Skull-Infiltration-Kapitel: Herausforderung

13 1 0
                                    

Mari betrat wieder Jaydens Zimmer und legte den Pokédex zurück. "So..." Die Sorge stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Der Rothaarige trank sein bereits drittes Glas Sinelbeerensaft und sah auf, als sie in das Zimmer kam. "Was kam heraus?", "Kalani ist mit hoher Wahrscheinlichkeit dran Schuld", murmelte sie. "Dein Pokédex ist clean, so wie Laslow es vermutet hatte. Kalani hat uns eine neue Funktion auf den Pokédex spielen lassen, die es uns ermöglicht, direkt mit ihm zu kommunizieren. Allerdings scheint diese auch die Spyware freigesetzt zu haben. Laslow erhielt dieselbe Funktion, als er und Jacky ihre Geräte synchronisiert haben. Das Problem ist... wäre Kalani Eclipse haben wir ihm einen gewaltigen Gefallen getan. Laslow hat Daten über die Ultra-Bestien und Amigento auf seinem Pokedex...", "Hoffentlich kann Taji euch helfen. Ich hab keine Ahnung von dem Ganzen", murmelte er in das Glas hinein. "Ich hoffe, dass er den Virus beseitigen kann. Ansonsten haben wir ein Problem. Wenn's doof läuft, vernichtet der noch unseren gesamten Pokedex.", "Wir verlieren immer mehr das Momentum... Team Skull könnte jeden Tag zuschlagen.", "Das kommt noch dazu..." Mari seufzte, als ihr die Sache mit dem Schatten wieder einfiel und sie die Lippen zusammenpresste. "...", "...Ich hab die Sache mitbekommen. Du machst dir Sorgen wegen deinem Schatten, oder?" Sie knirschte mit den Zähnen. "Noch bin ich ihm nicht begegnet, aber er ist irgendwo da draußen.", "Es gibt bestimmt viel, was andere noch nicht über dich wissen. Egal, wie offen man sein will, irgendwas gibt es immer, das man verbergen will. Aber wenn es herauskommt... Ich weiß nicht..." Er schüttelte den Kopf und blickte zu ihr auf. "Ist das dann nicht eine Chance?", "Ich denke, ich weiß schon, wie mein Schatten drauf ist." Mari seufzte. "Ich könnte es mir auch denken.", "Wundervoll, nicht? Jetzt rennt da draußen eine rachsüchtige Version von mir rum und verpasst Zeke einen halben Herzinfarkt. Ich kann mein Glück kaum fassen." Eine Spur Sarkasmus schwang in ihrer Stimme mit. "Er ist trotzdem noch hier", bemerkte Jayden. "Ich weiß. Tja... läuft wohl einiges nicht so gut im Moment. Jacky und Laslow werden wohl morgen noch mal zur Bücherei gehen. Hoffen wir mal, dass sie was Brauchbares finden. Zum Glück kann man keine Datenklau-Viren ins menschliche Hirn einschleusen.", "Nur die Stimme eines Mädchens, die sich mehr Sorgen macht als alle um sie herum zusammen.", "Halt ja die Klappe!" fauchte sie. Er lachte auf und hob entschuldigend die Hände an. "Und außerdem ist das gar nicht wahr!!", "Dafür wirst du gerade ziemlich laut", provozierte Jayden weiter. Mari warf ihm einen Todesblick zu. "Du argumentierst immer in derselben Art und Weise, junger Mann." Unschuldig neigte er den Kopf zur Seite. "In welcher?", "Jedes Mal, wenn ich etwas leugne, weist du mich freundlich darauf hin, wie laut ich plötzlich bin. Das merke ich selbst auch.", "Na ja... Es ist die Wahrheit.", "Ja und?" Sie lehnte sich etwas vor und stemmte die Arme in die Seiten. "Nichts „und". Du wirst laut, wenn du etwas leugnest." Er verschränkte vehement die Arme und wich kein bisschen zurück. "Das ist alles.", "Tze. Ich wusste gar nicht, dass du mich so gerne analysierst.", "Ich bin nicht gut im Analysieren", schnaubte er amüsiert. "Ich hab noch nie eine Schule von innen gesehen. Du erwartest zu viel von mir." Mari musste lachen. "Hahaha... vielleicht." Dann setzte sie sich wieder zu ihm aufs Bett. "Dir geht's jetzt viel besser, oder?Zumindest hast du wieder Farbe im Gesicht und siehst nicht aus wie dein Bettlaken.", "Danke für das Kompliment. Ich darf ab morgen versuchen, mich im Pokémon-Center herumzubewegen. Die Ärzte waren da, während du bei den anderen warst." Gähnend dehnte er die Arme über seinem Kopf. "Gern geschehen." Sie hob das Kinn ein wenig an. "Hast du noch Schmerzen?" Erleichtert schüttelte er den Kopf. "Hält sich in Grenzen. Ich kann atmen, ohne mir die Seite halten zu müssen. Ab morgen sollte ich wieder auf den Beinen sein. Dann werd ich sehen, wie fit ich wirklich bin.", "Das klingt vielversprechend. Ich freue mich für dich, ehrlich." Wieder lachte er, dieses Mal leiser und entspannter. "Zertrümmert kann ich nicht viel ausrichten. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich jetzt aufgebe.", "So kenne ich dich. Nichts kann dich aufhalten, nicht wahr?", "Ich tue mein Bestes. Ich weiß, für was ich kämpfe. Das reicht mir, um voll dahinter zu stehen.", "Kann ich noch irgendwas für dich tun?", "Mir fehlt nichts. Ich will dich nicht aufhalten.", "Gut, ich will nur sichergehen, dass du gut versorgt bist.", "Ich rufe nach dir wenn ich etwas brauche, Krankenschwester.", "Eine Krankenschwester werde ich im Leben nicht mehr", lachte sie. "Aber du kümmerst dich gerne um andere. Das reicht." Wieder grinste er. "Tja... Weil andere es für mich genauso tun würden, oder etwa nicht?", "Darauf kannst du wetten.", "Siehst du?" Sie zwinkerte ihm zu und sah dann aus dem Fenster. "Oh... es wird ja schon dunkel.", "Du solltest dich ausruhen. Morgen wird bestimmt ein langer Tag.", "Das glaube ich allerdings auch. Na dann. Wir sehen uns morgen." Jayden zwinkerte ihr ebenfalls zu. "Bis morgen." Mari drehte sich um und verließ das Zimmer. Draußen stieß sie fast mit Jacky zusammen. "Holla das Floette!" Rechtzeitig konnte die Blondhaarige zur Seite treten und hielt erschrocken die Luft an. "Vorsicht!", "Entschuldigung." Mari lachte peinlich berührt. Ich hab dich nicht kommen sehen."", "Schon in Ordnung, wirklich." Sie winkte ab. "Na dann." Mari lächelte. "Hast du nach mir gesucht?", "Ja. Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist. Wie geht es Jayden?", "Bestens. Die Ärzte werden morgen testen, wie es um seinen Zustand steht, wenn er sich bewegt. Er wird morgen bestimmt wieder auf den Beinen sein." Jacky nickte erleichtert. "Das ist gut zu wissen... Immerhin eine gute Nachricht.", "Allerdings. Ich gehe schlafen, kommst du mit?", "Mhm. Ich sollte morgen früh aufstehen... Dann haben Laslow und ich länger Zeit, uns in der Bücherei um zu sehen." Nachdenklich folgte sie ihr, während es außerhalb des Gebäudes immer dunkler wurde. 

"Die Sterne sollen in Alola am schönsten sein", träumte Zeke nah am Fenster von Tajis Zimmer und hatte sich an die Wand gelehnt, während der Blauhaarige noch immer mit dem Virus beschäftigt war und konzentriert vor sich hin tippte. "Was meinst du, Taji?" Blinzelnd hob er den Kopf an und griff reflexartig zu Stift und Papier. Als der junge Mechaniker dann aber lachte und den Kopf schüttelt, hielt er inne. 'Ah. Stimmt... Ja. Sie sind schön.' Wieder wollte er sich auf das Display konzentrieren, doch kurz darauf hielt er sich mit zusammengekniffenen Augen den Kopf. "Hey. Was ist los? Zu lange am Laptop gesessen?" fragte Zeke neugierig. Laslow hatte das Zimmer kurzzeitig verlassen, um sich etwas zu Essen zu holen und betrat mit einer Brezel in der Hand das Zimmer gerade in dem Moment. "Hm? Taji, alles klar?", 'Mir geht's gut. Es war nur kurz.' Noch immer wirkte er wie vom Blitz gerührt, zwang sich aber wieder dazu, normal zu atmen und lehnte sich zurück. "Hm..." Laslow betrachtete ihn eingehend. "Irgendwelche Fortschritte?", 'Die Codes sind kompliziert und ich kann noch nicht den Ursprung des Virus zurückverfolgen. Ich hoffe, ihr kommt noch einen weiteren Tag ohne euren Pokédex aus.' Er drehte entschuldigend den Kopf zu Laslow. "Ist schon okay. Die Daten können wir eh nicht mehr vor Kalani retten.", 'Diesen Laptop auch nicht mehr. Ich habe alles Wichtige in einen meiner eigenen gespeichert und den Virus vollständig auf den hier geladen.', "Ich frag mich, wie man sich fünf Laptops leisten kann." Zeke klang neidisch und verschränkte die Arme. "Das ist echt cool.", "Frag mich nicht..." Laslow schüttelte den Kopf. "Ich konnte mir kaum meine Switch leisten.", 'Ich habe auf ganz Mele-Mele hier und dort mein Taschengeld verdient. Das Gericht in Johto hat mir keine Grenze auferlegt.' Taji atmete erschöpft aus und legte den Oberarm über seine Augen. 'Als Aushilfe im Malasada-Laden oder Putzkraft im Pokémon-Center zum Beispiel.', "...Glanzvolle Arbeit ist das ja nicht gerade, aber... Naja, so kann man's auch machen." Taji atmete schwer aus, ein kläglicher Versuch zu lachen. "Tja, ich verabschiede mich dann mal von euch. Ich muss morgen eine Bücherei durchstöbern, also... Gute Nacht." Laslow hob die Hand. "Gute Nacht!" Zeke winkte ihm zu und auch Taji nickte. Laslow verschwand nach oben in sein eigenes Zimmer.

In der Nacht war es still und dunkel im Pokémon-Center, weshalb die Gestalt, die leise wie eine Katze Jaydens Zimmer betrat, fast schon leuchtete wie der Mond am Himmel. Goldene Augen musterten ihn eingehend. "... ich werde mich an ihr rächen... ich versprech's." Sofort erwachte Jayden aus seinem leichten Schlaf und drehte den Kopf in die Richtung der Stimme. Maris Schatten stand nah an seinem Bett und betrachtete ihn. "Was...?" Verdutzt setzte er sich auf und rieb sich über die Augen. Der Schatten war still, bevor er die Hand nach ihm ausstreckte. "Ich werde dich rächen. Für das, was sie dir angetan hat.", "Wovon redest du?" Sein Blick schweifte von der Hand zu den Augen des Schattens. Jaydens Hand, die sich unbemerkt nach ihrer ausgestreckt hatte, hielt inne und formte sich zur Faust. "Du bist nicht sie", knurrte er. "Du bist ein Schatten. Du bist nicht echt.", "Oh, du liegst falsch... Ich bin sie. Sie kann sich nicht ewig verstecken.", "Sie wird niemals so werden wie du...", "Was macht dich da so sicher?", "Sie hat Freude, denen sie sich anvertrauen kann. Und wenn es doch soweit kommt und sie so wird wie du...", er verengte die Augen und starrte den Schatten an, "...dann werden wir alle bei ihr bleiben, weil wir wissen, wer sie wirklich ist.", "Wer sie wirklich ist, huh? Sie hält eine Bestie in sich verschlossen. DAS ist sie wirklich. Die Person, die du kennst, ist bloß eine Oberfläche. Wie Wasser. Eine Oberfläche, die verbirgt, wie tief und dunkel es wirklich unter ihr ist.", "Wir alle halten Bestien in uns verschlossen. Sie ist nicht anders als wir. Egal, wie lächerlich und gefährlich ihre Bestie ist, ich bleibe bei ihr. Das hab ich ihr versprochen.", "Wie edel von ihr. Meinst du, dass du sie gut kennst?" Sein Blick zuckte nach unten. "Ich...", "Du...? Du tust immer so als würdest du sie gut kennen, aber... Weißt du denn, wie sie sich tief in ihrem Herzen fühlt?", "...Nein. Bestimmt weiß ich das nicht, aber sie muss einen Grund haben, warum sie es niemandem sagt. Ich hab ihr versprochen, dass sie mir alles sagen kann und ich werde warten, bis sie es kann." Entschieden schüttelte er den Kopf und sah erneut zu dem Schatten. "Du kannst mich nicht zum Gegenteil überzeugen.", "Wie würdest du dich fühlen, wenn sogar deine besten Freunde innerlich so schrecklich eifersüchtig auf dich sind?" Der Schatten erwiderte seinen Blick kühl. "Ich... weiß nicht...", "Ist es nicht so, als wärst du etwas, was die anderen brauchen, aber innerlich hassen?", "Das würde sie niemals denken... Du lügst.", "Was, wenn nicht?" Der Schatten grinste böse. Jayden biss die Zähne zusammen. "Sie versteckt dich nicht ohne Grund. Sie will die anderen beschützen, deswegen zeigt sie dich nicht.", "Dann muss ich sie dran erinnern, wer sie wirklich ist.", "Auch, wenn du ein Teil von ihr bist, sie ist immer noch sie selbst. Sie wird nicht gegen dich verlieren. Dafür sorge ich.", "Du willst dich also gegen die Wahrheit auflehnen, hm? Ich werde sie daran erinnern, dass sie sich nicht verstecken kann. Wenn ich sie treffen werde.", "Versuche dein Glück..." schmunzelte Jayden und schüttelte leicht den Kopf. "Sie ist stark. Wenn sie vergisst, wer sie wirklich ist, erinnern wir sie daran. Dafür sind wir alle hier.", "Niemand wird da sein, wenn ich mit ihr spreche. Niemand. Sie wird allein sein.", "Das werden wir sehen.", "Tsk... Ja, werden wir." Der Schatten flimmerte ein bisschen auf, bevor er verschwand. Für einen Moment blickte er auf die Stelle, an der der Schatten gestanden hatte und ließ sich dann zurück ins Bett fallen. "Die echten Kämpfe gehen jetzt erst los..." murmelte er in sich hinein und beobachtete, wie sich langsam die Sonne zurück an den Himmel kämpfte.

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt