Gedenkfest-Kapitel: Neue Freunde für's Leben

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Mari bahnte sich einen Weg durch die Masse und sah sich begeistert um. „Huh.... Oh! Schau mal, da hinten ist ein Zuckerwatte-Stand!" Als sie Nael und Leilani bei dem Stand entdecke, kämpfte sie sich zu ihnen durch. „Hey!", „Da seid ihr ja!" Kichernd knabberte Leilani an ihrer Zuckerwatte. „Wie findet ihr das Fest?", „Es ist fantastisch!" Mari blieb vor ihr stehen. „Wie ist die Zuckerwatte?", „Super süß!" schwärmte das Mädchen. „...Und super teuer", fügte Nael hinzu. „Och..." Mari sah auf das Preisschild und obwohl der Preis recht hoch war, zuckte sie mit den Schultern. „Egal!! Ich muss sie probieren. ... und Jayden ärgern", schob sie hinterher. „Woher wusste ich, dass das kommt..." seufzte Jacky, lachte dann aber. „Keine Ahnung!" Mari grinste und kaufte sich einen Zuckerwattestab, bevor sie sich damit vor Jacky postierte und posierte. „Los, mach ein Foto!" Sie wedelte mit dem Stab herum und grinste fies. „Foto gemacht und verschickt!" verkündete Jacky eine Minute später. „Hast du einen Kommentar drunter geschrieben?" Mari lufte neugierig auf ihren Viso-Caster. „Hast du?", „Nein, noch nicht. Soll ich?", „Ja! Darf ich?" Jacky hielt ihr nickend das Handgelenk hin. Eifrig und mit einem teuflischen Grinsen schrieb Mari unter das Bild: „Diese Zuckerwatte ist echt lecker. Du verpasst hier wirklich was... Schade für dich ;) -von Mari", „Hehehehehe..." Sie rieb sich die Hände. „Heeya!!" Eine laute Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen der vielen Stände. „Wenn ihr Süßkram sucht, seid ihr hier genau richtig!" Unter den vielen Ständen winkte ein Mädchen mit beiden Händen den vielen Menschen zu und bat sie einer nach dem anderen zu ihrem eigenen Stand. Sie hatte fuchsrotes, kurzes Haar. Gold schimmernde Augen kniffen sich vergnügt zusammen, als das Mädchen lautstark ihre Waren anpries, die von Süßigkeiten sogar bis hin zu kleinen Antiquitäten reichten. Neben ihr saß ein affenähnliches Pokémon mit teilnahmslos verschränkten Beinen und weiß-lila gefärbtem Fell. Ein Kommandutan. „Ooooh..." Mari sah auf die vielen Süßigkeiten. „Das könnte ihm noch mehr wehtun. Muhahahahaha!!" Sie ging näher an den Stand heran und fotografierte ihn mit fiesem Grinsen, bevor sie das Bild mit dem Kommentar 'Sieh mal, so viel und so lecker... leider gibt's das hier nur einmal im Jahr. So ein Pech aber auch. :0' ebenfalls an Jayden schickte. „Hihihihi..." Das Mädchen bemerkte Mari und lehnte sich mit einem breiten Grinsen über den Holztisch. „Ähem. Die Waren einer anderen Händlerin unerlaubt zu fotografieren ist nicht gerade nett.", „Ich bin keine Händlerin. Ich bin nur fies", grinste Mari. „Fies, huh?" Das Mädchen schnappte sich blitzschnell eine Tüte mit Keksen, die sie Mari hinhielt. „Wenn du schon prahlst, dann mit Grund!", „Huh?" Verdattert starrte Mari auf das Bündel. „Der erste Einkauf geht aufs Haus!", „Okay... ähm..." Mari nahm den Beutel an. „Danke. Was ist das da?" Sie deutete auf ein paar bunte Bonbons. „Shiberī-Bonbons aus Johto. Das Rezept ist gleich, aber normalerweise sind solche Bonbons nicht so bunt. Ich hab etwas nachgeholfen!" erklärte das Mädchen stolz. „Sie sind von oben bis unten aus Beeren. Keine unnatürlichen Extras!". „Ui... und das?" Mari deutete auf ein paar Pralinen-Packungen. „Von einem der besten Chocolatiers aus Sinnoh. Ich hab in jeder Region gute Drähte. Der Kern ist butterweich!", „Hmm... wie viel kosten die?", „400 pro Schachtel.", „Hmmh.... Ich bin zwar fies aber nicht herzlos..." murmelte Mari. „Huh.... gut, dann nehme ich eine Schachtel." Sie kramte 400 Pokédollar aus ihrer Tasche und gab sie ihr. „Hier.", „Eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen!" trällerte sie und schnappte sich gierig das Geld. „Ich bin noch eine Weile hier. Wenn du Nachschub brauchst, bist du bei mir richtig!" Mit diesen Worten gab sie ihr die Pralinenschachtel. Mari ließ sie in ihrer Tasche verschwinden. „Danke." Sie nickte der rothaarigen zu, als die Musik lauter wurde. Sie drehte sich um und sah dass einige Menschen von der Plattform auf dem Dorfplatz zurückwichen, als die Tänzerinnen erschienen. „Ah... es geht wohl los." Sie lief zurück zu Jacky, die sich kaum noch auf einem Flecken halten konnte. „Es geht los, es geht los!" Bis zum Zerreißen gespannt blickte sie zu den Tänzerinnen hinauf und konnte kaum die Füße stillhalten. Die Tänzerinnen waren in bunte, leichte Tücher gehüllt. Mit ihnen kamen kleine Vogel-Pokémon mit rotem Gefieder auf die Plattform. „Das sind wohl die Choreogel", kommentierte Jacky neben ihr. „Sie sehen wunderschön aus, so wie die Tänzerinnen...", „Bleib mal auf dem Teppich." Mari warf ihr einen Blick zu, aber Jacky war bereits in ihre ganz eigene Welt abgetaucht und beobachtete das Geschehen auf der Plattform verträumt. Die Tänzerinnen verfielen in elegante Bewegungen und tanzten im Einklang mit den Choreogel, deren Gezwitscher die Musik lebhafter werden ließ. Jede Drehung und jede Wendung war grazil und voller Würde. „Wie viel würde ich dafür geben, um mit ihnen vor der Menge zu stehen..." seufzte Jacky abwesend und genoss die Musik. Als der Tanz endete, verbeugen sich alle Tänzerinnen und Pokémon in der Gruppe, tosender Beifall brach aus. Jacky jubelte als eine der lautesten in der Menge. „Oh wow... Hast du das gesehen?", „Ja, ich bin nicht blind", antwortete Mari und klatschte ebenfalls. „Ich muss später unbedingt mit ihnen reden! Vielleicht kann ich mich später genauso schön auf einer Bühne bewegen.", „Übertreib doch nicht gleich.", „Ich übertreibe nicht!" Irritiert sah Jacky zu ihr. „Ah, du bist wieder auf der Erde. Freut mich." Mari grinste nur. „Meinte Hala nicht, dass jetzt die Auswahlzeremonie stattfindet?" Der Jubel verklang und der Beifall verstummte respektvoll, als der Inselkönig auf die Plattform stieg. Ein stolzes Grinsen zog sich über sein Gesicht. „Ich, Inselkönig Hala, begrüße hiermit jeden, der an dem diesjährigen Gedenkfest teilnimmt! Lasst uns dem Schutzpatronen von Mele-Mele danken und seine Tradition weiterführen!" Er zückte drei Pokébälle. „Drei Kindern wird heute die Möglichkeit gegeben, die Inselwanderschaft anzutreten. Bitte, tretet vor zu mir!" Erneut brach fröhlicher Beifall aus, als Nael sich zuerst rührte und die Plattform betrat. Mari sah zu Jacky, bevor sie seinem Beispiel folgte und sich ebenfalls auf die Plattform begab. Die Blondhaarige folgte als Letzte. Ihre Schritte waren zielstrebig und doch zögernd. Still stellte sie sich zwischen Mari und Nael auf. Mari blickte zu dem Jungen. „Viel Glück.", „Euch auch." Er lächelte sie an. Die schwache Faust, zu der sich seine Hand dabei geformt hatte, zeigte aber seine Nervosität. „Kommt heraus!" Hala warf die Pokébälle in die Luft. Warm glänzten sie im Sonnenlicht auf, bevor sie sich mit einem Klicken öffneten und die Starter-Pokémon befreiten. Flamiau, Robball und Bauz erschienen vor ihnen. Erst war es still, bevor Mari fragte: „Wer fängt an?", „W-wenn das in Ordnung ist..." Jacky räusperte sich leise. „Na klar." Mari nickte ihr zu, dabei lag ein ermutigender Schimmer in ihrem Blick. ‚Wehe du zweifelst.', ‚Ich gebe mein Bestes...' Ein letztes Mal atmete sie tief durch, bevor sie die Schultern straffte und nach vorne trat. Ihr Herz hämmerte wild, aber sie schaffte es, ruhig zu bleiben. „Hallo..." Sie faltete die Hände vor sich. „Ich bin Jacky und ich möchte eine Inselwanderschaft antreten. Aber nicht alleine... Meine beste Freundin wird mit mir gehen." Dankbar nickte sie über die Schulter zu Mari und wandte sich dann wieder den Pokémon zu. Alle um sie herum waren still geworden. „Wir haben zwar schon eine Reise hinter uns, aber ich habe noch viel zu lernen. Ich will zu der Person heranwachsen, die ich schon immer werden wollte, um für die da zu sein, die mir am Herzen liegen. Um das zu schaffen brauche ich Hilfe..." Sie schloss die Augen, bevor sie auf die Knie hinab sank und die Hand ausstreckte. Ihr Kopf war gesenkt, als würde sie sich nicht trauen, nach vorne zu sehen. „Bitte, Bauz. Lass uns zusammen auf die Reise gehen, damit wir beide wachsen." Das Pokemon blickte ihr ruhig entgegen. Die Eule legte den Kopf schief und hüpfte leicht nach vorne. Es musterte sie genau, bevor es dann leicht nickte. „Wirklich...?" Jacky blickte das Bauz mit noch zurückgehaltener Freude an, konnte aber ihr breites Lächeln nicht zurückhalten. Vorsichtig streckte sie die Hand weiter aus, bis sie seine Federn berührte. Mari applaudierte hinter ihr. „Hahaha... Glückwunsch!" Bauz drückte leicht den Kopf gegen ihre Hand. Mari kam zu ihr. „Du hast es geschafft. Du bist qualifiziert. Ich wusste es. Es gibt keinen Grund zum Zweifeln... siehst du?", „Nicht, solange du bei mir bist. Du und Bauz." Jacky hob es überglücklich in ihre Arme und stand auf. „Heh..." Mari lächelte ihr zu. „...Ich nehme das als Kompliment. Gut... jetzt.... bin ich an der Reihe, oder?" Nael ließ ihr mit einem Nicken den Vortritt. Mari atmete tief durch und trat dann vor. Sie hielt die Augen fest geschlossen. „..." Dann räusperte sie sich. „Wenn man mich ansieht, sieht man nur ein ganz normales Mädchen. Nichts besonderes... wenn man genauer hinsieht, erkennt man aber die Narben, die ich habe. ...Ich trage sie wie manch anderes Mädchen ein schwarzes Kleid tragen würde. Diese Narben erzählen eine Geschichte, an deren Ende ich sagen kann, dass ich das, was geschehen ist, überlebt habe. Es ist nicht das, was wir erreichen, was uns ausmacht... sondern die Art und Weise, wie wir die Tiefpunkte unserer Reise, unserer Geschichte überstanden haben. Dass ich noch lebe, verdanke ich einzig und allein meinen Freunden. Sie waren für mich da. Immer... und deswegen suche ich nach der Stärke, ihnen das zurückzuzahlen. Nach der Chance, an ihrer Seite zu sein und ihnen Rückendeckung zu geben." Sie klang zuversichtlich; sicher. „... Hilf mir dabei, Robball. Ich kann das nicht alleine schaffen." Das Wasser-Pokémon schlug neugierig geworden mit der Schwanzflosse. Langsam robbte es nach vorne und reckte seine runde Nase schnuppernd nach vorne. Mari streckte die Hand nach ihm aus. „Diese Inselwanderschaft wird für mich eine Möglichkeit sein, neu anzufangen und an meinen Schwächen zu arbeiten... Aber dafür brauche ich einen Partner. Robball... lass es uns zusammen tun. Lass uns zusammen kämpfen... zusammen stärker werden." Roball stupste ihre Hand an und zuckte kurz zurück, als wäre es ein ungewohntes Gefühl. Dann erzeugt es plötzlich eine durchsichtige Wasserblase vor seiner Schnauze und stieß sie Mari entgegen. Huh?" Sie starrte die Blase verdutzt an. Dicht vor ihrem Gesicht zerplatzte sie und Robball brach in leises, vergnügtes Kichern aus. Mari zuckte zurück. „Holla...! Hey! Das ist nicht witzig!" Dann musste sie aber selber kichern. „Hahahaha...." Sofort nutzte Robball den Moment. Überschwänglich warf es sich in Maris Arme und rieb seine Stirn an ihrer Wange. Die Festbesucher gratulierten den beiden lautstark. „Hahahahahaha!!!" Mari lachte und streichelte es sanft. „Du bist mir ja eine Marke! Hahahahaha!" Roballs verspielte Art brachte sie zum Lachen. Dann drehte sie sich zu Jacky. „Jetzt könnte ich Robball fragen, ob es dich mit Wasserblasen vollspritzt, wenn du nicht aus den Federn kommst. Ich bin mir sicher, dass es mir den Gefallen gerne tut~", „Bitte tu das nicht." Lachend applaudierte Jacky mit der Menge. Bauz hatte sich inzwischen auf ihrem Kopf niedergelassen und zupfte an ihren Haaren. Verwundert sah Jacky nach oben. „Ich glaube, es baut sich gerade ein Nest...", „Dann hast du wirklich ein Vogelnest auf dem Kopf." Mari brach in noch lauteres Lachen aus und Robball tat es ihr gleich. „Hahahahahaha... Ist bestimmt wahnsinnig gemütlich.", „Dann bin ich jetzt wohl an der Reihe", murmelte Nael zu sich selbst, während Jacky sich noch mit Mari unterhielt und dabei lächelnd versuchte, Bauz von ihrem Kopf zu nehmen. Sein erster Schritt nach vorne war getan, doch eine laute Stimme unterbrach jedes Jubeln auf dem Dorfplatz. „Ich muss echt sagen, das Fest hier hat es in sich!" Abrupt verstummten alle.  

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt