Skull-Infiltration-Kapitel: Das Luftholen vor dem Sprung

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Währenddessen raste Team Skulls Motorboot ungebremst über die Wellen. Zwei weitere, genauso beschmierte und heruntergekommene Boote ratterten pfeilschnell hinter dem vordersten her, auf dem Keon die Arme verschränkt hielt und mit starrem Blick nach vorne schaute. Erst, als er Schritte hörte, dreht er sich zu Kahua und Klarisse. "Ihr habt letztens die Ruine ausgespäht. Wie sah es da aus?", "Ziemlich viel Sicherheitspersonal", antwortete Klarisse. "Also... wirklich viel.", "Kein Schlupfloch? Nichts?", "Nein. Die Ruine hat nur einen Eingang von vorne. Und der ist bewacht von Polizisten bis unter die Zähne bewaffnet. Man müsste von oben angreifen." Prüfend zuckte die Aufmerksamkeit des Bandenanführers von Klarisse zu Kahua. "Stimmt das?" Kahua nickte. "Hm. Ja, leider... Was ist, wenn es noch mehr sind als letztes Mal?" Der Junge mit dem grünen Haar schnaubte und verengt die Augen. "Dann muss sich jeder stärker ins Gedächtnis rufen, warum wir es tun. Ich weiß meinen Grund. Was ist mit euch?", "Wir fürchten uns nicht", sagte Klarisse. "Egal, wie viele wir gegen uns haben, wir sind in der Überzahl. Und wir haben Kirai." Kahua presste die Lippen zusammen und schwieg. "..." Keon bemerkte das Zögern und trat zu dem schweigsamen Jungen vor. "...Letzte Chance, Kahua. Wenn wir an der Ruine sind, gibt's kein Zurück. Sobald wir anlegen, kannst du dich raushalten und abhauen oder mitziehen. Was wird's sein?", "Ich... glaube ich... kann das nicht...", "Sei kein Weichei, Kahua!" fauchte Klarisse und rüttelte an seiner Schulter. "Natürlich kommst du mit, kapiert?! Du ziehst jetzt nicht den Schwanz ein!!", "Du musst mich nicht so anschreien, weißt du, ich stehe direkt neben-", "Mir egal!! Du kommst mit und damit basta!", "..." Kahua seufzte gequält und nickte dann schweigsam. "Ich mache mir Sorgen um Kirai", murmelte er dann. "Er ist verletzt...", "Und er scheint noch nicht wieder vollständig fit zu sein..." fügte Klarisse hinzu. Kahua ballte die Hände zusammmen. "Das ist alles die Schuld dieser Sondergesandten von Æther", knurrte er. "Gwyneth hat's in sich. Sie könnte es im Alleingang mit uns aufnehmen und wir wären in echten Schwierigkeiten." Keon stemmte einen Arm in die Seite. "Haku soll nach ihm sehen.", "Ach.... Haku und Kirai kommen nicht gerade bestens miteinander klar...", "Das spricht sich schon überall rum. Wer von euch kam auf die Idee mit dem Verband?" Als Geste tippte er mit dem Zeigefinger an die Seite seines Kopfes. "Was für...?" Kahua schüttelte den Kopf. "Ich war's auf jeden Fall nicht...", "Ich auch nicht. Ich kann Haku nicht ausstehen", antwortete Klarisse nach ihm. "Huh." Keon klang nicht überzeugt. "Also hat sich das Ding um seinen Kopf gezaubert.", "Wir wissen wirklich nicht, wer das war!" verteidigte sich Klarisse. "..." Der Schatten in Keons Augen löste sich auf. Er lachte kurz auf. "Okay, okay. Ich hätte mich eh bedankt." Kahua lehnte sich zurück und blickte aufs Wasser hinaus. "...", "Wir brauchen jeden Idioten, den wir kriegen können." Keon sah zu den anderen Skull-Mitgliedern. "Ich werde niemanden von euch verlieren. Was auch passiert, verzieht euch sofort, wenn's zu gefährlich wird.", "Gibt's irgendwelche genauen Pläne?" fragte einer von ihnen. "Jeder, der ein Flug-Pokémon hat, greift von oben an." Nun wandte er sich voll und ganz zu der Gruppe und hob die Stimme an, sodass alle drei Motorboote ihn hören konnten. "Alle anderen verstecken sich um die Ruine herum, bis ich das Zeichen zum Angriff gebe. Es ist nicht das Ziel, jeden zu besiegen. Verschafft mir Zeit und haltet jeden von dem Ruineneingang fern." Die Skull-Mitglieder murmelten untereinander. Zwischen ihnen stand Klarisse auf und lief zu Jayden. "Wie geht's deiner Verletzung?" Der Trainer saß außerhalb der Gruppe am Rand des Bootes und hatte den Stoff seines Shirts nach oben gezogen, um seine Rippen zu beäugen. Als er sie hörte, sah er kurz auf. "Ich werde euch nicht im Weg stehen.", "...es sieht schlimm aus..." bemerkte sie, als sie die Wunde sah. "Noch nicht schlimm genug, um heute Nacht jemandem einen Besuch abzustatten", meinte er. Sie schmunzelte. "Heh... Sag mal... meinst du, dass deine Schwester wieder dort sein wird? An der Ruine, meine ich?" Er strich sein Shirt vorsichtig wieder über den Rippen glatt und stützte dann die Ellbogen auf seine angewinkelten Knie. Sein Mundwinkel verzerrte sich trotz seiner Verletzung boshaft und seine Hände krümmten sich. "...Hoffe ich." Als Akala am Horizont auftauchte, verschränkte Klarisse die Arme. "...Wir sind bald da."

"Egal wie lange ich darüber nachdenke, nichts von dem allen macht Sinn! Warum zerstört Team Skull die Ruinen? Wissen die nicht, dass sie damit ganz Alola in Gefahr bringen?" fragte Nael und ballte eine Hand zur Faust. "Das wissen sie sehr wohl", meinte Mari. "Nur interessiert es sie wahrscheinlich nicht sonderlich." Sie warf einen unauffälligen Blick in Kalanis Richtung. "Ich glaube eher...", der Lehrer spähte in die Ferne hinaus, in sich gekehrt lag seine Hand am Kinn, "...dass nur einer wirklich für alles verantwortlich. Die meisten anderen folgen ihm nur blind.", "Klingt logisch...", murmelte Mari und ihr Blick wanderte zu Nael. "Wie lange braucht Noka noch?", "Sie lässt sich immer etwas Zeit." Entschuldigend seufzte er, während Mahlie den Kopf schüttelte. "Aber uns bleibt keine Zeit. Wir können nicht länger warten! Weiß sie denn wirklich so viel über Team Skull?" Der Blondhaarige nickte überzeugt. "Ja, wirklich! Sie war immerhin mal ein Teil von ihnen.", "Sekunde mal, was?" Mari sah ihn an. "Noka war Teil von denen?" Naels Kinnlade klappte leicht nach unten. "Das... wusstet ihr nicht?" Mari schüttelte den Kopf. "Nein...", "Warum, glaubt ihr, trägt sie diese Masken? Sie will nicht erkannt werden.", "Oh... Wie auch immer, sollen wir schon vorgehen?", "Gute Idee. Wenn wir länger warten, ist es vielleicht schon zu spät." Jacky nickte ihr zu. "Noka weiß bestimmt, wo die Ruine ist. Gehen wir.", "Okay." Mari eilte los, Guardevoir schwebte ihr hinterher. Die anderen folgten ihr.

Die Polizisten bewachten derzeit aufmerksam zusammen mit ihren Pokémon das Ruinengelände. Ein großer Bereich um sie herum war abgesperrt und keine Ecke wurde ignoriert. Als sie ankamen, sah Mari sich um. "...Skull ist noch nicht da... wir haben Glück. Jacky... meinst du, du kannst mit UHaFnir das Gelände von oben im Blick behalten?" Die Blondine drehte sich zu ihr und wirkte nicht wirklich begeistert. "Kann ich, aber... Ich will dich wirklich nicht gerne alleine lassen...", "Wir müssen die Übersicht behalten. Ich komme klar.", "Wir passen auf sie auf!" Selbstsicher grinsend schlug Nael den Arm um Maris Schulter und hob den Daumen. Mahlie lachte und zupfte peinlich berührt an ihrem weißen Kittel. "Genau." Mari nickte. "Du kannst uns von oben immer zur Hilfe kommen, aber es ist besser, wenn du erstmal den Überblick behältst. Teil uns alles mit, was du sehen kannst.", "Bitte seid vorsichtig. Wir müssen die Ruine beschützen, egal was passiert." Auch Jacky nickte, wenn auch widerwillig, und wandte sich dann ab. Kurz darauf schoss UHaFnir mit ihr auf dem Rücken in die Höhe. Mari sah ihr hinterher. "Okay... wir halten hier die Stellung." Vorsichtig streichelte sie Robball in ihren Armen und ließ es runter, Guardevoir stellte sich neben sie und nickte ihr zu. Flamiau wetzte abwartend die Klauen, während Nael einen zweiten Pokéball zückte. Ein mit einem vielseitig gefärbten, langen Schnabel besetztes Flug-Pokémon spreizte daraufhin seine schwarz-weißen Flügel. "Oh, ein Trompeck! Früher war es ein Peppeck, oder?" Der junge Trainer nickte stolz, als Mahlie auf das Pokémon aufmerksam wurde. Mari zog ihren Pokédex hervor und scannte es. "...Wow, cool." Dann zog auch sie einen zweiten Pokeball hervor. "Wuffels!" Wuffels landete neben Robball und bellte ausgelassen, bevor es auf den Specht aufmerksam wurde. Mit wedelndem Schweif und sichtlicher Neugier näherte es sich ihm. Trompecks blaue Augen blitzten auf, als es zuckend den Kopf neigte und auf dem Boden landete, um an einem der Spitzen Steine an Wuffels' Kragen zu picken. "Wuff!" Wuffels zuckte irritiert zurück und Mari musste grinsen. "Tse..." Dann versuchte der Hund, mit der Pfote Trompecks Schnabel wegzudrücken. Trompeck hüpfte zurück, flatterte aber vergnügt mit den Flügeln und reckte sich wieder vor. "Wuff!" Sofort versuchte Wuffels, sein Gegenüber zum Spielen zu animieren und wedelte mit dem Schweif, während es um Trompeck herum sprang. "Wie lange kennt ihr euch schon?" fragte Mahlie interessiert und beobachtete die beiden Pokémon, die nun über den Boden tollten. "Seitdem die beiden auf Alola sind. Eigentlich hab ich sie sogar früher kennengelernt! In einem Pokémon-Center in Einall!" erklärte Nael und wich zurück, als die Pokémon beinahe gegen seine Beine rollten. "Einall? Wirklich?" Die Forschungsassistentin lächelte. "Ich komme von dort.", "Wirklich?" Mari lachte. "Was für ein Zufall! Einall ist ganz anders als Alola, aber es ist trotzdem schön dort- Hey, passt auf!" Sie sprang zur Seite, bevor die spielenden Pokémon gegen sie krachen konnten. "Ich komme aus Eventura City und bin mit Jacky zusammen durch die Region gereist... Nael haben wir dann in Ondula getroffen. Sein Peppeck war verletzt.", "Ich bin mit jemandem aus Einall sehr gut befreundet. Ihr Vater arbeitet in einer großen Firma und sie ist mit ihm einmal nach Ferrula gereist", erzählte Mahlie. "Echt? Ferrula liegt sehr weit draußen. Ich war da noch nie.", "Man kommt dort normalerweise nur mit dem Zug hin. Einen anderen Weg gibt es nicht.", "Ja... Mit der Ferrula-Linie von Rayono aus. Das Dorf hieß früher mal anders und wurde zerstört, wusstet ihr das?", "Oh, wirklich? Wie denn?", "Unmei. Es lag eingeschlossen im Wald, so wie Ferrula es heute tut. Man sagt, dass die Ritter der Redlichkeit für seine Zerstörung verantwortlich waren. Damals wurden dort Pokémon unter unmenschlichen Bedingungen gehalten und auf brutale Weise geopfert. Man sagt, dass in der Nähe von Unmei ein Höllenhund sein Unwesen trieb.", "Hm. Davon hab ich noch nie gehört", gab die Schwarzhaarige zu und seufzte dann mit abgewendetem Blick. "Ich wollte Ferrula unbedingt verlassen. Mich hat einmal ein seltsamer Junge entführt, als ich alleine war... Wäre meine Freundin nicht gewesen, hätte ich mich vielleicht nie wieder getraut, aus dem Zimmer zu kommen.", "Seltsamer Junge?" fragte Mari. "Entführt?" Sie gab einen zerknirschten Laut als Zustimmung von sich. "Warum hat der dich denn entführt? Und wie bist du da wieder raus gekommen?", "Ich weiß nicht, warum ich entführt wurde... Ich glaube, ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort." Mahlie fiel es sichtlich schwer, darüber zu reden. "Ich glaube, er wollte die Stadt erpressen... Aber ich wurde gerettet, von einem anderen Jungen.", ".... rote Haare und grüne Augen, stimmt's?" fragte Mari. "Es war dunkel. Ich glaube... schon?" Mari musste ungewollt schmunzeln. Die Geschichte kam ihr bekannt vor. "... verstehe."

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt