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Ahsen

Es war gerade mal 16 Uhr und Ilayda und ich langweilten uns zu Tode. Emir war schon den ganzen Tag lang in seinem Büro gewesen, weswegen wir uns jetzt beschlossen ihn zu fragen, ob wir raus dürften. Wir rannten die Treppe nach oben und betraten sein Büro ohne anzuklopfen. Er hob sein Kopf und sah uns verwirrt an. Ich hätte jetzt erwartet, dass er uns anschimpfen würde, da wir nicht angeklopft hatten, doch das tat er nicht.

„Können wir in die Stadt? Uns ist langweilig", fing Ilayda an zu reden. Emir sah kurz in meine Richtung, bis er sich wieder an Ilayda wendete. „Bin sowieso fertig, wir können zusammen gehen", sagte er während Ilayda in ihr Zimmer rannte, um sich fertigzumachen. Ich hatte nicht vor mich umzuziehen.

Emir stand auf, richtete sein Anzug und verließ mit mir zusammen das Büro.
„Du hast morgen früh einen Arzttermin mein Engel", erinnerte er mich dran, als wir unten auf Ilayda warteten. „Stimmt", meinte ich nur.

„Möchtest du, dass ich mitkomme?", fragte er, doch ich schüttelte meinen Kopf.
„Du hast so viel zu tun, da musst du dich auch nicht um mich kümmern. Ich kriege das schon alleine hin", lächelte ich ihm zu, weswegen er ebenfalls lächelte.

Ich hatte mich an seine Nähe gewöhnt, denn seitdem ich aus dem Koma erwacht war, weichte er mir nicht von der Seite. Er war zurzeit der einzige dem ich vertrauen konnte. Ich hatte nur ihn, sonst niemanden.
„Wie lange brauchst du noch?!", brüllte er seiner Schwester zu, während ich kicherte. Er war so ungeduldig.

„Ich komme ja schon, musst du immer direkt schreien", kam sie beleidigt runter und wir verließen zusammen das Haus. Wir stiegen in ein schwarzen Jeep ein, während der Chauffeur losfuhr. Aus dem Rückspiegel konnte ich deutlich sehen, dass uns noch zwei weitere Autos mit seinen Männern verfolgten.

„Müssen deine Männer mit uns kommen?", sprach Ilayda meine Gedanken aus. „Ja Prinzessin, zurzeit ist es echt gefährlich, deswegen solltet ihr niemals alleine rausgehen. Es könnte alles mögliche passieren", sah er zwischen und beiden hin und her. Ich schluckte tief und fest. Es hatte bestimmt mit diesem Berkan zu tun, der noch neu aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Wir stiegen aus und waren vor einem sehr großen Einkaufszentrum. Ilayda freute sich wie ein kleines Kind, während ich mich umsah. Ich habe es schon immer gehasst shoppen zu gehen. Wir gingen in das erste Geschäft rein, wo Ilayda direkt mit mehreren Klamotten in die Umkleidekabine ging. Emir hingegen stand an der Seite und widmete sich seinem Handy. Vier seiner Männer begleiteten uns.

Ich sah mir gerade die Jeanshosen an, als ich einen Jungen meinen Namen sagen hörte. Ich drehte mich um und sah in zwei grüne Augen.
„Ahsen?! Du bist es ja wirklich!", zog der Junge mich plötzlich in eine Umarmung. Sofort drückte ich ihn weg von mir, weswegen er mich verwirrt ansah. Woher kennt er mein Namen?! Wer ist er?! Vielleicht habe ich ihn ja auch vergessen...Oder er hat mich mit jemandem verwechselt, die zufällig auch Ahsen heißt.
Eher unwahrscheinlich...

„Tut mir Leid, ich kenne Sie nicht. Wer sind Sie?", fragte ich und musterte ihn. Ich kannte ihn wirklich nicht. „Ahsen? Ich bin es Can. Wie kannst du mich so schnell vergessen?", sprach er belustigt. Can? Wer zum Fick ist Can?!

„Wer ist das Aşkım?", erschien plötzlich Emir neben mir. (Meine Liebe/Schatz) Can musterte Emir und zog seine Augenbrauen zusammen, bevor er mir wieder in die Augen sah. „Wer ist das? Was ist mit Ensar-", bevor er sein Satz zu Ende sprechen konnte, packte Emir ihn plötzlich bedrohlich am Kragen. Was passiert hier?!

„Emir, lass ihn los!", versuchte ich ihn zu stoppen. Cans Miene wandelte sich zu einem ängstlichen. An seiner Stelle würde ich auch Angst haben.
„Du Bastard, was belästigst du meine Verlobte?! Verschwinde hier sofort!", ließ er von ihm ab. Can sah noch kurz zwischen Emir und mir hin und her, bevor er abhaute. Was war das?!

Was meinte dieser Can? Wer ist Ensar?! Viele Fragen erschienen in meinem Kopf, während ich ihm hinterher starrte. „Pisser", flüsterte Emir und drehte sich zu mir.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Ist das dein Ernst?! Der Junge hat mich nicht einmal belästigt!", schrie ich ihn an und mir war es ehrlich gesagt egal, dass alle uns anstarrten.

„Schrei mich nicht an!", warnte er mich, doch das war mir völlig egal. Dieser Can kannte mich, anscheinend auch meine Vergangenheit und würde mir vielleicht helfen mich zurück zu erinnern, aber Emir hatte ihn vertrieben. „Er kannte mich Emir! Vielleicht würde er mir helfen mich zurück zu erinnern!", sagte ich wütend. Ich war auf 180.

„Hör auf mich anzuschreien Ahsen!", meinte er nun ebenfalls wütend. Ich atmete tief ein und aus. „Wer ist Ensar?", fragte ich dann an Emir gerichtet.
Seine Augen verdunkelten sich augenblicklich und seine Körperhaltung wurde steif. Er spannte sich an und biss sein Kiefer zusammen. Hatte ich was falsches gefragt? Ich hatte das Gefühl, dass er mich gleich allein mit seinem Blick töten würde.
Er schüchterte mich ein wenig ein.

„Passt auf Ilayda auf", knurrte er einen seiner Männer zu, bevor er mich an meinem Handgelenk packte und aus dem Laden schweifte, bis zu seinem Jeep. Ich ließ mich mitziehen, da er gerade sowieso mehr als wütend war. Unsanft warf er mich auf den Beifahrersitz und setzte sich auf die Fahrerseite. Was war nur los mit ihm?!

„Emir, was ist los mit dir?!", fragte ich verwirrt. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Er startete den Motor und gab Gas bevor er losraste. Ich schnallte mich schnell an. Meine Frage beantwortete er auch nicht. Es reicht, warum verheimlicht er mir soviel?! Ich fühle es doch, dass hier etwas nicht stimmt! Ensar...Er hatte was gegen diesen Ensar, denn seitdem ich ihm gefragt habe wer das ist, ist er so angespannt.

„Was soll das?! Erst rastest du wegen einer klitzekleinen Sache aus und jetzt redest du nicht mehr mit mir?! Wer ist dieser Ensar?!", labberte ich ihn voll. Ich wollte Antworten auf meine Fragen.
Sein Griff um das Lenkrad wurde noch fester, während er noch schneller fuhr.

„Hör auf seinen Namen zu erwähnen!", knurrte er bedrohlich.
Wer war dieser Ensar?!
„Dann sag mir verdammt nochmal wer das ist und warum du ihn so sehr verabscheust!", platzte ich nun endgültig. Er bremste scharf, sodass ich leicht nach vorne flog, doch mich noch rechtzeitig festhielt. Er drehte sich zu mir und seine dunklen Augen spuckten wortwörtlich Feuer.

„Ich habe dich angelogen Ahsen! Ja, du hast richtig gehört! Ich bin ein Lügner! Ich habe dich angelogen!", wiederholte er sich, während ich ihn verwirrt anstarrte. Was? Er hatte mich angelogen? Wobei hatte er mich angelogen?
„W-Was?", stotterte ich nervös.
Er war der Einzige, dem ich vertrauen konnte und das hatte er ausgenutzt?

„Dein Bruder ist nicht bei einem Verkehrsunfall gestorben... Er wurde ermordet", schluckte er tief und fest und blickte mir traurig in die Augen. Das Blut in meinem Körper gefror und eine unangenehme Gänsehaut machte sich auf meinem Körper bereit. Er wurde was?

Ich brauchte ein paar Sekunden um die Wahrheit zu verkraften. Mein Herz schmerzte und mein Hals fühlte sich so trocken an.
„W-Wieso?", stotterte ich.
„Dieser Ensar...Dieser Ensar hat deinen Bruder ermordet, weil...weil du nichts von ihm wolltest", erklärte er mir, während ich auf meine Hände starrte. Mein Bruder war wegen mir Tod?
Wie ekelhaft konnte ein Mensch nur sein?

„Weißt du was das schlimmste ist. Er lebt sein Leben in Frankfurt weiter als wäre nichts passiert. Er hat die Schuld auf andere geschoben", fügte er hinzu.
Er ist nicht einmal im Knast? Er hat seine Strafe nicht bekommen?
Ein sehr großer Hass machte sich in meinem Körper breit und das einzige was ich im Moment wollte war diesen Ensar Tod zu sehen.

Wer erinnert sich noch an Can?
Ensar wird beschuldigt...
Was ist eure Meinung?

Sein Herz - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt