Skull-Infiltration-Kapitel: Ein besiegter Schatten

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Am nächsten Morgen ging Mari schon früh nach unten, um sich wie gewohnt um das Frühstück zu kümmern. In der Küche summte sie leise vor sich hin. Als sie ein paar Äpfel in Stückchen schnitt, nahm sie plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel wahr. Sie drehte sich mit dem Obstmesser in der Hand um und sah in die goldenen Augen ihres eigenen Schattens. „...", „Du bist allein", stellte der Schatten fest. „Vielleicht ist das für dich auch besser so. Du bist viel zu sehr von deinen Freunden abhängig.", „Halt die Klappe... Hast du nichts Besseres zu tun, als mir schon am frühen Morgen auf die Nerven zu gehen?", „Heh... so tapfer... so kühl wie ein Morgen im Frühling durch haucht von Winterkälte. Das wird dir nicht helfen..." Mari seufzte nur entnervt. „...", „Du willst das also durchziehen und diese Frau auf deine Seite ziehen, die die Person verwundet hat, die du vom ganzen Herzen liebst? Wie ironisch. Das ist ja schon fast Verrat.". „Pfft... ist es nicht.", „Doch, ist es. Anstatt sie um ihre Hilfe zu ersuchen, hättest du sie doch lieber dafür büßen lassen, gib's zu.", „Vielleicht. Aber Gewalt kann nicht mit Gewalt beseitigt werden.", „Du klingt wie ein naives, dummes, kleines Mädchen. Hör mir zu... Wie willst du sie alle retten, wenn du nicht bereit bist, andere dafür zu opfern, obwohl du es am liebsten tätest?", „Ich kann sie retten, ohne dafür jemanden halb umzubringen. Ich bin kein Monster.", „.... oh doch, das bist du. Das hast du sogar selbst gesagt... Erinnerst du dich noch? Taktvoll warst du noch nie, besonders nicht gegenüber den Menschen, die du gehasst hast... Und manchmal rutscht dir etwas raus, was du nie so gemeint hattest, nicht? Du hast dich nicht unter Kontrolle. Du verlierst sie schnell, wenn es darum geht, dir selbst oder anderen zu helfen. Deswegen bewunderst du Jayden. Darum beneidest du Jacky. Die beiden können sich beherrschen. Du nicht. Du hast schon viel zu oft Leute mit deinen Worten verletzt und viel zu oft deiner Wut freien Lauf gelassen. Das ist deine wahre Natur. Halt sie nicht in dir gefangen. Leugne sie nicht. Würde dich niemand in die Schranken weisen, wärst du schon längst zu weit gegangen.", „..." Mari schwieg. „Was es sagt, stimmt..." Plötzlich legte sich Jackys Hand auf ihre Schulter. Sie stellte sich neben Mari und erwiderte den Blick des Schattens tapfer. „Ich glaube, alles davon ist wahr. Du hältst dich zurück, um die zu beschützen, die dir etwas bedeuten. Das bist wirklich du... und nicht nur das, was du vor dir siehst. Jeder von uns steht hinter dir. Wir sehen den Held und die Bestie in jedem von uns... Trotzdem sind wir noch hier.", „Ich weiß", erwiderte Mari kühl. „Ich warte drauf, dass er endlich mal aufhört, zu reden. Ich weiß, dass ich das bin. Ich brauche niemanden, der mir das zu Verstehen gibt. Ich bin, wie ich bin... Und ich akzeptiere es. Meine Freunde akzeptieren mich so, wie ich bin, also kann ich mich selbst genauso akzeptieren, wie ich bin. Wir alle haben ein kleines bisschen an Dunkelheit in uns... denn nur die Dunkelheit lässt zu, dass wir die Sterne sehen. Ich hab kein Problem damit. Eine Person ohne Fehler wäre unvollständig.", „Ich wünschte, ich könnte meine Makel so akzeptieren wie du..." seufzte Jacky. Mari sah zu ihr. „Tja... ich denke, sie zu akzeptieren ist besser, als sich gegen sie zu wehren... Meinst du nicht?" Sie beobachtete, wie sich ihr Schatten direkt vor ihnen auflöste. „In meinem Fall waren sie kein Geheimnis." Kraftlos ließ Jacky ihre Hand zurück fallen und wandte beschämt den Blick ab. „...", „Hilfst du mir mit dem Frühstück? Ich wäre dir sehr dankbar." Sie schnippelte weiterhin Äpfel als wäre nichts passiert. „Ich... Natürlich." Jacky gesellte wich zu ihr und bereitete zusammen mit ihr das Frühstück vor, bevor sie den Tisch deckten. ‚Jungs! Frühstück!!!' brüllte Mari per Telepathie.

„Musste das wirklich sein..." Ein schlaftrunkener Jayden hing wenig später über dem Frühstückstisch und seufzte schwer vor sich hin. Mit an allen Seiten abstehenden Haaren setzte sich kurz darauf Zeke zu ihnen. „Guten Morgen!", „Ja, das ging am schnellsten. Ich bin zu faul", grinste Mari unschuldig in Jaydens Richtung. Laslow kam ungerührt nach unten. „Hallo." Der Schwarzhaarige rieb sich murrend über die Augen. „Ugh... Morgen..." Mari lief zu ihm. „Sorry.", „Ist genug Marmelade da, um es wieder gut zu machen...?", „Ähm.... ...Eventuell." Mari sah zu Jacky. „Geben wir ihm Marmelade?", „Wenn noch welche übrig ist. Wir sollten warten, bis Taji...", als Jacky bemerkte, dass der Schüler fehlte, sah sie sich besorgt um. „...Wo ist er?", „Er hat sich im Schlaf nicht einmal bewegt, aber das ist bei ihm oft so." Zeke verzog bedrückt das Gesicht. „Immer, nachdem er Probleme beim Atmen hatte. Diese Nacht war die schlimmste bisher. Bestimmt ist er noch todmüde.", „Lassen wir ihn im Ruhe", meinte Mari. Jacky schüttelte schwer den Kopf, als sie zu ihr und dann zu Laslow sah. „Er macht viel durch... Jeder andere hätte schon längst den Verstand verloren." Mari setzte sich. „Taji braucht Ruhe.", „Wir sollten uns beeilen, damit jemand rechtzeitig hier sein kann, falls er etwas braucht." Jacky griff nach ihrer Tasse. „Wir wissen, was heute zu tun ist. Wenn alles klappt, haben wir einen riesigen Vorteil!", „Yepp. Wir sollten keine Zeit verlieren." Mari schob Jayden die Marmelade zu. „Hier, wir gönnen sie dir." Jayden war zu müde, um sich wirklich über die Marmelade zu freuen. „...Danke.", „Uh... Ihr müsst nicht antworten, wenn ihr nicht wollt." Zeke hatte seinen Kopf auf beide Hände gestützt und blickte unsicher auf die Tischplatte. „Aber wie habt ihr diese Gezeichneten gefunden? Inzwischen sind es drei, oder? Jeder von ihnen musste wegen der Æther-Foundation leiden, oder? Wie sind sie da raus gekommen?" Mari seufzte. „Shin hat Zain und Dino raus geholt und Taji ist selbst raus gekommen.", „Ich hab damals der Foundation geholfen und wusste das alles nicht... Ich wollte doch nur, dass meine Mom nicht mehr länger dort arbeiten muss...!" Der Junge vergrub verzweifelt das Gesicht in seinen Händen. „Dich trifft keine Schuld, Zeke.", „Du hast recht... Dieser Forscher ist schuld... Dieser..." Ein starkes Zittern durchschüttelte den Körper des Jüngeren, die Hand vor seinem Gesicht krampfte sich zur Faust und prallte mit beeindruckender Stärke auf den Tisch auf. „Dieser Wahnsinnige soll für alles bezahlen!! Für alles!!! Wenn meine Mom sich nicht gegen die Foundation wehren kann, übernehme ich das für sie! Ich bin kein Kind mehr!!" Eine einzelne Träne versiegte knapp neben seiner Faust. Mari lächelte. „Und du bist jetzt ein Teil von uns. Wir helfen dir. Wir halten zusammen...", „Und Jayden braucht einen Wachmacher", kommentierte Laslow. „Kipp ihm einen kalten Wassereimer über den Kopf", meinte Mari und Laslow schüttelte den Kopf. „...Nicht so!", „Zzzzzzzzzz..." Der Schwarzhaarige hatte sich vor sich hin dösend nach hinten gelehnt. „... Meine Güte, er ist ja echt wieder eingeschlafen." Mari seufzte und lief zu ihm. „Hey, Jayden..." Sie stupste ihn leicht an. Er regte sich wieder etwas und schlug schlaftrunken die Augen auf. „Nnnnn... Hm? Tut mir leid..." Übermüdet ließ er die Schultern hängen und blinzelte entschuldigend in die Runde. „Ich konnte nicht gut schlafen.", „Warum nicht?", „Uh... Sorgen. Wahrscheinlich.", „Na gut." Mari setzte sich wieder. „Bedient euch." Trotz der vielen Sorgen und Ängste, die in der Luft hingen, griffen alle am Tisch herzhaft zu. „Ich hab gehört, dass für das Inselgeist-Fest sogar Besucher aus anderen Regionen kommen!" Zeke knabberte an seinem Brötchen. „Und die machen hier und da sogar auch Stände auf.", „Cool", meinte Mari. „Vielleicht kommen ja Leute aus Einall.", „Das wär echt cool! Ich war noch nie in Einall!", „Wir kommen ja alle aus Einall", sagte Mari. Laslow seufzte. „Es ist ziemlich warm heute, oder? Welche Temperatur herrscht draußen?" Mari deutete auf ein Thermometer an der Wand. „Wir kratzen an der 30 Grad-Marke.", „Egal bei welcher Hitze, wir verteidigen das Fest! Ich beschütze es, wie ein Schild!" Zeke baumelte aufgeregt mit den Beinen. „Wie Zamazenta!"

Nach dem Frühstück stand Mari auf. „Okay, wir sollten so bald wie möglich loslegen! Jayden, bist du präsent? Kannst du deine Müdigkeit zügeln?", „Ich bin fit!" verkündete er mit einem Löffel in der einen und dem inzwischen leeren Marmeladenglas in der anderen Hand. „Es kann losgehen." Mari sah auf das Glas und seufzte, verkniff sich aber jeglichen Kommentar. „Whoa! Das Glas war vorher noch bis zum Rand voll!" staunte Zeke lautstark. „So schnell kann keiner essen! Was ist der Trick?" Jayden wischte sich peinlich berührt über den Mundwinkel und schenkte Mari ein Grinsen so breit wie der Teller vor ihm. „Er will mich bloß ärgern", meine diese. „Wollen wir? Wir haben viel zu tun.", „Wir bringen Mom schneller hierher, als ihr gucken könnt!" versprach Zeke laut und sprang trotz seiner zerwühlten Haare energiegeladen auf. Auch Jayden stand auf und nickte in die Runde. „Viel hängt davon ab, wie erfolgreich wir jetzt sind. Wir dürfen nicht nachlassen." Laslow stellte sich hinter Zeke. „Gehen wir.", „Viel Glück!" Jacky lächelte jeden an und hob zuversichtlich die Faust an. „Wir sehen uns heute Abend!" Zeke ließ sich das nicht zweimal sagen und zupfte aufgeregt an Laslows Ärmel, als er losstürmte. Laslow folgte ihm lächelnd, aber ruhig. „Viel Erfolg, Jacky!" Mari winkte ihr zu. „Komm, Jayden!", „Euch auch! Bis später!" rief Jacky ihnen hinterher.  

  

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