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Dilara

„Lass mich los Ghassan!", versuchte ich seinen Griff zu lockern, der mich aber nicht losließ. „LASS MICH LOS!", zappelte ich rum und er löste seinen Griff von mir, während ich zu ihrer Leiche rannte und anfing leichte Schläge auf ihre Wange zu geben. „Du willst dich nur rächen, weil ich dich immer geprankt habe! Das ist aber nicht witzig Ahsen! Wach auf!", weinte ich nun noch mehr und wollte es nicht realisieren, dass sie jetzt für immer weg war. „Badgirl ist gar nicht Tod! Ihr lügt alle!", fing Dardan an zu lachen und setzte sich ebenfalls auf den Boden. „Ja, die wollen uns alle pranken!Es ist nicht witzig! Gar nicht witzig!", schüttelte ich sie, doch sie reagierte nicht. „Dilara hör auf!", zog Ghassan mich zurück, weswegen ich ihn am liebsten hier und jetzt schlagen würde.
„Fass mich nicht an!", zappelte ich herum. „Sie ist Tod! Akzeptier das!", schüttelte er mich, damit ich wieder zur Vernunft kam.
Sie war Tod...
Sie war Tod!
Tod,Tod,Tod...

Schweißgebadet wachte ich auf und sah mich im Zimmer um. Es war nur ein Traum...Ein Traum was leider der Wahrheit entsprach. Ich schnappte mir meine Wasserflasche und trank daraus, damit ich wieder klar denken konnte. Ich stand auf und ging ins Badezimmer, wo ich mir mein Gesicht mit kaltem Wasser abspritzte.

Ein und halb Monate sind vergangen, aber dieses Ereignis verfolgt mich immer noch. Jede Nacht träume ich dasselbe. Jeden Tag sehe ich ihre Leiche. Es macht mich psychisch fertig.
Niemand konnte das spüren, was ich spürte. Ich hatte ihr Leiche gesehen, die anderen Mädchen nicht. Ich habe sie dort regungslos liegen sehen, die anderen nicht.

„Habibi", weckte mich eine tiefe Stimme aus meinen Tagträumen und umarmte mich von hinten. Ich war ihm so dankbar. Er war immer für mich da, auch wenn er selber vielleicht schlecht mit ihrem Tod umgehen konnte. Trotzdem unterstützte er mich. Er versuchte mich zu verstehen.

Ich drehte mich zu ihm und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor ich mich von ihm löste und ins Schlafzimmer ging.
Ich hatte mir eine Wohnung hier gemietet, wo ich alleine lebte. Ghassan schlief aber fast jeden Tag hier, also könnte man sagen, dass wir zusammen wohnen.

Mit den anderen hatte ich noch Kontakt, wir unternahmen auch häufig was gemeinsam, jedoch war es nicht mehr wie früher.
Ensar und Dardan fehlten ebenfalls...

Von Enes wussten wir, dass Dardan öfters zu einem Psychologen ging, da er mit ihrem Tod überhaupt nicht umgehen konnte. Seit der Beerdigung hatten wir ihn auch kein einziges mal draußen gesehen.
Selbst unsere Nachrichten ignorierte er.

Von Ensar wusste ehrlich gesagt keiner etwas. Sogar Nazli als seine Schwester wusste nicht wo er war. Zwar machten wir uns Sorgen, aber vielleicht braucht er seine Ruhe. Schließlich hat er seine Frau verloren.

Hilal und Hussein hatten vor ein paar Wochen standesamtliche geheiratet, jedoch gab es keine Feier, da es beide in so einer Zeit unangebracht fanden. Außerdem hatte Hilal schon einen kleinen Bauch gekriegt, da sie ja schwanger war.

Eigentlich würde ich sie damit aufziehen, wie ich es früher immer gemacht hatte, aber irgendwie hatte auch ich mich verändert. Ich zog mich an und ging nach unten, wo es auch schon an der Tür klingelte. Ghassan öffnete die Tür, Hilal und Hussein traten ein.

Wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. „Nein Hussein unsere Tochter wird nicht Vanessa heißen!", meinte Hilal festentschlossen.
„Vanessa?", fragte Ghassan verwirrt. „Vanessa ist voll der schöne Name, was habt ihr alle?!", regte sich Hussein auf.

Sein Herz - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt