist und zieht mich am Oberarm hoch.
,,Kommen Sie mit.", sagt er monoton.
,,Werde ich wieder weggeschickt?", frage ich ihn vorsichtig.
Er antwortet nicht, zieht mich dann aus dem Zimmer die Treppen herunter in Richtung Eingangstür.
Ich stolpere fast, weil er so schnell geht und ich mich erstmal finden muss. Ich bin immernoch so ausgelaugt, so kraftlos. Mein Bauch schmerzt bereits vor Hunger.

,,Bringt sie zurück.", sagt Mateo zu einem schwarzgekleideten Mann, als wir draußen vor einem Wagen stehen bleiben. Ich schaue ihn erschrocken an. Was meint er mit "zurück"?
Der Mann nickt und öffnet die hintere Tür, wartet bis ich einsteige.

Mateo greift meine Hand, an der noch die Handschelle hängt und kettet meine beiden Hände aneinander. Er schaut mir nicht in die Augen und meidet jeden Blick.
,,Wohin zurück?", frage ich mit zittriger Stimme.
,,B-bitte..", sage ich verzweifelt, als er mir mit seiner Stille antwortet.
Mateo blickt zu dem Mann hinter mir, der mich sofort packt und in das Auto drückt.
,,Bitte nicht Mateo! Bitte. Ich wollte nur nach Papà fragen, bitte. Ich hätte das Zimmer nicht verlassen sollen, es tut mir leid, Mateo!", schluchze ich so laut wie es mir mein Körper noch erlaubt.
,,Es tut mir leid, wirklich...! Ich will nicht wieder zurück zu diesem Mann.", weine ich und hoffe, dass er wenigstens in meine Augen schaut.
Vergebens. Er dreht sich um und geht, holt dabei sein Handy heraus und legt es sich an sein Ohr.
Die Autotür wird verriegelt und der Fahrer fährt los.

I

ch werde zu Pietro gebracht. Ich weiß es. Ich bin mir sicher..

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-poeticgirl01

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