Ahsen
Fünf Jahre später
„Beeile dich doch. Dardan bringt uns um, wenn wir zu spät kommen!", hetzte ich Ensar, der Stunden brauchte, um sich vorzubereiten. Selbst ich als Frau, war eher fertig als er.
Endlich schaffte er es auch sich nach draußen zu bewegen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er mich kritisch von oben bis unten musterte.
„So gehst du nicht", zeigte er auf mein weißes Kleid. „Ensar", seufzte ich genervt. „Nein", verschränkte er seine Arme und blieb auf der Stelle stehen, was meine Nerven noch mehr strapazierte.„Du bist 29 Jahre alt. Willst du dich immer noch wie ein Kind benehmen?", sprach ich in einer ruhigen Stimme. „Zieh dich um", deutete er erneut auf mein Kleid. Es ging mir bis zu meinen Knien. Es war nicht mal kurz.
„Nein", verschränkte ich auch meine Arme vor der Brust.
Wir führten ein Blickduell durch, welches natürlich ich gewann.
Wer sonst?„Na schön, steig ins Auto. Aber bei Gott, ich bringe jeden um, der dich ansieht. Dann ist es deine Schuld, wenn ich verhaftet werde", bestach er mich noch schamlos. Ich verdrehte meine Augen und stieg ins Auto.
„Wer soll bitte schön eine Hochschwangere ansehen?", schüttelte ich meinen Kopf und schnallte mich vorsichtig an.„Dardan wird uns töten! Wir kommen zu spät, alles wegen dir!", schimpfte ich Ensar an, der mir nicht einmal richtig zuhörte.
Ich könnte ihn gerade behindert boxen, aber ich musste mich zurückhalten. Für Dardan.
Vielleicht waren das auch einfach meine Schwangerschaftshormone.„Ich weiß schon wie wir ihn nennen werden", kam es plötzlich von Ensar. Ich war gerade im 7. Monat und wir hatten uns bis jetzt keine Namen überlegt. „Wie denn?", fragte ich interessiert.
„Erkan", schlug er vor.
Ich hätte nicht gedacht, dass Ensar mir den Namen meines Bruders vorschlagen würde.
Das kam echt unerwartet.
„Das ist wunderschön", blinzelte ich meine Tränen weg.
Scheiß Hormone!Ich erinnerte mich zurück an die Zeit vor fünf Jahren.
Mein 23. Geburtstag.
An dem Tag hatte ich nicht nur Can und Emir verloren, sondern auch mein erstes Kind. Ich wusste nicht, dass ich zu der Zeit schwanger war. Mein Kind hatte die Schläge und Tritte nicht überlebt. Ich hatte eine Totgeburt.
Sofort wischte ich mir über die Wange meine Tränen weg.
Jetzt war doch alles gut, wieso dachte ich an diese Zeiten?„Hallo nicht weinen", sah Ensar abwechselnd zu mir und auf die Straße. Er hatte sich mittlerweile an meine starken Hormone gewöhnt. Es wunderte ihn nicht mehr, wenn ich grundlos anfing zu weinen.
Ich hatte ein ganzes Jahr gebraucht um Emirs, Cans und den Tod meines Babys zu verarbeiten. Das waren echt schlimme Zeiten, denn ich hatte tagtäglich Panikattacken.
Dazu hatte ich ein Trauma von Psychologen, weswegen ich zu keinem wollte. Dennoch hatte ich es geschafft mit alldem abzuschließen. Und jetzt stand ich hier als eine 28 jährige verheiratete schwangere Frau.Meine Tante, Berkans Mutter, hatte tatsächlich eine Hochzeit für mich organisiert. Vor ca. 3 Jahren hatte ich eine Hochzeitsfeier und war dann in den Flitterwochen in Dubai. Aber eine Woche nachdem wir geflogen sind, kam Dardan hinterher. Er hat mit uns ganz Saudi Arabien gereist, um Aladdin und seine magische Lampe zu finden.
Als wir jedoch nichts fanden, was verständlich war, wollte er nicht zurückkehren. Ensar hat dann drei Tickets für ein Musical von Aladdin besorgt. Wir haben zwar nichts verstanden, weil es arabisch war, aber Dardan hatte sehr viel Spaß. Er durfte die Lampe berühren, welches die Schauspieler für ihr Stück verwendet hatten. Als kein echter Genie daraus kam, war er sichtlich enttäuscht und gab endlich auf nach Aladdin zu suchen.
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Sein Herz - FF
FanfictionFortsetzung von Mein Herz, Dein Herz: Achtung: Die Story kann nur gelesen werden, wenn die ersten zwei Teile gelesen wurden. Ansonsten wird man es nicht verstehen. Stelle aus dem Buch: „D-Du lebst?", hörte ich eine unbekannte männliche Stimme hinter...