Skull-Infiltration-Kapitel: Der Mythos der Schatten

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Der Anruf wurde angenommen , doch statt dem Lehrer blickte ihnen Burnetts Forschungsassistentin höflich lächelnd entgegen. "Guten Tag!", "Hallo... Mahlie war dein Name, korrekt?" Mari nickte ihr zu. "... Wo ist denn Professor Kalani?", "Professor Kalani ist noch nicht zurück und Professor Burnett ist gerade im Stress... Durch das Ereignis in der letzten Nacht sind viele unserer Messgeräte ausgefallen.", "Oh... verstehe.... Deswegen rufe ich ja eigentlich an. Wir wollen Näheres über das wissen, was passiert ist.", "Ich kann euch das Wichtigste erklären! Bestimmt nimmt sich Professor Burnett auch Zeit für euch.", "Das wäre nett.", "Wann habt Ihr Zeit? Im Moment ist hier im Institut viel los... Es fehlen einfach Mechaniker in der Umgebung, deshalb versuchen die Forscher selbst, Hand anzulegen.", "Wir haben jetzt Zeit. Wir werden den restlichen Tag mit Training verbringen. Tut mir Leid, wenn's unpassend kommt...", "Nein, überhaupt nicht! Ihr helft Alola und uns immerhin auch! Bitte kommt so bald wie möglich.", "Danke." Mari nickte, legte auf und sah zu Jacky. "Worauf warten wir noch?", "Ich kann schlecht mit Schlafklamotten durch die Stadt spazieren... Ich beeile mich. Gib mir zehn Minuten!" Jacky flitzte bereits los. "Gut." Mari nickte und wartete. Schon nach knapp mehr als fünf Minuten stolperte die Blondhaarige zurück ins Foyer und warf sich im Sprint ihren Beutel um. "Gehen wir!" Mari nickte. "Aye!"

Draußen sprang sie auf Panzaerons Rücken und trieb es in die Luft. Mit UHaFnir folgte Jacky ihr über die Stadt hinweg und brauchte nicht lange, bis sie das Institut erkennen konnte. Gestresste und ratlose Forscher betraten und verlassen das moderne Gebäude immer wieder. Vor dem Eingang unterhielt sich Burnett mit einem der Professoren und schüttelte seufzend den Kopf, als er ihr ein Blatt Papier überreichte. Panzaeron stieß einen Schrei aus, als es in den Sinkflug überging und vor dem Institut landete. Die Frau sah erstaunt auf und verabschiedete sich schnell mit einem Winken von dem Professor, bevor sie vor den Mädchen und ihren Pokémon stehen blieb. "Das ging schnell! Mahlie hat mir schon erzählt, dass ihr kommt. Es tut mir leid, dass ihr das Institut so sehen müsst... Alles läuft außer Kontrolle.", "Nicht nur das Institut läuft außer Kontrolle", kommentierte Mari. Burnett schlug bedrückt die Augen nieder. "Ich weiß. Das, was in der Nacht passiert ist, war kein Himmelspuls mehr. Unsere Gerätschaften hatten keine Chance. Die Wellen schlugen so hoch, dass wir froh sein können, dass nichts in die Luft geflogen ist. Kalani ist schon den ganzen Tag unterwegs.", "Was macht er denn?", "Er sucht nach Handwerkern oder Mechanikern, die es sich zutrauen, unsere Forschungsgeräte wieder aufzubauen. Aber bis jetzt kam niemand...", "Verstehe...." Mari nickte. "Und wir haben nicht viel Geld, um diese Leute überhaupt zu bezahlen! Unsere Forschungen werden zur Hälfte aus Spenden finanziert." Ratlos raufte sich Burnett die Haare. "Ich weiß nicht, was ich tun soll!", "Das hört sich ja richtig schlimm an... Also... was genau... war das, was passiert ist? Necrozma steckt dahinter, oder?", "Die Ultradimension ist eine riesige Welt." Burnett verschränkte die Arme. "Unsere Welt ist nur eine von Millionen oder sogar Milliarden Welten in dieser Dimension und Necrozma hat die Macht, zwischen ihnen umherzureisen und die Ultradimension selbst zu beeinflussen. Doch nach einem gewaltigen Krieg hat Necrozma das Licht in seinem Körper verloren. Seitdem ist es nur ein Schatten seiner selbst. Manche Forscher behaupten sogar, es hätte Qualen. Deswegen versucht es, sein Licht wieder zurückzugewinnen und ist deshalb äußerst aggressiv. Wenn es merkt, dass etwas in einer der Welten aus den Fugen gerät...", "Das wäre nicht so gut..." murmelte Mari etwas niedergeschlagen. "Necrozma ist sehr stark, oder? Wäre es jemals möglich, es irgendwie zu bezwingen? Theoretisch?", "Eine Chance gibt es immer... Aber sie wäre so gering, dass die Wahrscheinlichkeit kaum besteht. Necrozma ist das Licht selbst. Es ist ein Psycho-Pokémon mit unfassbarer Stärke.", ".... wie will Keon es vernichten...? Ich verstehe es nicht...", "Vielleicht ist er blind vor Wahn..." murmelte Jacky ratlos. "Etwas muss ihn dazu bringen, alles zerstören zu wollen.", "Vielleicht hat es etwas mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun...", "Es gibt endlose Verbindungen zwischen den Welten und der Ultradimension", erklärte Burnett weiter. "Wenn die Dimension kollabieren würde, würden alle Welten mit ihr untergehen.", "Also gibt es auch keine Möglichkeit, den Gezeichneten irgendwie zu helfen?" fragte Mari wieder an die Professorin gerichtet. "Wir können den Lauf der Wellen nicht beeinflussen... Das ist leider nicht machbar. Es tut mir leid..." Burnett schüttelte den Kopf und wirkte niedergeschlagen und auch Mahlie, die während des Gesprächs dazugekommen war, blickte bedrückt drein. Aufmerksam geworden blickte Jacky ich an Mari vorbei, als eine neue Gestalt den Platz betrat. Sofort sah Burnett auf. "Ah!! Haben Sie jemanden gefunden, Professor?" Mit einem Nicken blieb Kalani bei ihnen stehen. Alles an ihm wirkte von der dunklen Hose bis zum sauberen, weißen Hemd und den leicht zerzausten, zusammengebundenen Haaren gleich. Nur seine Augen vermittelten einen Zustand der Erschöpfung. "Hallo, Professor." Mari hob leicht die Hand zum Gruß. "... wen haben Sie gefunden?" Kalani lächelte, als er die Mädchen sah. "Es ist schön, euch wiederzusehen. Ich habe zwar jemanden gefunden... ", dabei wandte er sich wieder seiner Kollegin zu, "...aber er scheint kein bisschen Zeit zu haben.", "Wen?" fragte Mari neugierig. "Der, der ihn derzeit anstellt, wollte den Namen nicht sagen", seufzte er. "Ich konnte mit dem Jungen selbst nicht reden, er wurde sofort weggeschickt, als ich fragte, ob er uns helfen kann.", "Welchen Jungen?", "Er war voller Motoröl und ich habe ihn auf der Ohana-Farm getroffen... Wem auch immer er hilft, er lässt den Jungen Stunden über Stunden schuften.", "Hmh..." Mari seufzte. "Dann kommt ihr hier wohl nicht gerade weiter... Es ist wirklich frustrierend... Hm." Plötzlich schien ihr eine Idee zu kommen. "...Würdet ihr drei Tage ohne die Geräte auskommen? Ich kenne jemanden, der sich mit technischen Geräten auskennt und euch vielleicht bei der Reparatur helfen könnte." Fragend warf Jacky ihr einen Blick zu, Kalani nickte etwas überrascht. "Ohne Hilfe würde es um einiges länger dauern, bis alle Gerätschaften wieder funktionieren würden. Wen hast du im Sinn?", "Meinen Vater", antwortete Mari. "Er arbeitet bei Silph Co. in Kanto. Er hat für uns den Pokémon-Sucher im Pokédex eingebaut und alles... vielleicht kann er euch helfen.", "Gute Idee!" Burnett schlug begeistert die Hände aufeinander. "Bestimmt kann er uns helfen! Bis dahin... Vielleicht können wir diesen Mechanikerjungen davon überzeugen, mitzuhelfen.", "Ich kann ihm eine Nachricht schicken", schlug Mari vor. "Vielleicht kommt er von Kanto hierher und hilft euch. Ich bin mir sicher, er würde es tun.", "Wir wären ihm auf ewig dankbar..." pflichtete Mahlie den Erwachsenen bei. "Und euch natürlich auch!" Burnett und Kalani nickten, doch den Mann schien noch etwas zu beschäftigen. "Wenn Necrozma schon jetzt Zeichen gibt... Ich muss mit euch reden." Sein Blick heftete sich an die Mädchen. "Jederzeit." Mari nickte ihm zu. "Gut. Am besten benutzen wir den Büroraum, er sollte im Moment leer sein." Nachdem Burnett ihr Einverständnis gegeben hatte, wandte sich Kalani ab und trat den Weg in das Gebäude an. Mari und Jacky folgten ihm.

"Es tut mir leid, dass ihr so viel durchmachen müsst..." Im Büro angekommen hielt er sich die Stirn und atmete schwer aus. "Alles läuft außer Kontrolle seit dem Himmelsschlag in der Nacht. Aber das Ereignis hat mir etwas bewiesen... All das spielt sich genauso ab wie die Zeit vor dem Krieg vor hunderten Jahren.", "Und was bedeutet das genau?" fragte Mari. "...Es wird nicht mehr lange dauern, bis die ersten Schatten auftauchen. Einer der Gründe, weshalb der Krieg von damals solche gewaltigen Ausmaße annahm, war nicht nur der Überfall der Ultrabestien oder Necrozma selbst.", "Sondern...?", "Hier..." Kalani zog eines der vielen aufgestapelten Bücher hervor und klappte es auf dem Tisch auf. Auf einer Seite war eine uralt wirkende Abbildung zu sehen: Die gezeichneten Gestalten der ersten Siedler von Alola, die einer gleichen Anzahl von Figuren gegenüberstanden. Doch diese wirkten anders. Sie hatten goldene Augen. "Den Mythen nach zu urteilen hatte Necrozma die Macht, mit seinen Psychokräften Licht Formen zu geben.", "Was sind das für Teile...? Hat Necrozma sie erschaffen?" fragte Mari. Kalani nickte und deutete auf das Bild. "Die Schatten einer jeden Person. Wie jedes Psycho-Pokémon konnte Necrozma in die Köpfe der Menschen und Pokémon schauen. Es sah die Schwächen eines jeden einzelnen und konnte das Licht zu dem Ich einer Person formen, das sie selbst vor anderen versteckt hielt. Jeder birgt Geheimnisse und Gedanken in sich, die man nie preisgeben will... Wenn die Legenden stimmen, hat Necrozma das zu seinem Vorteil genutzt.", "Was? Es kann die dunkle Seite einer Person manifestieren?", "Licht besteht aus allen Farben. Einfach gesagt... muss es das Licht nur korrekt brechen und formen, sodass ein neues Abbild entsteht.", "Das ist gruselig..." murmelte Mari. "Können diese Schatten einem Schaden zufügen?", "Nein. Aber sie wirken fast schon so real wie echte Menschen oder Pokémon. Der Legende nach konnte Necrozma sie sogar dazu bringen, zu sprechen.", ".... und das heißt...? Können sie... ihren Gegenüber mental beeinflussen...?" Wieder nickte er grimmig. "Attacken müssen einem nicht körperlich schaden, um weh zu tun.", "Sie können andere... in den Wahnsinn treiben, stimmt's? Ist es das?", "Necrozma bedient sich an den wahren Gedanken, die ein Mensch vor den anderen versteckt hält. Wenn sie ans Licht kommen, könnte Chaos entstehen." Mari schauderte. "Das klingt ja grauenvoll! Was kann man gegen sie tun?", "Das steht nirgendwo geschrieben...", "Echt nicht? ...das ist dann ein riesiges Problem... Es wird immer schlimmer... mit jedem Ereignis...", "Wer weiß, ob sich die ersten Schatten bereits unter uns aufhalten. Wenn Necrozma auf Alola losgelassen wird, gibt es keine Chance für uns." Addam klappte das Buch zu. "Es war mir wichtig, dass ihr das wisst." Mari nickte. "Woran erkennt man Schatten?", "Sie haben einen goldenen Glanz in den Augen und sie hinterlassen keine Spuren, denn sie bestehen aus purem Licht. Ein Schatten verhält sich gegensätzlich zu der Person, die er darstellen soll. Er spiegelt alles Dunkle in ihr wider.", "Also kann man sie vom Original unterscheiden." Mari nickte bedächtig. "...eine Frage noch. Haben Sie den Namen Ezekiel Beaumont schon einmal gehört?" Er blinzelte sie an und nickte kaum merklich. "Ezekiel... Ich glaube, so hieß der Junge, den ich auf der Farm getroffen habe.", "Mo... moment mal, was?" Mari starrte ihn perplex an. "Er hat was mit Gwyneth von der Æther-Foundation zu tun und er hat das Wellen-Messgerät entworfen... wie alt sah der Junge ungefähr aus?", "... Ich würde sagen... so um die 12 bis 13?", "Was? Echt? Dann... ist er... ihr Sohn? Ich will mich da echt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen... Aber... er ist ein Kind?!", "Wenn wir von der gleichen Person reden..." Kalani nickte. ".... okay, die Welt ist komisch." Mari seufzte. "Wie auch immer, danke für alles. Wir sollten zurück. Wir haben noch viel zu tun." Kalani verabschiedete sich von ihnen und legte das Buch wieder zurück. "Passt auf euch auf.", "Werden wir. Bis bald!"

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt