Sein Herz - FF

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Ensar

„Du willst uns also sagen, dass Ahsens Tod nur vorgetäuscht wurde und sie stattdessen die ganze Zeit über bei Emir war, der ihr Gedächtnisverlust ausgenutzt hat, indem er ihr Lügen erzählte wie zum Beispiel, dass er ihr Verlobter sei oder dass Ensar der Mörder von Erkan ist", wiederholte Enes die Erzählung von Berkan, weswegen er nickte.

Enes atmete tief ein und aus, bevor er sich zurücklehnte: „Wow... Unser Leben wäre eine richtige Netflix- Serie."
Das alles wollte zwar immer noch nicht in mein Kopf, doch ich versuchte es irgendwie nachvollzuziehen. Seit Monaten hatten wir umsonst gelitten?
„Hat sie wirklich alles vergessen?", kam es traurig von Dardan, der seine Knie an sich gezogen hatte und schmollte.

„Sie und ich... haben uns anfangs nicht besonders verstanden. Sie ist echt temperamentvoll, sie wollte nichts erzählen, aber einmal hat sie erwähnt, dass sie vor paar Monaten die Treppen runtergestürzt ist und daraufhin ein Monat lang im Koma lag. Ich weiß aber nicht ob es stimmt, ich denke eher, dass Emir etwas mit ihrem Gedächtnisverlust zu tun hat, da er sie auch mit Tabletten manipuliert hat."

Ich schmunzelte als er erwähnte, dass sie temperamentvoll war.
So war sie schon immer.
„Kurz bevor sie gestorben ist... ihr Tod vorgetäuscht wurde, wurde ein Hirntumor bei ihr diagnostiziert", erinnerte ich mich an unser letztes Gespräch, bevor sie sich für ihre Freunde geopfert hatte.

„Was?!", kam es von Enes und Dardan gleichzeitig.
Keiner außer mir und ihr wusste davon...
Anscheinend hatte es Emir irgendwie erfahren und diese Gelegenheit ausgenutzt. Die einzige Frage, die wir nicht so einfach beantworten konnten war, wie ihre Leiche wieder lebendig wurde.

„Ihr meintet, ihr hättet ihre Leiche gefunden. Was habt ihr danach getan? Wohin habt ihr sie hingebracht?", fragte Berkan und weckte somit alte Erinnerungen wieder auf. Automatisch zuckte ich zusammen, als sich die Bilder vor mir abspielten.

„Sie wurde ins Krankenhaus gefahren und paar Tage darauf war ihre Beerdigung", antwortete Enes. Berkan kratzte konzentriert seinen Bart: „Seid ihr euch sicher, dass während der Beerdigung sie begraben wurde und keine andere?"

Wir drei tauschten verwirrt Blicke aus. Keiner hatte und durfte die Leiche sehen. Vielleicht wurde ja wirklich jemand anderes begraben? Vielleicht stand ihr Grab auch leer? Wir würden es noch herausfinden, jedoch schwirrte eine noch wichtigere Frage in meinem Kopf.

„Seit wann kennst du die Wahrheit?", fragte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Berkan hielt abrupt inne, bevor er fest schluckte und seine Blicke woanders hinwendete.

„Als ihr letztens hier wart... habe ich eins und eins zusammengezählt und realisiert, dass sie gar nicht Emirs Verlobte war, sondern deine Frau", kam es beschämt von ihm.
Mir war klar, dass er uns etwas verheimlicht hatte, denn seine Reaktion war einfach nur komisch gewesen.

Er wusste es bereits solange, doch hatte es uns verschwiegen? Er hatte sie trotzdem hier behalten, statt sie zu mir zu bringen? Er erzählte es uns erst jetzt, wo sie schon wieder weg war? Wo war sein Gehirn geblieben, als sie noch bei ihm war?

„Und du sagst es uns erst jetzt?!", zischte ich aufgebracht, weswegen Dardan an meiner linken Seite zusammenzuckte. Das war Verrat in meinen Augen !
Wie sollte ich ihm jetzt noch trauen? Er hatte es mir verschwiegen...

„Vielleicht hatte er einen bestimmten Grund Ensar", verteidigte Enes ihn.
„Grund? Jetzt mal ehrlich Berkan. Du willst dich an Emir rächen, weil du wegen ihm unschuldig hinter Gittern saßt. Hier geht es aber verdammt nochmal um mehr! Er hat meinen Bruder, meinen Freund ermordet und als ob das nicht reichen würde, hat er mir auch noch meine Frau genommen!", konnte ich meine Zunge nicht zügeln.

Berkans Blick wurde neutral und er antwortete ohne jegliche Emotion: „Ich will mich nicht rächen, weil ich unschuldig hinter Gittern saß Ensar. Ich möchte... Erkans Tod rächen."

Ich lachte ironisch auf: „Was interessiert dich überhaupt sein Tod? Hast du ihn nicht sowieso verabscheut?  Was trauerst du hier dann noch rum? Wie-", strapazierte ich seine Nerven, weswegen er mit seiner Faust auf das Tisch schlug und sich wutgebrannt von seinem Platz erhob.

„Er war mein Cousin! Mein gottverdammter Cousin! Bist du jetzt zufrieden?!", zischte er laut und funkelte mich wütend an. Wir alle musterten ihn überrascht. Wie viele Überraschungen erwarteten uns heute noch? Erkan und Berkan waren Cousins? Da hieß doch, dass Berkan Ahsens Cousin war oder nicht?
Ihr letzter überlebender Familienmitglied?

„Ich wusste nicht, dass Erkan eine Schwester hatte. Unsere Familien waren zerstritten seitdem wir denken können. Als ich erfahren habe, dass Ahsen seine Schwester ist, wollte ich sie nicht mehr gehen lassen. Ich wollte sie zu meiner Mutter bringen, damit sie nach Jahren ihre Nichte von dessen Existenz wir nicht einmal wussten in ihre Arme schließen kann. Seit Erkans Tod fühlt meine Mutter sich verantwortlich dafür und kann sich das nicht verzeihen, weil sie wegen eines Familienstreites nicht auf ihren Neffen aufpassen konnte. Wenn das gleiche mit Ahsen geschieht, wird sie diese Last nicht mehr auf ihren Schultern tragen können", erzählte er nun viel ruhiger.

Ahsen hatte also einen Cousin und eine Tante? „Tut mir Leid", nuschelte ich unverständlich, da ich ihn grundlos beschuldigt hatte. „Schon gut... Mir wurde aber später klar, dass ich sowas wichtiges nicht verheimlichen kann. Außerdem...", sah er in Dardans Richtung, der aufmerksam zuhörte.

„Letztens als du hier etwas geschrien hast, hat sie es anscheinend mitbekommen. Sie wollte wissen wer es war, da es ihr bekannt vorkam. Ich denke sie könnte ihre Erinnerungen zurückbekommen."

Was genau hatte Dardan nochmal geschrien? Plötzlich quickte er auf: „Badgirl?! Sie hat sich dran erinnert!"
„Und Ensar, ich habe ihr zwar erzählt, dass du nicht ihren Bruder ermordet hast, doch ich weiß nicht, ob sie mir wirklich glaubt. Sie weiß Gott sei Dank nicht wie der Ensar, der ihren Bruder angeblich ermordet hat aussieht. Sie ist echt stur und dickköpfig", schüttelte Berkan lachend seinen Kopf, bevor er sich sein Bauch festhielt.

„Warte mal, hat sie dir das angetan?", fiel mir die Wunde auf seinem Bauch wieder auf. Berkan biss sich auf die Unterlippe: „Also ehm... nicht ausrasten."
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und tauschte mit Enes und Dardan Blicke aus, die genauso verwirrt wirkten.
Was sollte das denn jetzt heißen?

„Naja, ich habe Sachen gesagt, die ich lieber nicht sagen sollte... dann hat sie mich abgestochen", fing er an zu erzählen.
„Ich glaube immer noch, dass du unsere Ahsen mit jemandem verwechselst. Sie würde niemals sowas machen", lachte Enes, doch bemerkte dann, dass Berkan es ernst meinte, weswegen sein Lachen verstummte. „Als ob sie dich abgestochen hat? Ahsen?"

„Mein Badgirl ist ja ein richtiges Badgirl", kommentierte Dardan stolz. Mich überraschte auch die Tatsache, dass sie jemanden abgestochen hatte.
„Danach wollte sie abhauen, aber ich habe sie aufgehalten indem ich-", er unterbrach sich selber und biss sich auf die Unterlippe.
„Indem du was?", forderte Enes ihn auf weiterzusprechen.

„Ich habe sie auch abgestochen", kam es beschämt von ihm. Ich schloss meine Augen, um meine Nerven zu ordnen.
Dardan zog scharf nach Luft: ,,DU HAST WAS? DU MONSTER!"

„Wow Berkan", kommentierte auch Enes nicht wirklich begeistert.
„Darüber reden wir später Berkan. Erstmal müssen wir sie zurückholen. Wie lautet der Plan?", wollte ich sie so schnell wie möglich wieder zurückholen.

„Unsere Hauptwaffe ist oben", grinste Berkan stolz.
„Was ist oben? Kuhmilch?", kam es ahnungslos von Dardan. Enes klatschte mit seine Handinnenfläche gegen die Stirn.

Berkan blickte verstört Dardan an und wendete sich an Enes und mich: „Ist er immer so?"
Enes nickte hastig mit seinem Kopf und ich zuckte mit meinen Schultern.
„Ihr seid so gemein! Ich werde euch meinem Badgirl petzen und sie wird euch alle drei abstechen. Wartet ab!", verschränkte er beleidigt seine Arme.

Dardan wird gemobbt? Berkan ist ihr Cousin? Was macht sie eigentlich in der Zeit? Sollten auch die anderen von ihrer Existenz erfahre? Wie wollen die Jungs sie retten?

Hab gar nicht bemerkt, dass es schon fast 21 Uhr ist 🥺