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Ahsen

Mittlerweile waren einige Wochen vergangen seitdem ich meine Erinnerungen zurück hatte. Ein Teil in mir war sehr glücklich darüber, doch der andere Teil in mir würde all dies am liebsten gar nicht mehr im Gedächtnis haben wollen. Seitdem ich mich an alles wieder erinnerte, verfolgten mich Albträume und kranke Halluzinationen.
Emir war einfach überall.

Ich kam mit meiner Vergangenheit nicht klar und konnte es unmöglich verarbeiten. Emir hatte mein Leben zerstört. Ich konnte nicht einfach so weiterleben als wäre nichts passiert. Jede Minute kamen diese schlechten Erinnerungen in mir hoch, die ich mit meinen guten versuchte zu unterdrücken. Aber was wenn die schlechten Erinnerungen mehr waren als die guten? Sollte ich vielleicht zu einem Psychiater? Könnte er mir helfen diese Teile meines Lebens zu verdrängen?

Alles, wirklich alles hatte eine Verbindung zu meiner Vergangenheit. Würde ich es jemals schaffen es zu vergessen?
„Hörst du mir überhaupt zu?", stemmte Dardan seine Hände auf seinen Hüften ab und funkelte mich gespielt wütend an. „Nein", flüsterte ich unschuldig und spitzte meine Lippen.

„Man Badgirl", meckerte er, doch wurde von Ensar unterbrochen, der gerade durch die Tür kam.
„Ja... Ich weiß nicht... Fragt mal Berkan... Ja okey... Bis später", lag er auf und wendete sich an uns. „Wer war das?", stellte Dardan die Frage in meinem Kopf.

„Ghassan. Er meinte, er hat im Havana Club VIP Plätze für heute Abend gebucht, damit wir Ahsens Rückkehr feiern können."
Mein Mundwinkel sank etwas runter.
Feiern? Keine gute Idee...

„E-Es tut m-mir L-L-Leid, verzeih m-mir mein H-Herz", waren seine letzten Worte, bevor sein Kopf zur Seite fiel und seine Augen sich endgültig schlossen.

Ich zuckte kurz zusammen, als mich diese Erinnerung einholte.
Das letzte mal als ich feiern war, wurde Ensar erschossen und daraufhin von Emir gerettet.
Ruhe bewahren, Ruhe bewahren, Ruhe bewahren... Es ist doch alles vorbei? Vergangenheit... Warum nahm es mich aber immer noch so sehr mit?

„Wir müssen nicht gehen", setzte sich Ensar neben mich und blickte mir beruhigend in die Augen.
Ich wollte nicht gehen, aber Dardans Worte sorgten für Unruhe in mir. „Du bist so egoistisch und denkst nur an dich selber!", hallte seine Stimme in meinem Kopf. Egoistisch? Wäre es wirklich egoistisch, wenn ich nicht mit in den Club gehen würde, nur weil ich mich beschissen fühlte?

Die anderen konnten rein gar nichts für meine schlechten Laune. Sie freuten sich doch einfach nur mich wiederzusehen. Wer bin ich schon, dass ich ihnen diese Freude wegnehmen könnte?

„Alles gut, ich kann mitkommen", kam es etwas bedrückt von mir. „Sicher, dass du gehen möchtest?", meldete sich auch Dardan besorgt zu Wort. „Jaaa", verlängerte ich extra das Vokal und versuchte meine Unsicherheit zu vertuschen. So schlimm könnte es doch nicht werden oder?

Die Jungs tauschten prüfend Blicke untereinander aus. „Wann gehen wir los?", versuchte ich auf etwas anderes zu lenken. „So in zwei Stunden", beantwortete Ensar meine Frage, weswegen ich nickend aufstand und ins Schlafzimmer ging.

Es überraschte mich jedesmal aufs Neue, dass all meine Klamotten noch ordentlich im Schrank lagen. Schließlich war jeder der Meinung, dass ich bereits tot wäre. Tot... Ich war tot... Ich zuckte wieder zusammen, bevor ich meine schlechten Gedanken wegschüttete.

Ich nahm mir eine einfache Jeans und ein schwarzes schulterfreies Oberteil heraus, bevor ich damit ins Badezimmer spazierte. Da ich vor ungefähr einer halben Stunde geduscht hatte, waren meine Haare noch recht feucht. Ich zog mich um und kämmte meine Haare noch einmal fest durch.

Plötzlich erschien ein teuflisch grinsender Emir hinter meinem Spiegelbild, weswegen ich vor Schreck meinen Kamm fallenließ. Mit lautklopfendem Herz drehte ich mich nach hinten, um festzustellen, dass niemand hinter mir war. Nichts...

Ich sah wieder ins Spiegel, doch auch da war keine weitere Person zusehen. Hatte ich es mir eingebildet? Halluziniert? Wie tief ist Emir in mein Unterbewusstsein gedrungen, dass ich schon von ihm halluzinierte? Konnte man das noch als normal bezeichnen?

Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht und sah nach kurzem Zögern wieder ins Spiegel.
„Alles wird gut", flüsterte ich mir selber zu, doch mein Bauchgefühl sagte mir da was ganz anderes. Ich ignorierte dieses Gefühl und trug leichten Concealer auf.

Ich hob den Kamm wieder hoch, welches ich gerade eben fallengelassen hatte und stellte sie zurück. Gedankenverloren ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer, wo Ensar und Dardan zusammen "Call of Duty" zockten. Das hatte ich damals immer mit meinem Bruder gespielt...

Ich warf mich seufzend auf die Couch und nahm mir mein Handy in die Hand, welches ich nach meiner Rückkehr neu bekommen hatte. „Gut siehst du aus, Badgirl", zwinkerte Dardan mir zu, weswegen meine Mundwinkeln sich hochzogen.

„Danke, du auch", bedankte ich mich schmunzelnd. Wann wird er wohl eine Freundin finden? Ensar, dem dieser Kompliment anscheinend ganz und gar nicht gefiel, schlug mit dem Kontrolleur gegen Dardans Hinterkopf. Dardan hielt sich die betroffene Stelle fest und drehte sich in Ensars Richtung, bevor er näher an ihn heranrückte: „Nicht eifersüchtig werden, Babyboy. Du siehst noch viel heißer aus."

Ensar erhob sich angeekelt von seinem Platz, während ich losprustete. „Hah, du hast verloren! Das passiert, wenn du dich von mir distanzierst!", zeigte Dardan auf das Fernsehen, wo man deutlich sehen konnte, dass Ensar verloren hatte. Es war eigentlich alles wie früher, aber wieso fühlte es sich so anders an...?

Ein etwas kürzeres Kapitel...
Hab die Story offiziell zu Ende geplant, muss es jetzt nur noch abtippen. Ob es ein Happyend oder Sadend wird, werdet ihr wohl ganz am Ende erfahren hihi 😈

Sein Herz - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt