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Ensar

„Sie war...Erkans Schwester", schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinunter. Berkans Augen weiteten sich augenblicklich und er versuchte meine Worte zu realisieren.

„E-Erkan... D-Das kann nicht sein. E-Er war ein Einzelkind", stotterte er nervös. Ich verstand seine Reaktion nicht. Er und Erkan konnten sich nie sonderlich leiden. Was änderte das an der Tatsache, dass sie seine Schwester war?
„Nein, ich habe seine Schwester geheiratet", wiederholte ich.

Berkan fasste sich ans Kopf und spannte sein Kiefer an.
„Er hat sie auch g-getötet?", knirschte er mit seinen Zähnen. Enes nickte, weswegen Berkan das Glas welches auf dem Tisch stand gegen die nächstbeste Wand warf. Wir drei zuckten automatisch zusammen.

Warum wurde er plötzlich so wütend? Gerade eben als er noch nicht wusste, dass sie seine Schwester war, hatte er nicht so reagiert? Was hatte das an der Tatsache geändert?

„Ich verspreche euch, ich werde ihn eigenhändig ermorden", knurrte er wutgebrannt. Er atmete tief ein und aus, um seine Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen.

„Ihr meintet, er hätte sie gestalkt", sprach er die These wieder an.
„Er war besessen von ihr, er hat sie geliebt", erklärte Enes, da ich sowieso keine Kraft dazu hatte.
Ich konnte sie nicht beschützen...

Berkans Augenbrauen zogen sich zusammen. Ich wollte zu gerne wissen, was in seinem Kopf vor sich ging. Er setzte sich aufrecht hin und zögerte etwas, bis er uns schließlich antwortete: „Ich habe seine Verlobten entführt, deswegen ist er hinter mir her."

Verlobten? Emir hatte eine Verlobten? Was wollte er dann von meiner...? Ich kniff meine Augen zusammen als ein Schmerz durch mein Kopf zog. Ich durfte nicht an sie denken. Mein Kopf würde sonst noch irgendwann explodieren.

„Er hat... eine Verlobten? Seit wann? Wie ist das möglich?", bombardierte Dardan ihn mit Fragen. Berkan zuckte mit seinen Schultern: „Die Kleine ist aber ahnungslos. Er hat sie mit irgendwelchen Tabletten manipuliert."
Er hatte seine Verlobten manipuliert?

„Ist sie hier? Können wir sie sehen?", fragte ich direkt. Ich fragte mich ehrlich wieso er hinter meiner Frau her war, wenn er selbst eine Verlobten hatte.

„Nein... Sie ist... Wie soll ich sagen... Sehr temperamentvoll. Diese Verletzung habe ich von ihr", deutete er lachend auf sein Bauch. Sie hatte Berkan verletzt?
Vielleicht war sie ja genauso krank im Kopf wie Emir.

„Wie lange muss ich noch auf dich warten Ensar? Wann kommst du endlich?", spürte ich ihre Anwesenheit wieder neben mir. Ich sah in ihr wunderschönes Gesicht. Ihre Augen funkelten mich traurig an. Mein Mund öffnete sich und ich wollte ihr gerade antworten, bis Berkan wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie war nur eine Halluzination!

„Ich habe auch seine Schwester entführt. Die halte ich in einem anderen Haus gefangen", erzählte er uns stolz. Ehrlich gesagt, fand ich die Idee nicht einmal schlecht. Wir hatten nun etwas gegen Emir in der Hand.

„Er würde alles tun um beide zu retten", lachte Berkan und klopfte mit seinen Fingern auf der Couchlehne herum.
„Du bist schlau", gab Dardan ihm ein Kompliment. Berkan war ehrlich schlau. Er hatte alles durchdacht, sodass ihm nichts mehr im Weg stand.

„Wie hieß deine Frau? Also Erkans Schwester?", fragte er wieder an mich gerichtet. Sein Lächeln war verschwunden und seine ernste Miene machte kehrt.
Wieso wollte er das wissen? Als er erfahren hatte, dass sie Erkans Schwester war, hatte er so komisch reagiert. Was wollte er jetzt mit ihrem Namen?
Dennoch seufzte ich und antwortete ihm: „Ahsen."

Als hätte Berkan einen Geist gesehen, wurde er augenblicklich blass. Seine Augen waren aufgerissen und sein Mund hatte sich schockiert ein Stück geöffnet.
„A-Ahsen?", stotterte er. Er schien uns komplett auszublenden und versank in seiner eigenen Welt.

„Das... Das kann nicht sein", schüttelte er seinen Kopf. Was zum...? „Warum?", ließ ich nicht locker. Wieso konnte das nicht sein? Was verheimlichte Berkan vor uns? Wieso reagierte er so überrascht?

„Hallo", wedelte Enes mit seiner Hand vor seinem Gesicht herum, doch er nahm es nicht wahr. „Berkan?", kam es nun von mir, doch er saß wie ein Roboter da und starrte Löcher in die Luft. „Er macht mir Angst", klammerte Dardan sich an mein Arm.

„Berkan!", wurde ich nun lauter, sodass er kurz zusammenzuckte.
„A-Ahsen?", wiederholte er und schluckte um es anscheinend zu verkraften. Wieso schockierte ihn das jetzt so sehr?

„Was ist los?", wollte ich wissen.
Kannte er sie? Aber das würde doch gar keinen Sinn ergeben, da er nicht einmal davon wusste, dass Erkan eine Schwester hatte.

„Raus hier!", plötzlich erhob er sich von seinem Platz und verlangte von uns zu gehen.
„Was?", fragte Enes verwirrt.
„Raus!", wurde er lauter. Ich konnte sein Verhalten gar nicht nachvollziehen. Was war sein Scheiß Problem?

„Was ist los?", fragte ich erneut während wir aufstanden.
Er atmete tief ein und aus und wirkte irgendwie etwas verwirrt.
„Mir ist eingefallen, dass ich einen Termin habe. I-Ich muss gleich l-los... Ich rufe dich später an", er massierte seine Schläfe und vermied den Blickkontakt mit mir.
Wieso kaufte ich ihm diese Lüge nicht ab?

Warum schmiss er uns jetzt aus seinem Haus? Wir hatten doch nichts großartiges geplant. Was war sein Scheiß Problem?
Er führte uns bis zur Tür und knallte die Tür einfach zu nachdem wir draußen standen.
„Wie unhöflich", meckerte Dardan, während ich mit verengten Augen die Tür anstarrte.

„Er verheimlicht etwas... etwas sehr wichtiges", sprach ich nachdenklich meine Gedanken aus. „Vielleicht ist er schwul", zerstörte Dardan wie immer den Moment.

„Wie meinst du das Ensar?", stellte sich Enes vor mich. Wenigstens war er nicht so durchgeknallt im Kopf wie Dardan, sodass ich ernste Gespräche mit ihm führen konnte.

„Berkan hat ein großes Geheimnis, was wir herausfinden müssen", ließ ich meine Hände in meine Hosentaschen sinken und schlenderte lässig zum Ausgang. „Hat er was mit Emir zu tun?", fragte Dardan etwas durcheinander.

Ich schnalzte mit meiner Zunge, um es zu verneinen: „Es hat eher was mit Erkan und... Ahsen zu tun." 
Irgendwas muss in der Vergangenheit passiert sein, dass er so komisch reagiert hatte. Ich fühlte, dass da mehr dahinter steckte.

Aus dem Augenwinkel sah ich wieder die Halluzination von ihr, die ab und zu auftauchte. Ich wendete meine Blicke zu ihr und lächelte, als ich sah, dass sie mich ebenfalls anlächelte. Dardan und Enes sahen ebenfalls in die Richtung, doch konnten nichts sehen, weswegen sie mich nun skeptisch anblickten. Jedoch ignorierte ich ihre Blicke und machte mich ans Gehen.

Ich werde dich rächen mein Herz, ich verspreche es dir.

Berkan kennt nun die Wahrheit...
Wird er es ihr sagen? Wird er es den anderen sagen?
Ensars Halluzinationen wollen nicht aufhören...
Was wird wohl als Nächstes passieren?

Ich habe gefühlt zehn Kapitel vorgeschrieben. Da kommt vieles auf euch zu, versprochen 😈

Sein Herz - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt