Ahsen
Ich starrte emotionslos die Wand gegenüber an. Meine Kopfschmerzen hatten sich gelegt, jedoch etwas bitteres zurückgelassen. Ich hatte keine Begründung für das was gerade geschehen war. Wahrscheinlich waren es alte Erinnerungen, die wieder hochkommen wollten, doch mein Gehirn es unterdrückte.
Badgirl?
Ich kniff meine Augen wieder zu Schlitzen als mein Kopf wieder leicht zu pochen begann. Vielleicht sollte ich nicht darüber nachdenken. Dieser Schmerz würde mich sonst noch umbringen.Ich rappelte mich leicht auf und zischte auf als mein Bauch begann zu schmerzen. Ich ignorierte es jedoch, da der Schmerz in meinem Kopf und in meinem Herzen gerade viel größer war. Mein Körper sehnte sich nach etwas oder nach jemandem, doch ich hatte keine Ahnung was oder wer es sein könnte.
Emir? Warum sollte ich mich nach ihm sehnen, wenn er dafür gesorgt hatte, dass ich meine Erinnerungen vergesse? Ich müsste ihn hassen, aber nicht einmal das konnte ich. Zurzeit stellte ich mir oft die Frage warum ich überhaupt am Leben war? Man kann ohne Zuneigung und Liebe nicht leben. Ich habe keins von beiden, müsste ich nicht tot umfallen?
Hätte ich eine klitzekleine Hoffnung an die ich mich festklammern könnte, wäre es viel einfacher, doch selbst das besaß ich nicht. Ich hatte weder Freunde noch Familie. Ich war alleine.
Ich schüttelte leicht meinen Kopf und betrachtete mich im Spiegel. Meine Tränen von vorhin waren ausgetrocknet. Mein Gesicht war kreideblass und meine Augen funkelten knallrot. Ich könnte gut als wandelnde Zombie durchgehen.
Ich hörte wie jemand die Tür aufschloss und richtete mein Blick auf die Tür, die von Berkan geöffnet wurde. Er atmete hektisch ein und aus, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Seine Haltung wirkte angespannt.
Sein Blick ruhte auf mir, bis er auf mich zukam. Seine Art schüchterte mich zwar ein, aber ich würde mich niemals von ihm runtermachen lassen. Niemals.
„W-Wie heißt dein B-Bruder?", fragte er ohne zu zögern. Mit dieser Frage hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Er schien mit den Nerven am Ende zu sein.Ich zog meine Augenbrauen zusammen und trat ein Schritt näher auf ihn zu. „Nenn mir einen guten Grund wieso ich dir diese Frage beantworten sollte?", kam wieder meine Sturheit zum Vorschein.
Er knirschte mit seinen Zähnen und schlug plötzlich mit seiner Faust gegen die Wand. Der Spiegel welches an der Wand hing, fiel runter und zerbrach.
Ich zuckte automatisch zusammen. Was war in ihn gefahren?„Sag mir sofort wie dein Bruder hieß!!", wurde er deutlich lauter. Moment mal, was heißt hier 'hieß'? Wieso redete er im Präteritum? Wusste er, dass mein Bruder... bereits tot war? Ich hatte es nie erwähnt. Woher wusste er es?
„Antworte mir doch!", knurrte er wütend. Was hatte ich schon zu verlieren? Genau, gar nichts.
„E-Erkan", stotterte ich überrumpelt. Allein sein Namen auszusprechen, fühlte sich an wie ein Stich in meinem Herzen.Seine Haltung wurde deutlich entspannter und wärmer, während seine Augen anfingen zu funkeln. Ich konnte das Erste mal ein warmes Gefühl in ihnen aufblitzen sehen. War es Freude? Oder eher Frieden?
Kannte er meinen Bruder? Schließlich wusste er, dass er nicht mehr am Leben war. Wieso reagierte er so... komisch?
„Kanntest du-", wollte ich gerade fragen, doch er zog mich in eine feste Umarmung. Was zum Fick soll das jetzt sein?Perplex blieb ich stehen und wusste nicht wie ich reagieren sollte. Ich zischte auf als der Schmerz in meinem Bauch nun größer wurde. Sofort löste er sich von mir und blickte besorgt in meine Augen. Ohne das ich es hindern konnte, zog er mein Shirt leicht hoch, weswegen er ein Blick auf das weiße Verband werfen konnte. Naja, so weiß war es lange nicht mehr.
„Fuck, deine Wunde ist aufgerissen! Wir müssen ins Krankenhaus!", bestätigte er meine Vermutung. Ich hatte die ganze Zeit über mein Schmerz verdrängt, sodass ich es nicht einmal bemerkt hatte, dass es aufgerissen war. Mein Verband hatte sich mit meinem Blut vollgetränkt.
„Komm", zog er mich an meinem Arm mit sich, doch ich befreite mich sofort von seinem Griff, da ich mit diesen Schmerzen kaum gehen konnte. Er drehte sich zu mir und musterte mich kurz, bis er mich unerwartet hochhob und die Treppen runtertrug.
Wieso tat er das? Von wo kam jetzt seine besorgte Seite her? So kannte ich doch gar nicht.
„Du brauchst...m-mich nicht tragen", brachte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Er war selber verletzt und schadete sich gerade selber in dem er mich trug.„Hassan hol sofort mein Wagen!!", rief er einen seiner Männer zu, während er mich nicht losließ.
Mein Kopf fing wieder an leicht zu pochen. „Geht's dir gut?", sah er mir besorgt in die Augen, doch ich konnte sein Gesicht nur noch verschwommen wahrnehmen.„Ich bin m-müde", nuschelte ich verträumt. Meine Augen fielen mir langsam zu.
„Halt! Nein! Nicht schlafen! Ich habe heute etwas erfahren! Wenn du einschläfst, kann ich es dir nicht erzählen!", versuchte er mich zu hindern einzuschlafen.Ich schmunzelte und kuschelte mich mit geschlossenen Augen an seine Brust. „Was denn?", murmelte ich unverständlich.
„Du musst wach bleiben! Ich habe heute mit deinem...", ich bekam nichts mehr mit, da die Müdigkeit mich überholte und ich schließlich in ein tiefen Schlaf fiel.Ihre Wunde ist aufgerissen...
Was könnte damals zwischen Erkan und Berkan vorgefallen sein? Sie fahren ins Krankenhaus, ob sie dort auf Bekannte treffen?
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Sein Herz - FF
FanficFortsetzung von Mein Herz, Dein Herz: Achtung: Die Story kann nur gelesen werden, wenn die ersten zwei Teile gelesen wurden. Ansonsten wird man es nicht verstehen. Stelle aus dem Buch: „D-Du lebst?", hörte ich eine unbekannte männliche Stimme hinter...