Ahsen
„Wir haben schon auf dich gewartet mein Herz", kam er auf mich zu und gab mir einen Stirnkuss als wäre nichts passiert. Mein Blick schweifte zu Can rüber, der uns mit einem neutralen Blick musterte. Was hatte Ensar getan?
„Was machst du... hier?", fragte ich sichtlich verwirrt. Mich überraschte es sehr, dass er vor mir hier aufgetaucht war. War er schon hier, als ich ihm geschrieben habe oder ist er erst neu gekommen? „Was ist das für eine Frage? Natürlich komme ich Can im Krankenhaus besuchen. Schließlich sind wir Freunde", die Ironie in seiner Stimme schrie mich wortwörtlich an und sein schelmisches Grinsen machte die Sache viel angsteinflössender. Auch Can schien überfordert mit der Sache zu sein, denn das Misstrauen in seinen Augen war unübersehbar.
„Ich hoffe dir geht es besser als vorher", wendete ich mich an Can und versuchte meinen kranken Ehemann so gut es geht zu ignorieren. Can lächelte mich liebevoll an und wollte gerade antworten, als Ensar es verhinderte, indem er ihm kräftig auf die Schulter klopfte. „Ihm geht es sehr gut. Er ist schon wieder gesund", sagte er, während er wahrscheinlich seine Schulter kaputtschlug. Ich wollte zwar dazwischen gehen, aber sowie ich meinen Mann kenne, würde er irgendetwas hineininterpretieren.
„Weißt du schon, wann du wieder entlassen wirst?", setzte ich mich neben Ensar. „Wahrscheinlich erst nächste Woche. Dann können wir doch wieder etwas unternehmen oder?" Mir war klar, dass Can dies nicht extra tat, jedoch riskierte er mit diesem Satz sein Leben. Ensar spannte sich augenblicklich an und ich befürchtete schon, dass er ihn hier und jetzt zusammenschlagen würde, jedoch reagierte er ganz anders als gedacht.
„Natürlich könnt ihr das. Wieso fragst du überhaupt?", lachte er zwischen zusammen gepressten Zähnen und klopfte ihm - meiner Meinung nach zu hart - auf die Schulter. Wenn Can keinen blauen Fleck auf seiner linken Schulter bekommt, weiß ich auch nicht weiter. „Ja...", versuchte ich die Stimmung etwas aufzulockern, was nicht wirklich gelang. Ich müsste Ensar so schnell wie möglich hier wegbekommen.
„Ich muss mich noch für heute Abend fertigmachen. Wollen wir langsam gehen?", richtete ich mich an Ensar, der dann etwas angespannt nickte. „Wir sehen uns dann im Neujahr, Can. Schade, dass du nicht mit uns hinein feiern kannst", schmollte ich. Wie fühlte sich Silvester im Krankenhaus eigentlich an? „Ja, sehr schade", wiederholte Ensar meine Aussage mit einem bitteren Unterton. „Egal, nächstes Jahr feiern wir bestimmt zusammen. Euch noch viel Spaß, aber übertreibt es nicht", nahm er Ensar nicht mehr ernst.
Ich verabschiedete mich von ihm, während Ensar noch ein paar sarkastische Kommentare von sich gab, bevor wir beide gemeinsam das Zimmer verließen. Die Stimmung zwischen uns war komisch, da wir doch eigentlich zerstritten waren. Sollte ich jetzt mit ihm fahren oder lieber den nächstbesten Bus nehmen? Ich entschied mich für die erste Variante, da er mich wahrscheinlich köpfen würde, wenn ich jetzt den Bus nehmen würde.
„Was hast du mit ihm geredet, bevor ich gekommen bin?", nahm ich all mein Mut zusammen und unterbrach die Stille im Fahrstuhl. Er ignorierte meine Frage und gab mir keine Antwort, was mich innerlich zum Brodeln brachte. „Ach so, jetzt werde ich wieder wie Luft behandelt", nickte ich verständnisvoll. „Bin immer noch sauer auf dich", nuschelte er nur. Sauer auf mich?
Hatten die Typen in meinem Umfeld ihre Tage oder was waren das für kranke Stimmungsschwankungen? Ich dachte, Dardan wäre im Moment in der Pubertät, wobei Ensar genauso schlimm war? Müsste ich nicht die Nachtragende sein? Hallo, ich war das Mädchen hier und nicht er! Wieso hatte er diese Stimmungsschwankungen?!
„Und wieso zum Fick bist du sauer auf mich? Könntest du mir das bitte erklären?", knirschte ich unauffällig mit meinen Zähnen und versuchte meine Wut hinter meinem Lächeln zu vertuschen. Wie ein kleines Kind zuckte er bockig mit seinen Schultern. „Findest du nicht auch, dass du es etwas übertreibst? Schließlich sind wir zwei erwachsene Menschen und keine fünf mehr!", wurde ich immer lauter.

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Sein Herz - FF
FanficFortsetzung von Mein Herz, Dein Herz: Achtung: Die Story kann nur gelesen werden, wenn die ersten zwei Teile gelesen wurden. Ansonsten wird man es nicht verstehen. Stelle aus dem Buch: „D-Du lebst?", hörte ich eine unbekannte männliche Stimme hinter...