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Ahsen

Fest und zitternd umklammerte ich die quadratförmige Schachtel, welches Can mir schenken wollte. Emir hatte mich zurückgezogen, sodass wir uns an die Wand gegenüber von Can angelehnt hatten und auf dem Boden saßen.

Es war recht kühl draußen und aufgrund der Betonwände und Böden, fühlte es sich hier viel kälter an. Als würde all dies nicht reichen, befand sich einige Meter vor uns eine Leiche.
Cans kalte leblose Leiche...

„D-Denkst du wir kommen hier l-lebendig raus?", meine Stimme war nicht lauter als ein Hauchen, aber ich war mir sicher, dass Emir mich klar und deutlich verstanden hatte. So langsam gab ich all meine Hoffnungen auf.

„Berkan und E-Ensar werden kommen. S-Sie werden dich hier rausholen. Versprochen", durch die Schmerzen an seinem Arm stotterte er etwas. Ich zog meine Augenbrauen zusammen: „Dich werden sie auch r-rausholen."

Es klang vielleicht komisch, aber trotz allem was er mir angetan hatte, konnten wir ihn doch nicht hier zurücklassen. Er hatte mich zwar umgebracht, aber auch wieder zum Leben erweckt.
Er hatte Ensar angeschossen, aber ihm Blut gespendet als er es dringend benötigte. Emir hatte trotz all den schlechten Dingen, die er getan hatte, auch gute Sachen getan.

Nicht er hatte meinen Bruder ermordet, sein Stiefvater war es.
Nicht er hatte Cans Autounfall geplant, sein Stiefvater war es.
Nicht er hatte mich diesmal entführt, sein Stiefvater war es.

„Du warst es nicht", platzte es plötzlich aus mir heraus. Verwirrt drehte er sein Kopf in meine Richtung, sodass er mir direkt in die Augen blickte. Das Grün seiner Augen hatte einen neutralen Ton angenommen.

„Was meinst du?"
„Erkan", beantwortete ich kurz und knapp seine Frage. Sofort wendete er seine Blicke ab und starrte starr geradeaus. Er schämte sich für seine Taten, soviel war klar.

„Wieso... Wieso hast du die Schuld auf dich genommen, Emir? Wieso hast du so etwas behauptet? Alles wurde gefilmt. Ich habe es gesehen... Ich habe den Tod meines Bruders gesehen", ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter, während ich die Tränen weg blinzelte.

Ich wiederholte den letzten Satz in meinen Gedanken. Ich hatte den Tod meines Bruders gesehen. Ich hatte gesehen wie er eine Kugel in den Kopf geschossen bekam. Die Art und Weise wie er blutig und leblos auf seinem Teppich lag... Ich hatte es gesehen. Eine Gänsehaut durchfuhr mein Körper, während ich automatisch meine Knie an mich zog.

„Es war meine Schuld", kam es von Emir ohne mir in die Augen zusehen. Wieso tat er das immer noch? Ich hatte es doch gesehen. „Ich habe ihn verraten... Er wäre ins Ausland geflohen und würde dort jetzt weiterleben", schüttelte er schuldbewusst seinen Kopf.

Er hatte ihn verraten, weil er mich liebte. Mein Bruder wollte dies anscheinend nicht, weil er sein Freund war. Würde Erkan auch gegen Ensars und meine Beziehung sein? Schließlich war Ensar auch sein Freund gewesen. An was dachte ich überhaupt?

„Wieso hast du das getan?"
Ich wusste die Antwort auf meine Frage bereits, aber ich wollte es von ihm hören. Er beantwortete meine Frage nicht, weswegen ich ansetzte: „W-Wegen mir?"
Erneut schwieg er.
Keine Antwort ist auch eine Antwort.

Ich schloss für ein paar Sekunden meine Augen bevor ich mir seufzend durch die Haare fuhr.
„Wieso Emir? Wieso hast du das alles getan? Du hast nicht nur mein Leben zerstört, sondern auch dein eigenes!" Mein Temperament war aus dem Nichts wieder zurückgekehrt.

Sein Herz - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt