Skull-Infiltration-Kapitel: Finstere Gedanken

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Inzwischen landete Laslow in der Nähe des Strandes in Hauholi. „Danke, UHaFnir." Der Drache brummte zufrieden und knabberte verspielt an Laslows Schulter. „Hey, lass das." Er schob lachend den Kopf des Drachen weg. „Meine Jacke ist kein Süßkram für dich. Hier..." Er hielt ihm stattdessen eine Handvoll Pokébohnen hin. Binnen Sekunden hatte es die Bohnen verschlungen und schnüffelte erwartungsvoll an seiner Handfläche. „Ah ah. Jacky bringt mich um, wenn ich dir zu viel gebe. Erst später wieder." Er wandte sich der Touristenunterkunft zu, in der Taji einst sein Zimmer bezogen hatte. „Ich hoffe, dass ich den Peilsender schnell finde..." UHaFnir knurrte zustimmend und kauerte sich abwartend vor dem Gebäude zusammen. Laslow ging um das Gebäude herum und sah erst prüfend durch eines der Fenster. Es brannte kein Licht, das Fenster selbst war fest verschlossen. „Scheint niemand drin zu sein... okay, Morbitesse, komm raus." Sein Morbitesse erschien neben ihm und teleportierte ihn in die Wohnung. Drinnen sah er sich um. „Okay..." Stapelweise lagen Notizblätter und Bücher auf dem gesamten Boden verstreut, die Schränke waren aufgerissen und geöffnete Briefe quollen aus den Schubladen heraus. „Es war wohl schon jemand hier. Die Polizei, wahrscheinlich. Wie auch immer..." Er sah in die Schränke und suchte nach dem Peilsender. „...Zweiter Schrank von links, vorletzte Schublade...", „Bitte wa-" Er fuhr herum, als er die Stimme hörte. Goldene Augen schimmerten kraftlos zu Laslow hinauf. Neben dem verwüsteten Schreibtisch zusammengekauert zitterte Tajis Schatten kläglich vor sich hin. „Zweiter Schrank... von links und vorletzte Schublade..." wiederholte die Gestalt. „..." Laslow starrte den Schatten an. Etwas regte sich in ihm, als er ihn wie ein Häuflein Elend dort kauern sah. „...O...kay? Danke..." Er lief zu dem Schrank und zog die Schublade heraus. „Bald ist es vorbei...", „Bald ist was vorbei?" Er griff nach dem Peilsender, ein kleines, schwarzes Teil mit Widerhaken und einer Klebefläche am unteren Ende, damit man ihn sowohl an Kleidung als auch an etwas Glattem anbringen konnte. „...Ich. Bald gibt es kein Ich mehr... Bald ist alles gut...", „Wovon redest du?", „Ich will nicht mehr..." Verzweifelt kauerte sich der Schatten enger zusammen, seine Stimme schrillte eine Oktave höher: „Es gibt bald keinen Grund mehr... Ich will nicht mehr leiden. Ich will nicht mehr gehasst werden. Ich will nur noch... nicht mehr da sein..." Laslows Augen weiteten sich, wie als würde er dieses Gefühl selbst nur zu gut kennen. „..." Langsam drehte er sich um. „Willst du... sterben?", „Ich will nicht mehr leben." Krampfhaft vergruben sich die Hände in das Haar des Schattens, sein Zittern wurde stärker. „Ich lebe, um verstoßen zu werden. Für eine Tat, die ich nie begangen habe. Für eine Krankheit, die ich nie hatte. Ich hasse Necrozma, ich hasse Menschen... Ich hasse diese ganze Welt!! ICH habe einen Grund, um dieses Pokémon vernichtet zu sehen!!!", „.... ich weiß." Laslow schloss fest die Hand um den Peilsender. „Es wird enden, glaub mir... niemand wird dir mehr wehtun, solange ich es verhindern kann.", „N-Niemand kann das... Ich habe mit allem abgeschlossen... Und irgendwann, wenn es keinen Ausweg mehr gibt... Wenn niemand hinsieht und da ist...", „Soweit wird es nicht kommen!!" schrie er schon fast. „Hör auf, so zu denken!!", „Versuch nur, mich aufzuhalten!! Ich kann es doch sehen... Meine Worte haben dich an etwas erinnert.", „..." Er schwieg. „Tu nicht so, als wärst du mein Held." Die Feindseligkeit triefte wie Gift aus der Stimme des Schattens. „Keiner kann mich retten. Nicht einmal du.", „... Ich kenne das Gefühl, sich selbst zu hassen." Mit diesen Worten lief er zu Morbitesse zurück. „Ich bin kein Held. Wäre ich einer, würde meine Mutter noch leben.", „Versuch nur, mich aufzuhalten...", „Werd ich, glaub mir." Er teleportierte sich mit Morbitesse nach draußen und sah zu UHaFnir." Auf geht's, zum Stadtrand." Doch seine Miene schien eher unglücklich. Das Drachen-Pokémon legte verunsichert den Kopf zur Seite. Seine großen Augen glühten besorgt auf. „Sieh mich bitte nicht so an." Er lief los. „Bis zur Trainer-Schule ist es nicht weit. Komm." Mit gesenktem Kopf folgte es ihm.

Nach nur wenigen Minuten kamen sie an der Schule an. „Ah, gut... es ist gerade Pause." Laslow sah sich nach Leilani um. „Hm..." Die Braunhaarige saß auf einer der Bänke und lehnte mit einem Becher in der Hand über ihren Notizen. Nachdenklich ließ sie von dem Strohhalm ab, zwei geflochtene Zöpfe hingen an ihren Schultern hinab. „Hmmmmm..." Laslow bedeutete UHaFnir, zu warten und lief zu ihr. „Hey.", „Oh! Hi!!" Das Mädchen grinste über beide Ohren, als sie Laslow sah und legte ihre Blätter zur Seite, bevor sie aufstand. „Du bist ja schon wieder hier.", „Ja, witzig, nicht?" Er spannte die Schultern an. „Ich muss dich etwas fragen. Oder vielmehr... um etwas bitten.", „Klar! Ich helfe gerne!", „Jacky und die anderen brauchen deine Hilfe. Es ist wichtig. Sehr wichtig. Wir versammeln alle unsere Verbündeten und wir brauchen jeden einzelnen von ihnen. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, komm nach Malihe auf Ula-Ula. Bitte.", „Wow... Es ist ernst, oder?" Leilani machte große Augen und wickelte sich einen ihrer geflochtenen Zöpfe um den Finger. „Ziemlich ernst." Er nickte. „Wirst du kommen? Wirst du uns helfen?", „Auf jeden Fall! Ich...!" Sie wurde unterbrochen, als zwei Schülerinnen zu den beiden stießen. Eine von ihnen rang bedrückt mit den Händen. „Hey, Leila. Steht das Gruppenlernen am Wochenende? Es ist echt, echt dringend." Leilani sah perplex zu ihr. „Stimmt! Oh nein, da war ja was...", „Du hast das vergessen?" Die zweite Schülerin stemmte verärgert die Hand in die Seite. „Du weißt doch, dass jetzt die ganzen Arbeiten anstehen! Du hast gesagt, du hilfst uns!" Die Braunhaarige ließ den Kopf hängen. „Ich weiß, ich weiß... Was mache ich denn jetzt..." Laslow winkte ab. „Entscheide du. Niemand hier zwingt dich", „Willst du uns jetzt ernsthaft abservieren? Wegen dem?" murrte eine der beiden und deutete auf Laslow. „Du siehst schon Herzen, wenn du über ihn redest! Er ist dir wichtiger als deine Freunde!" Verärgert trat Leilani vor. „Das ist nicht wahr! Lernt einmal eben ohne mich! Was ist denn schon..." Bevor sie zu Ende reden konnte, fuhr die Schülerin vor ihr dazwischen: „Du hast es uns versprochen!!" Die Diskussion wurde zwischen den Mädchen fortgeführt, bis die Schülerinnen wütend davon stampften. Leilani blieb bestürzt zurück. „... Hab ich irgendwas verpasst...?" Laslow schien verwirrt. „Kannst du's mir verübeln?" Seufzend verschränkte sie die Arme und blickte beschämt zu Boden. „Jedes Mädchen, das dich kennt, verliebt sich auf jeden Fall in dich.", „... Ugh, das stimmt doch gar nicht!", „Ist ja auch egal... Die von eben haben total übertrieben." Kopfschüttelnd griff Leilani nach ihren Notizen und ihrem Becher und drehte sich dann zu ihm. „Ihr habt mein Versprechen. Ich werde so früh da sein, wie ich kann!" Er nickte. „Gut, danke" Dann schwang er sich auf UHaFnir. „Auf zu Kukuis Labor. Los! Auf Wiedersehen!", Leilani winkte ihm grinsend nach. „Bis dann, Laslow!" Unter ihm breitete UHaFnir energiegeladen die Schwingen aus und schwang sich in die Höhen. Über der Insel ließ sich der Drache von den Windböen gleiten und schnaubte entspannt. „Hmh..." Laslow verengte die Augen und deutete dann auf ein Haus abseits von Hauholi. „Das ist es, glaub ich... Lande dort." Er lehnte sich leicht vor. Noch bevor UHaFnir die Flügel anlegen konnte, zuckte über ihren Köpfen plötzlich ein Blitz durch den wolkenfreien Himmel. Verunsichert knurrte der Drache auf und schlug panisch mit den Schwingen, als weitere, gleißend weiße Blitze den Himmel durchtrennten. „Was zur heiligen...?! RUNTER!!!" Brüllend stürzte sich UHaFnir hinab. Die Blitze über ihnen werden immer mehr und das Licht über Mele-Mele immer heller. Laslow verengte die Augen, als er von UHaFnir sprang. „Was ist das?!? Ist das ein Himmelspuls?!" Plötzlich ging alles ganz schnell. Die Erde erbebte und das Licht schwoll so stark an, dass es für einen Moment die gesamte Insel einnahm. Als es wieder so schnell erlosch, wie es erschienen war, baute sich aus dem Nichts ein riesiges, mit unnatürlich großen Muskeln bepacktes Wesen auf. Mit einem tiefen Aufschrei stampft es auf seinen vier spitz zulaufenden Beinen auf und nahm die beiden ins Visier. Durchsichtige, insektenartige Flügel sprossen aus seinem stämmigen Rücken. Laslow wich zurück. „Wa...?! Das ist eine Ultrabestie!!! Aber wie...?!" Kampfbereit stellte sich UHaFnir vor ihm auf und stürzte nach vorne, als die Ultrabestie mit einer riesigen, leuchtenden Faust ausholte. Der Angriff traf auf UHaFnirs Eisenschweif. Die Wucht der Kollision brachte die Erde unter ihnen erneut zum Erzittern. Laslow griff nach einem Pokéball. „Hilf ihm, Hundemon! Flammenwurf!" Mit lautem Gebrüll brach der Hund aus dem Pokéball aus und preschte auf die Ultrabestie zu. Sein Maul füllte sich mit Flammen, die tosend auf sie schossen. UHaFnir wollte rechtzeitig nach oben ausweichen, aber die Bestie packte sich gewaltsam die Flügel des Drachen und schleuderte es mit gewaltiger Kraft gegen den Flammenwurf und Hundemon. Hundemon knurrte, als es über UHaFnir hinweg sprang und eine Finsteraura auf die Ultrabestie schickte. Diese stampfte Hundemon entgegen und glühte unbeeindruckt von der Finsteraura plötzlich auf. Noch bevor UHaFnir reagieren konnte, holte sie ein zweites Mal aus. Der Kraftkoloss rammte Hundemon brutal gegen die Wand von Kukuis Labor. Der Angriff war so mächtig, dass Hundemon kaum mehr Kraft zum Aufstehen hatte. Es knurrte schwach, als es versuchte, aufzustehen. „Ein Angriff... ein Angriff hat ausgereicht..." Laslow starrte der Bestie entgegen. Brüllend winkelte die Ultrabestie die Arme an, sodass ihre Muskeln noch stärker hervortreten. Wieder zuckte ein neuer, weißer Blitz über den Himmel. Die Umgebung erstrahlte und im nächsten Augenblick war die Bestie verschwunden. „Wir sind zu spät!" Hinter der Hütte rannte Kukui zusammen mit einem seiner Pokémon hervor und blieb mit weiten Augen stehen, als er Laslow und das Hundemon sah. „Whoa...", „Hundemon!!!" Laslow lief zu seinem Pokémon, welches schwach den Kopf hob. „...Bist du in Ordnung....?" Das Pokémon keuchte leise, nickte aber. „Arceus sei Dank!" Er streichelte den Höllenhund mit einem sanften Lächeln. „Sorry... Ich war nicht drauf vorbereitet... Das passiert nicht nochmal, in Ordnung?" Hundemon nickkte und richtete sich knurrend auf. Es schüttelte sich und rieb den Kopf an seiner Schulter. „Immerhin hat es dir nicht sämtliche Knochen gebrochen. Das ist gut." Er fuhr dem Pokémon über eins seiner Hörner bevor er es zurück rief und sich zu UHaFnir drehte. „Bist du okay?" Der Drache schlug mit den Flügeln und nickte. „Ich hab die Blitze gesehen, aber ich war nicht in der Gegend und bin so schnell gekommen, wie ich konnte." Kukui schüttelte enttäuscht den Kopf. „Das war ein Himmelspuls, wie ich ihn auch noch nie erlebt habe. Bist du in Ordnung?", „Mir geht's gut..." Laslow schüttelte den Kopf. „Was bei den sieben Höllen war das eben?! Eine Ultrabestie... Masskito, wenn ich mich nicht täusche... Professor... warum...? Wieso war sie hier?", „Durch die Zerstörung der Maschinen im Dimensionsforschungsinstituts konnte keiner sagen, wann der nächste Puls ansteht... und auch nicht, wie schlimm er wird." Der Professor führte den Trainer in das Labor und stellte ihm kurz darauf ein kaltes Glas Wasser hin. „Letztens hat er das ganze Licht verschlungen... jetzt war es so hell, dass man nichts mehr sehen konnte." Laslow nippte an dem Glas. „Die Apokalypse dreht echt komplett durch... Dieses Ding... es war extrem stark.", „Das ist leider nur der Anfang, wenn es stimmt, was Addam mir erzählt hat. Deine Freundinnen waren am Anfang ihrer Reise mit ihm zusammen hier, weil sie mehr über Necrozma wissen wollten. Er bringt oft seine eigenen Theorien und Ergebnisse mit, die er mit mir teilt...", „Trauen Sie ihm nicht. Die Funktion, die er den Mädchen auf den Pokédex hat spielen lassen, war mit Spyware infiziert." Erschrocken blieb Kukui auf der Stelle stehen. „Wenn er das gewusst hätte, hätte er mir den USB-Stick mit den Daten niemals gegeben.", „... ich bin mir sicher, dass er es wusste, weil er uns damit genau beobachten konnte. Wie auch immer, Professor, deswegen bin ich nicht hier... Ich will Sie um etwas bitten.", „Um was?" Neugierig wandte sich der Professor ihm zu. „Wie Sie vielleicht wissen... arbeiten wir daran, Skull aufzuhalten und herauszufinden, wer Eclipse ist. Aber mittlerweile schaffen wir das nicht mehr ohne größere Hilfe. Wir brauchen mehr Unterstützung und um die... würde ich Sie gerne bitten. Bitte helfen Sie uns." Finster verengte Kukui die Augen. „... Keine Formalitäten in diesem Labor!" Er grinste plötzlich. „Ich werd euch im Turbotempo zur Seite stehen.", „Vielen Dank." Laslow nickte. „Wir wären Ihnen.... Ähm... dir sehr verbunden. Wenn du Zeit hast... wir sind in Malihe.", „Zählt auf mich! Ich hoffe, ich komme rechtzeitig. Mein Computersystem spielt gerade nicht wirklich mit...", „Spätestens bis zum Inselgeist-Fest brauchen wir dich. Wir müssen vorher einen Plan entwickeln." Grinsend zeigte ihm der Professor den erhobenen Daumen. „Kein Problem!" Laslow stand wieder auf. „Vielen Dank, Professor. Ich muss dann wieder los. Man sieht sich.", „Wohin geht's für dich als nächstes?", „Zurück nach Ula-Ula. Ich hab das erledigt, wofür ich hier war.", „Sei vorsichtig, okay?" Besorgt rückte der Professor seine Kappe zurecht und verschränkte die Arme. „Alola wird unruhig. Man versucht es hier geheim zu halten, aber es gab ein kleines Beben direkt an der Ruine des Krieges. Auf Akala war es vor kurzem ähnlich.", „Die Schutzpatronen sind wohl ziemlich sauer. Wer kann es ihnen verübeln...?" Er seufzte. „Noch eine Ruine wird nicht zerstört... niemals.", „Was Team Skull tut, ist falsch. Dieser Junge war damals anders." Enttäuscht schüttelte Kukui den Kopf. „Bevor er seine Bande ins Leben gerufen hat.", „Wir haben seine Großmutter getroffen. Wir wissen, warum er so drauf ist... wie er drauf ist. Trotzdem, das ist kein Grund, die ganze Welt in den Ruin zu treiben.", „Keine Frage. Vielleicht ist es auch nur mein Wunschtraum, dass er sich wieder ändert. Als er noch jünger war, hat er mir versprochen, dass er irgendwann auch als Professor hier arbeiten will.", „... Das hätte ich von ihm gar nicht erwartet...", „Das zeigt nur, wie viel sich in ihm geändert hat", seufzte der Professor mit hängenden Schultern. „Sein Vater und ich waren gute Freunde und seine Schwester hat immer mit den Liebiskus gespielt, wenn sie zu Besuch war.", „Wir versuchen zu tun, was wir können. Damit er sich ändert... damit sich alles ändert. Alles..." Sein Blick wurde für einen Moment traurig, doch er zwang eine neutrale Fassade in sein Gesicht. „Stimmt etwas nicht?" Kukui fasste den Ausdruck in den Augen des anderen auf. „Alles okay." Der Silberhaarige winkte ab. „Ich muss los... Auf Wiedersehen.", „Ich hole so schnell es geht mit euch auf. Bis bald!", „Bis bald." Er winkte und ging dann nach draußen.  

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