Ahsen
„Kann ich jetzt zu ihm?", fragte ich die Krankenschwester, die mich angerufen hatte. Sie arbeitete in der Wirbelsäulen Abteilung. Cans OP war laut den Ärzten erfolgreich gewesen, sodass es ihm schon bald besser gehen würde. Vor ca. einer Stunde wurde er in sein Zimmer eingeliefert, doch stand noch unter Narkose. Jetzt müsste er aber wach sein, weswegen ich ihn unbedingt sehen wollte. Ich hatte immer noch die Vermutung, dass dieser Unfall geplant gewesen war, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
„Die Besuchszeit ist schon längst zu Ende", beantwortete die Krankenschwester meine Frage. „Ich warte hier schon seit drei Stunden. Nur fünf Minuten", kam es bittend von mir. Ich wollte nicht zurück nach Hause ohne ihn gesehen zu haben.
Die Krankenschwester zögerte eine Weile, doch nickte dann etwas unsicher. Wahrscheinlich war sie die Oberschwester hier, weswegen sie auch nicht nachfragen musste. Sie trat ins Zimmer, während ich vor der Tür wartete. Sie kam wieder heraus und hielt mir die Tür offen. Dankend ging ich ins Zimmer und schloss die Tür hinter mir wieder zu.
Wie nicht anders zu erwarten lag er in einem Krankenhausbett und drehte sich in meine Richtung, bevor sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildete. Er hatte ein paar Kratzer auf seinem Gesicht, doch sah sonst äußerlich betrachtet echt gesund aus. Die Schäden waren wahrscheinlich hauptsächlich im Inneren.
„Wie geht es dir?", setzte ich mich auf das weiße Sessel, welches genau neben seinem Bett stand. „Jetzt nachdem ich dich gesehen habe, besser", schmeichelte er wie nicht anders zu erwarten. Wie konnte er in so einer Situation noch so einen Satz bringen? Ich verdrehte meine Augen: „Wie ist es passiert?"
„Ich denke, dass es ein Geisterfahrer war. Ich habe auf der Stelle mein Bewusstsein verloren, ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr genau. Morgen wird aber die Polizei kommen, um mich auszufragen", zuckte er mit seinen Schultern. Geisterfahrer? Könnte meine Vermutung stimmen? War dieser Unfall geplant? War es Emir?
Ich wollte gerade antworten, bis die Tür von außen geöffnet wurde. Die Krankenschwester von eben trat ein. „Ich möchte Sie wirklich ungern stören, aber Sie müssen jetzt leider gehen. Ich bekomme sonst einen gewaltigen Ärger." Ich nickte verständlich und verabschiedete mich von Can. Ich hatte gesehen, dass es ihm gut ging, weswegen ich jetzt in Ruhe schlafen könnte.
Ich verließ das Krankenhaus und bemerkte erst jetzt wie dunkel es schon geworden war, doch dies war nicht das einzige was ich bemerkte.
Fuck, Fuck, Fuck, Ensar wird mich umbringen! Wie konnte ich es vergessen ihm und Dardan Bescheid zu geben?
Ich bin tot, definitiv tot.Sofort kramte ich mein Handy aus der Tasche und realisierte, dass mein Akku leer war. Ich wollte gar nicht wissen, wie oft er mich angerufen hatte. Wahrscheinlich stellten sie gerade im Moment die ganze Stadt auf den Kopf, um mich zu finden. Ich lief zur nächsten Bushaltestelle und sah auf dem Weg ein Münztelefon. Gott sei Dank existierten noch solche Sachen.
Die einzige Nummer, die ich auswendig kannte war Emines. Dieses Mädchen hatte seit zehn Jahren dieselbe Nummer, weswegen ich es mit der Zeit auswendig gelernt hatte. Ich warf die Münze ein und wählte die Nummer. Es läutete ein paar mal, bis sie ranging. „Emine, ich bin's", sah ich mich etwas ängstlich um. Warum fuhr kein gottverdammtes Auto auf dieser Straße?
„Ahsen!", ihrem Kreischen zu urteilen, hatten die Jungs mich schon überall als vermisst gemeldet. „Wo zum Fick steckst du eigentlich? Weißt du eigentlich-", ich unterbrach sie, da die eine Minute, die ich zu Verfügung hatte gleich enden würde. „Später. Ich wollte nur Bescheid geben, dass es mir gut geht. Ich nehme gleich den Bus nach Hause, macht euch keine Sorgen."
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Sein Herz - FF
FanficFortsetzung von Mein Herz, Dein Herz: Achtung: Die Story kann nur gelesen werden, wenn die ersten zwei Teile gelesen wurden. Ansonsten wird man es nicht verstehen. Stelle aus dem Buch: „D-Du lebst?", hörte ich eine unbekannte männliche Stimme hinter...