Skull-Infiltrations-Kapitel: Ein unerwartetes Wiedersehen

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"Warte mal..." Mari starrte der Person fragend nach. "Hast du... das gerade gesehen...?" Jacky verstaute die Perle sicher in ihrem Beutel. "Hm? Was gesehen?", "Das eben... der Typ... Das war... das war Zain. Vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet...", "Bist du dir sicher? Ich hab niemanden gesehen.", "Relativ. Ja..." Jackys Skepsis wich, als sie ihre Antwort hörte. "...Wir sollten auf die Suche gehen. Vielleicht war er es wirklich.", "Komm. Er ist da lang gegangen." Diesmal war Mari diejenige, die voran ging. Mit klarem Ziel vor Augen bahnte sie sich geschickt einen Weg durch die Menge, bis sue den Jungen mit der Kapuze wieder sehen konnte. "...Da." Hinter ihr schnappte Jacky hastig nach Luft, als sie zu ihr aufholte. "Er verlässt den Markt! Wir müssen uns beeilen, sonst verlieren wir ihn aus den Augen." Mari nickte und beschleunigte ihre Schritte. "Er darf uns aber nicht bemerken. Sei vorsichtig." Ihr Blick schien schon fast an dem Jungen zu kleben. "...wenn er es wirklich ist, warum ist er hier? Ich dachte, er ist auf Poni...", "Er schlägt den Weg zur Route ein. Hey... Du rennst vor und versperrst ihm auf der Route den Weg. Ich schließe von hinten auf.", "Ist das so schlau...?" fragte Mari mit Bedenken in der Stimme. "Das ist das Erste, was mir eingefallen ist..." gab Jacky zerknirscht zu. "Wenn er es wirklich ist wollen wir nicht, dass er uns entwischt, oder?", "Wenn er hier ist, frage ich mich, ob Skull davon weiß. Aber es wäre nicht schlau, ihn so zu überfallen... ich weiß nicht, wie er drauf reagieren würde.". "Ja. V-vielleicht... Was ist deine Idee?", "Wir beschatten ihn weiter. Das wäre meine Idee. Er kennt uns kaum und will vermutlich auch rein gar nichts mit uns zu tun haben. Was ich tun kann, ist, einen Blick in seinen Kopf zu werfen und raus zu finden, was sein Ziel ist.", "Bleib konzentriert... Sonst läufst du noch einen Menschen nach dem anderen um.", "Schon gut." Mari winkte ab und drang dann in Zains Kopf ein. '...muss ihn warnen. Ich muss ihn warnen. Bevor er wieder zuschlägt... Seit zwei Tagen nichts getrunken, seit drei nichts gegessen... Nicht geschlafen...' Sofort verlangsamten sich Zains Schritte, als er die Stadt verließ. Plötzlich wirkte er schwach, als hätte er kaum einen Funken Energie in sich. 'Deswegen bin ich so langsam... Atmen fällt schwer...' Im nächsten Moment brach Zain mitten auf dem Weg zusammen. Jacky keuchte alarmiert auf. "Mari!!", "Er hat lange nichts mehr zu sich genommen... Vergiss, was ich vorhin gesagt hab!" Mit den Worten rannte Mari los und kniete sich neben Zain auf dem Boden. Der Junge rührt sich nicht. Seine Haut war blass und er hatte dunkle Augenringe. "Wir müssen ihn ins Pokémon-Center bringen, er ist bewusstlos! Hilf mir!" Mari legte sich einen Arm des Jungen um den Nacken. Zusammen mit ihr hob Jacky ihn auf die Beine. "Vorsichtig! Wir sollten einen Umweg nehmen, sonst erregen wir nur Aufmerksamkeit...", "Wir teleportieren. Ist das auch okay?", "Das ist sogar noch besser.", "Okay." Mari rief Guardevoir heraus und das Pokémon teleportierte sie sicher in das Pokémon-Center von Kantai. Mari und Jacky legten Zain vorsichtig auf Maris Bett ab. "So habe ich mir den Tag nicht vorgestellt..." Aufmerksam saß Jacky bei ihm und streifte die Kapuze seines rabenschwarzen Hoddies zurück. Wirr hingen seine Haare über seinen Wimpern, die in der Bewusstlosigkeit kein einziges Mal zuckten. Seine Jeans war an vielen Stellen ausgeleiert und zerrissen. "Er ist fast wie eingefroren...", "Sein Zustand ist nicht gerade gut. Sein Gesicht ist etwas eingefallen, siehst du das? Der Arme... Wir sollten bei ihm bleiben." Mari stand auf und ging zum Kühlschrank. "Ich stelle ihm Saft hin. Sinelsaft am Besten." Sie füllte ein Glas mit Saft und stellte es neben Zain auf dem Tisch ab. Währenddessen wühlte Jacky in dem alten und oft genutzten, grauen Beutel des Jungen, den er davor bei sich getragen hatte. "Alte Notizen, leere Wasserflaschen..." raunte sie wenig überrascht und war kurz davor, den Beutel wieder beiseite zu legen, als ihre Finger plötzlich etwas Glattes spürten. "...Hm? Was..." Perplex zog sie einen runden Gegenstand hervor. Er wirkte wie ein Pokéball, doch anstatt Rot und Weiß dominierte diesmal ein tiefes Blau, das von weißen Linien durchzogen wurde. "Was ist das denn?" fragte Mari und sah auf das Objekt. "Ein... Pokeball? Sieht zumindest wie einer aus...", "So einen hab ich noch nie gesehen..." murmelte Jacky und betrachtete ihn eingehend. "Ich auch nicht... ist er leer?" fragte Mari. Jacky neigte den Kopf zur Seite. "Ich glaube nicht.", "....nicht...? Leg ihn lieber wieder weg.", "Er sollte nicht wissen, dass wir in seinen Sachen herumgewühlt haben. Sonst...", wieder wandte Jacky sich Zain zu, doch starrte stattdessen direkt in zusammengekniffene, dunkellilane Augen. Ohne, dass sie es gemerkt hatten, war er erwacht und hatte sich aufgesetzt. "AH!" Mari zuckte zusammen. "Was de- Oh. Ups..." Eine blasse Hand streckte sich nach Jackys aus, die den außergewöhnlichen Pokéball hielt. In seinen Augen glühten trotz seiner ausdruckslosen Miene unausgesprochene Drohungen. Jacky schluckte schwer und reichte ihm sofort das Objekt. Noch hatte er kein Wort von sich gegeben. "Du hättest nicht..." Maris Stimme versagte im halben Satz, doch dessen Ende stand im Raum: ....in seinen Sachen wühlen sollen. "...Was mache ich hier?" wollte Zain mit rauer Stimme wissen. "Du bist zusammen gebrochen. Wir haben dich auf Route 4 gefunden." Mari schob ihm das Glas zu. "Du bist geschwächt, du solltest was zu dir nehmen. Sonst hältst du nicht lange durch..." Seine Augen zuckten von Mari zu Jacky und dann zu dem Glas. Er hielt inne, doch nicht aus Misstrauen oder Wut. Er blinzelte das Glas an, als würde er erst gar nicht verstehen, was diese Geste bedeutete. "...", "Nimm es. Bitte. Du brauchst etwas zu trinken. Und was zu essen auch, hier." Mari legte ein paar Sandwiches dazu. Noch rührte er sich nicht und griff dann mit steif wirkenden Bewegungen zu, als würde er zum ersten Mal etwas von jemandem angeboten bekommen. Seine Finger schlossen sich um das Glas und er betrachtete erst den Inhalt, bevor er es leerte. "Willst du noch mehr?" fragte Mari.  Er blickte auf und schien sich seine Antwort für einen Moment zu überlegen, bevor er den Kopf schüttelte. "Bist du dir sicher?" Wieder dachte er nach und nickte dann. Mari fixierte ihn. "Du bist halb am verdursten. Tu dir den Gefallen und bring dich nicht noch selbst um.", "...Ist das ein Gefallen für mich oder für dich?", "Für dich. Aber wenn du es so willst, kann ich dich ja nicht zwingen." Mari stand auf. Man konnte Zain ansehen, wie er innerlich darum kämpfte, die Situation zu verstehen. "Ihr habt...", er schüttelte leicht den Kopf und fuhr sich durch die Haare, "...mir geholfen. Oder?", "Ja.", "Warum?", "Du meinst, weil wir dir nichts schulden und dich kaum kennen?", "Hilft man jemandem, wenn er einem nichts schuldet und man ihn kaum kennt?" Ihm schien das Konzept vollkommen fremd zu sein. Seine lilafarbenen Augen hatten sich fest an sie gehängt. "Ja. Wir konnten dich nicht einfach da liegen lassen.", "Ich... verstehe das", gab er kurz darauf von sich. "Man bedankt sich, wenn einem geholfen wurde... Nicht wahr? Dankbarkeit ist die natürliche Reaktion eines Menschen... Nicht?", "Du bist ein Mensch, Zain. Jeder, der das anzweifelt, hat keine Ahnung.", "Ich bin ein Mensch", wiederholte er und trotzdem hörte er sich so an, als würde er über eine andere Person reden. Nicht über sich selbst. "Ja. Nur weil du anders bist, heißt es nicht, dass du kein Mensch bist. Wenn andere das Gegenteil behaupten, haben sie keine Ahnung, was Menschlichkeit ausmacht.", "Andere..." Zain schloss die Augen und biss unbewusst die Zähne zusammen, als ein Zittern durch seinen Körper fuhr. "Ich habe keine Erinnerung mehr... Ich weiß nicht, wer ich wirklich bin. Ich kenne meine Vergangenheit nicht. Ich kenne diese Welt nicht.", "..." Mari wollte etwas sagen, schloss aber prompt wieder den Mund. '... Sollen wir... es ihm sagen?', 'Ich weiß es nicht...' antwortete Jacky. Mari sah unsicher zu Zain, dann wieder zu ihr und wieder zu ihm. "...", "Zain... Was ist deine erste Erinnerung?" fragte Jacky vorsichtig. Der Junge drehte den Kopf zu ihr. Der wütende Funken in seinen Augen war längst verglommen und hatte einen trüben, distanzierten Blick hinterlassen. "Die Straßen von Hauholi City. Dort wurde ich gefunden.", "... von wem?", "Keon... Er hat mir gesagt, dass ich vor etwas oder jemanden geflüchtet sein muss. Er nahm mich bei sich auf.", ".... wenn du es erfahren können würdest, was davor passiert ist...", murmelte Mari, "... würdest du es wollen?" Zain verfiel in tiefes Schweigen. "Ich will es wissen", sagte er dann. Er schloss die Augen. Härte schlich sich in seine sonst so emotionslose Stimme. "Ich will wissen, warum mir meine Vergangenheit genommen wurde. Ich will wissen, ob ich wirklich... das Recht habe, ein Mensch zu sein. ...Aber noch nicht jetzt.", "Das ist in Ordnung."; "Ich muss Keon warnen.", "Wovor?", "Keon und Team Skull... Sie wollen die Schutzpatronen von Alola erzürnen und zerstören deswegen die Ruinen. Wenn die Patronen erwachen, werden auch Solgaleo und Lunala erscheinen... Und der Krieg vor so langer Zeit bricht wieder aus.", ".... ich glaube, Keon sucht bereits nach dir", vermutete Mari. "Aber ich bezweifle, dass er aufhören wird...", "Aber was hätte er davon, wenn er die Schutzpatronen auf Alola ansetzt..." seufzte Jacky ratlos. "Sehe ich aus als hätte ich eine Ahnung von dem, was der Typ da treibt?" fragte Mari. "Eine Ruine hat er schon im die Luft gejagt. Warum macht er das?", "Vielleicht hängt das mit der Rivalität zwischen Skull und Æther zusammen oder den Informationen in diesem Aktenkoffer, der gestohlen wurde...", "Wir können nur spekulieren. murmle ich Wir wissen absolut gar nichts.", '...Wir brauchen weitere Infos von Jayden.', "Keon..." Zain hob den Kopf an. "Er hat etwas gesagt... Ein Wettrennen.", "Ein was?", "Zwischen Team Skull und... IHM.", "Ihm? Wen meinst du?" Zain atmete schwer aus und schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht...", "...Eclipse?" fragte Mari. "Das könnte sein!" rief Jacky. "Ich meine... Vielleicht ist es eine Rivalität zwischen Eclipse und Skull. Beide sind gegen Æther.", "Ist das erste, was mir eingefallen ist... Aber die Frage ist... was ist Eclipses Ziel? Das wissen wir vielleicht auch bald... Wenn Laslow wirklich Erfolg hat", fügte sie leiser hinzu. "Dieser Kurusu hatte bestimmt ein Büro oder so was...", "Aber Nathaniel ist schon lange nicht mehr bei Æther. Glaubst du, dass sie noch etwas von ihm behalten haben?", "Man kann hoffen", antwortete Mari. "Ich denke, wir sollten uns die Ruinen des Lebens mal ansehen...", schlug die dann vor. "Mal schauen, was für Sicherheitsvorkehrungen man getroffen hat, um sie zu schützen.", "Keon wird bestimmt seine Handlanger losschicken, um das Areal auszuspionieren... Die Ruine auf Mele-Mele war unbewacht und ein einfaches Ziel.", "Handlanger, huh?" Mari legte den Kopf schief. "Wir werden uns das mal ansehen. Wir wissen nicht, ob die Ruine hier ihr nächstes Ziel ist. Wir glauben es lediglich. Obwohl... aktuell ist ja der Markt. Viele Leute sind dadurch abgelenkt." Nervös sah Jacky zu ihr. Ihr Blick verriet, dass sie ihr zwar unbedingt etwas sagen wollte, aber Angst hatte, dass Zain zuhörte. 'Was willst du sagen? Sag es mir per Gedanken.', 'Jayden könnte auch auf Akala sein.', 'Was...? Meinst du?', 'Alles klingt danach...', '...... Jetzt wo du's sagst... aber... darauf können wir jetzt wirklich nicht achten, weißt du? Der Schutz der Ruine ist wichtiger.', 'Wenn du das sagst...', "Gehen wir?" Jacky nickte ihr still zu und Mari wandte sich zu Zain. "Zain... wir gehen jetzt. Du kannst machen, was du möchtest, wir gehen zu den Ruinen. Komm, Jacky." Mari legte sich ihren Beutel um und lief zur Tür. Gleichzeitig erhob sich auch der Junge auf die Beine. "Lasst mich mitgehen...", "Das ist keine gute Idee." Vor der Tür blieb Mari stehen. "Eure Idee auch nicht", erwiderte er. Mari seufzte. "Diskussion ist wahrscheinlich eh zwecklos..." Dann sah sie zu Jacky. "Was meinst du?", "Es wird gefährlich, aber... Wie es aussieht, würde er so oder so gehen. Wenn wir ihn mitnehmen, haben wir wenigstens ein Auge auf ihn.", "Gut. Dann komm mit." Mari nickte Zain zu. Ohne zu antworten griff er sich seinen Beutel, warf Jacky dabei einen Seitenblick zu und schloss dann zu Mari auf. Diese drehte sich um und ging mit den beiden zusammen ins Freie.

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt