Gedenkfest-Kapitel: Battle Royale Probe

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Mit Robball im Arm atmete Mari die frische Luft ein. „Okay... wo gehen wir hin? Wo trainieren wir?", „Wir könnten an den Strand gehen", schlug Jacky vor und tippte leicht auf ihren Beutel, der sich raschelnd unter ihrem Finger rührte. Ein dunkles, neugieriges Paar Augen lugte hervor. „Klar, warum nicht?" Mari nickte und schlug den Weg Richtung Strandpromenade ein. „Hey, Bauz... Rück ein Stück zur Seite, ja? Sonst komme ich nicht ran", murmelte Jacky auf dem Weg und wühlte in ihrem Beutel, bis sie erfolgreich ein Notizbuch mit ledernem Umschlag herausholte, dass sie auf ihrer Shoppingtour hatte mitgehen lassen. Am Strand brandete das Wasser ruhig auf den Sand. „Willst du schon die ersten Notizen machen?" fragte Mari. „Da wir jetzt auf einer Partnerwanderschaft sind, kämpfen wir miteinander anstatt gegeneinander. Ein Plan für jede Situation ist der Schlüssel zum Sieg." Jacky kramte einen Bleistift hervor. „Haha... du bist ja schon voll dabei. Ich bin noch am überlegen, wie genau wir das Training gestalten... was wir machen.", „Hmm..." Jacky tippte mit dem Stift an ihr Kinn und blickte um sich. „Alola!" Sorglos winkte plötzlich Nael ihnen von der anderen Seite des Strands zu und schlenderte ihnen entgegen. Sein Flamiau trottete mit wachsam gehobenem Schweif neben ihm her. „Hey, Nael! Was führt dich denn her?" Mari winkte ihm zu. „Nach dem Trubel von gestern dachte ich, dass ein Spaziergang genau das Richtige wären. Flamiau gefällt das auch." Knurrend schnippte die Katze seinen Schweif gegen das Bein des Jungen, als würde es protestieren. „Hahaha... Da glaube ich aber nicht so dran." Mari setzte Robball auf den Boden, das sich sofort in die Wellen stürzte und sich in ihnen Treiben ließ. Bauz hingegen bleibt eingekuschelt in Jackys Beutel und machte keine Anstalten, sich zu bewegen. „Dein Beutel ist wohl bequem, Jacky", bemerkte Mari. „Bauz leben gerne in engen Baumhöhlen. Wahrscheinlich will es sich da drin einnisten", vermutete Nael und grinste breit. Jacky schüttelte nur den Kopf und seufzte. „Aber so können wir nicht trainieren." Mari lachte. „Wir haben noch nicht mal eine Idee, wie wir trainieren wollen.", „Wie wär's mit einem Kampf? Ihr zwei gegen uns?" Nael grinste selbstsicher. „Hmmmh...." Mari überlegte. „Das wäre wohl kaum fair aber... Oh!" Sie schien plötzlich eine Idee zu haben. „Wartet mal eben..." Sie zog eine Zeitschrift heraus und blätterte darin. „Wartet, hier stand es doch irgendwo... Ah!" Sie hielt bei einer Seite an. „In Alola gibt es doch diese spezielle Kampfform... das Battle Royale. Das ist ein Alle-gegen-Alle-Kampf. Vier Leute nehmen teil und alle kämpfen gegen alle. Wir könnten so was doch mal machen. Nur eben zu dritt.", „Ein Battle Royale? Warum nicht?" Nael schlug die Faust gegen seine Handfläche und nickte. „Klingt nach einem Plan!" Mari grinste und stellte sich dann auf. „Na dann! Probieren wir es mal aus. Robball!" Sie rief nach ihm. Im Wasser sah es zu ihr herüber. „Komm!" Es paddelte zum Strand und robbte dann zu ihr. „Kiyyaaa?", „Wir üben jetzt ein bisschen.", „Zeit fürs Training, Bauz!" Jacky tätschelte sanft seinen Kopf, woraufhin es sich aus dem Beutel wand und auf den Boden hüpfte. Flamiau riss bereits seine Krallen durch den Sand. „Eins noch", sagte Mari. „Beim Battle Royale gibt es eine Zeitvorgabe. Wenn diese Zeit abgelaufen ist, wird die Auswertung gemacht. Wer am meisten Schaden eingesteckt oder die meisten, besiegten Pokémon hat, verliert. Es geht also anscheinend nicht um die totale Niederlage...", „Es geht in dem Kampf noch nicht darum, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen", meldete Jacky sich zu Wort. „Wir müssen unsere Pokémon erst kennenlernen und sehen, wie sie am liebsten kämpfen.", „.... Vom 'Köpfe einschlagen' hat doch gar keiner geredet", stellte Mari klar. „Ich meine nur..." Unsicher tippte Jacky mit der Fußspitze in den Sand und räusperte sich dann. „Du hast ja recht.", „Also... wollen wir anfangen?" Jacky nickte und sah dann zu den beiden. „Okay. Auf drei!", „Eins!", „Zwei... Mach dich bereit, Bauz!", „Drei! Kratzer auf Robball, schnell!" Nael verschwendete keine Zeit. Sofort schickte er sein Flamiau ins Rennen, das mit blitzenden Krallen lossprang und nach Robball schlug. „Weich aus!" Robball sprang reflexartig zur Seite. „Aquaknarre!" Es erwiderte einen Wasserstrahl auf die Feuerkatze. „Spring zur Seite!" Es sträubte fauchend das Fell und wich vor dem Wasser zurück. Noch bevor Nael reagieren konnte, schickte es Robball eine Glut entgegen. Diese jedoch fügte Roball kaum Schaden zu. „Schnapp es dir! Pfund!" Robball erschuf eine Blase vor sich und sprang darauf, um sie als Sprungbett zu nutzen. Von oben warf es sich auf Flamiau. „Kratzer!" Furchtlos stieß sich Flamiau ab und holte nach seinem Gegner aus. Doch bevor sich die Attacken trafen, wurden beide Pokémon unsanft zurück in den Sand geschleudert, als scharfe Blätter umher wirbelten und sie seitlich trafen. Robball landete jammernd im Sand. „Robball! Alles okay?" Es hob den Kopf und nickte. „Kiyaa!", „Gut.... Aquaknarre! Ziel auf Bauz!" Robball schickte einen unerwarteten Wasserschwall in Bauz' Richtung. „Jetzt Pfund auf Flamiau!" Es sprang und wirft sich gegen die Katze. Bauz wurde v von dem Wasser erwischt und schüttelte sich. „Nicht aufgeben, Flamiau! Pack seine Flosse!" Das Feuer-Pokémon fauchte erneut, als es getroffen wurde und schnappte zu, bevor Robball fliehen konnte. Doch das war ein Fehler. „Aquaknarre!" Robball drehte den Kopf und spuckte Flamiau Wasser mitten ins Gesicht. Keuchend und hustend ließ Flamiau es los und fegte sich mit der Pfote über das Gesicht. Als Bauz fragend in Jackys Richtung spähte, nickte sie ihm einverstanden zu. „Okay, jetzt Tackle!" Erneut sauste es vom Himmel hinab und rammte seinen Körper gegen Flamiau. „Pfund!" Robball sprang hinterher und riss Bauz um. Erschrocken flatterte es mit den Flügeln und kugelte im Sand umher, bis es sich mit seinen kleinen Krallen wieder festhalten konnte. „Aquaknarre!" Robball stellte sich auf die Hinterflossen und schickte erneut Wasser auf Bauz, dabei hielt Mari Flamiau felsenfest im Blick. Während sich Flamiau wieder mit neuem Kampfgeist auf Robball stürzte und Bauz sich nach dem Treffer des Wassers panisch wieder in die Lüfte erhob und über ihnen kreiste, notierte Jacky ihre ersten Erkenntnisse. „Weich aus!" Robball wirbelte zur Seite, als Flamiau es angriff. „Wirf ihm Sand ins Gesicht!" Die Robbe grub seine Flossen in den lockeren Sand und schickte Flamiau eine Ladung davon ins Gesicht. Flamiau stellte das Fell auf und wich laut fauchend zurück. „Robball scheint sich ziemlich auf sie zu verlassen. Flamiau handelt oft eigenständig und Bauz bleibt so lange wie möglich auf Abstand..." Jacky klappte das Buch in ihrer Hand zu. Bevor Flamiau trotz des Sandes in seinem Fell und Gesicht zum Sprung ansetzte, winkte Jacky Bauz zu sich. „Ich denke, das reicht fürs Erste.", „Robball!" Mari rief es zu sich. „Geht's dir gut?" Sie hockte sich zu ihm und streichelte es. „Kiyyaa!" Das Pokémon nickte und schlug mit den Flossen. „Okay. Das hast du gut gemacht.". „Alles in Ordnung?" Bauz breitete als Beweis beide Flügel aus und verengte vergnügt die Augen, bevor es abhob und sich wieder in Jackys Beutel versteckte. Nael kniete sich zu seinem Pokémon und fegte vorsichtig den Sand aus seinem Fell. Mari hob Roball auf ihren Arm. „Und? Wie war's?" Sie sah zu Nael. „Super!" Begeistert grinste er sie an und achtete nicht auf Flamiau, das genervt knurrte und die Ohren anlegte. „Ich hoffe, ich konnte euch bei eurem Training helfen!", „Na klar. Das war ein guter Anfang, schätze ich... aber sehr holprig. Es gibt noch einiges, was verbessert werden muss.", „Das war erst unser zweiter Kampf. Wir wissen bald, woran wir arbeiten müssen. Meinst du nicht?" Jacky sah zu ihr. „Klar." Mari nickte und sah zu ihr. „Was machen wir jetzt?", „Ich weiß nicht wie's euch geht, aber ich hab Hunger. Ich könnte uns Malasadas holen", bot Nael an, während Jacky wieder konzentriert über ihrem Notizbuch brütete. „Klar gerne, ich komm mit. Wir wollen euch Leuten aus Alola nicht das Geld aus der Tasche ziehen", sagte Mari und ging dann mit Nael zusammen zum Malasadastand.

Als sie später auf einer der Bänke saßen und aßen, legte Jacky das Buch zur Seite. Die Skizze eines großen Rechtecks mit zwei Figuren auf jeweils einer Seite war zu sehen. Pfeile und kleine Notizen sprenkelten das Papier fast bis zur Unlesbarkeit. „Was zum Giratina hast du denn da alles rauf geschrieben?" fragte Mari und warf einen Blick auf das übervolle Blatt. „Ah... Nur meine Ideen", nuschelte sie. „Weil wir auf einer Partnerwanderschaft sind, müssen wir uns neue Strategien ausdenken und ich glaube, ich habe eine erste Grundlage geschaffen. Ich nenne meine Idee ‚Taktikwechsel'." Sie tippte auf die Buchseite. „Wenn unsere Pokémon gleichzeitig angreifen, vernachlässigen sie ihre Deckung. Wenn beide defensiv handeln, bleibt die Offensive auf der Strecke. Dem will ich entgegenwirken.", „Also.... willst du dir praktisch so einen Strategieplan aufstellen?", „Es ist ganz einfach! Wir können vorerst nur mit Bauz und Robball kämpfen. Meine Idee ist es, die Rollen der beiden während des Kampfes immer wieder ändern zu können. In meiner ersten Skizze spielt Robball die Rolle des Angreifers, während Bauz über dem Kampffeld kreist, Robball mit seinen Langstreckenattacken beschützt und auf die Gelegenheit lauert, unerwartet anzugreifen.", „Huh... Das klingt gut...", „Ist sie immer so?" nuschelte Nael neugierig, während Jacky weiter skizzierte. „Naja... wenn man sie lässt. Ja." Mari kicherte nur und winkte ab. „Ihr habt Glück, dass ihr einander habt. Ehrlich." Er lachte mit ihr und grub die Fußspitzen in den Sand. „Findest du?", „Klar. Ihr kennt euch schon ewig, stimmt's? Manchmal wirkt ihr so, als wärt ihr schon durch Dick und Dünn gegangen!" Er grinste überzeugt und biss wieder herzhaft in sein Essen. „Wir kennen uns seit... drei Jahren", sagte Mari. „Vor einem Jahr sind wir zusammen aufgebrochen, um durch Einall zu reisen.", „Eine Reise durch Einall ist bestimmt ganz anders als die Inselwanderschaft. Ich kann's mir gar nicht vorstellen... Du?" Er blickte auf Flamiau herab, das teilnahmslos mit den Ohren zuckte und seinem Trainer keines Blickes würdigte. „Geht mir genauso." Flamiau wirkte noch genervter und stieß ein kurzes Fauchen aus, bevor es sich zusammenrollte. „Äh... Nael? Kann es sein, dass du und Flamiau euch noch ein bisschen aufwärmen müsst?" Mari sah zu Flamiau. „Es wirkt genervt.", „Na ja. Unser erstes Treffen war nicht gerade entspannt", kommentierte er und legte die Hände hinter den Kopf. „Aber ich mach mir keine Sorgen. Wenn es genervt aussieht, lächelt es bestimmt innerlich!" Er klang felsenfest und sicher und grinste seinem Partner zu, der sich kein bisschen rührte. „..." Mari wirkte nicht überzeugt und legte den Kopf schief, um Flamiaus Gedanken zu lesen. ‚...keine Ahnung, was er da redet.' Selbst in seinen Gedanken murrte Flamiau lautstark vor sich hin. ‚Der eine Mensch kratzt ständig mit dem Stock auf dem Papier, er kann nicht aufhören zu schnattern...', Flamiau hob seinen Blick - Zusammengekniffene Augen sahen Mari direkt entgegen, ‚...und der Mensch starrt mich an, als hätten Rattfratz an meinem Fell gekaut.', ‚Du hast keine hohe Meinung von uns, huh?' fragte Mari das Pokémon. Aufgeschreckt sprang es plötzlich auf seine Pfoten und hob eine drohend an. Vor Schreck ließ Jacky beinahe den Bleistift fallen. Verwirrt zuckte ihr Blick zwischen dem Pokémon und Mari hin und her und auch Nael lugte verwundert zu seinem Partner. „Was ist los?" Trotz ihrer Frage konnte Jacky sich die Antwort schon denken. Unbemerkt drückte sie ihren Ellenbogen in Maris Seite. ‚Sorry. Ich konnt's nicht lassen.' Sie kicherte nur. ‚Nein, offensichtlich nicht.' Jacky schüttelte den Kopf. ‚Pass auf, dass du dem armen Wesen nicht noch einen Herzinfarkt verpasst. Niemand ist daran gewohnt, das Menschen in andernmanns Gedanken herumgeistern können.', ‚Ja, du hast ja recht. Sorry.'  

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt