Gedenkfest-Kapitel: Gesucht

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Der Morgen darauf begann so gemächlich und leise wie jeder andere. Noch bevor Mari wach war, bereitete Jacky zusammen mit Bauz das Frühstück vor und genoss die Ruhe vor dem Alltag. Doch ein spärlicher Blick aus dem Fenster zerbrach den Frieden. Anstatt sich weiter um das Frühstück zu kümmern, stand Jacky nun gebannt vor dem Fensterglas und bewegte sich nicht vom Fleck. Mari rührte sich etwas und richtete sich schlaftrunken auf. „Guten Morgen, Ja- Huh?" Sie bemerkte, dass sie wie in Trance aus dem Fenster starrte. „Was'n mit dir los? Siehst du Geister?", „Ich wollte dich gleich wecken... Schnell, sieh dir das an", raunte Jacky kaum hörbar, als hätte sie Angst, dass sie außerhalb des Zimmers gehört wurde. „Hm?" Schnell stolperte Mari aus dem Bett und fiel fast hin. Sie huschte zum Fenster und sah nach draußen.

Mitglieder von Team Skull standen scheinbar bis auf das letzte Pokémon besiegt vor einer Gruppe weiß gekleideter Gestalten. Erschöpft bäumte sich ein schwarz gefärbtes Rattikarl vor dem Pokémon der Person auf, das mit fast schon unnatürlich stark wirkenden Krallen und gnadenlosem Blick abwartete, ehe es vollkommen zusammenbrach. Keiner der weiß gekleideten Mitarbeiter der Æther-Foundation schien ein Pokémon eingesetzt zu haben- einzig und allein die Frau mit dem Amigento nahm an dem Kampf gegen die zahllosen Rattikarl teil und stand nun vor der bewusstlosen Horde. „Whoa... Amigento", keuchte Maro. „Hat es sie alle im Alleingang besiegt?", „Es gab wohl wieder einen Konflikt", vermutete Jacky und hob Bauz vorsichtig auf ihre Arme, als es neugierig zu ihnen flatterte. Robball schlief noch. „Sieht so aus... Aber... so viele Gegner? Ohne einen einzigen Kratzer?" Als die Frau zu den Jugendlichen hervor trat, wurden für sie lange, fast steingraue Haare und eine athletische Statur sichtbar. Ihre Uniform ähnelte die der Æther-Foundation-Mitarbeiter, war aber mit weitaus mehr und auffälligerem Gold verziert. Von Weitem konnte man ihre Augenfarbe nicht erkennen, doch als sie den Mitgliedern von Team Skull etwas zu sagen schien, schienen ihre Worte auszureichen, um die meisten von ihnen zum Flüchten zu zwingen. „Diese Frau ist scheinbar brutal stark..." murmelte Mari. „Wenn Jayden undercover unterwegs ist, darf er ihr auf gar keinen Fall über den Weg laufen...", „Wir sollten alles tun, um sie nicht als Feind zu gewinnen." Jacky pflichtete ihr mit leiser Stimme bei und wich plötzlich wie vom Blitz getroffen zurück. Eines der Team Skull-Mitglieder war übrig geblieben und setzte sich verängstigt Gwyneths Fragen aus. Als er dann auf das Pokémon-Center zeigte und daraufhin die Flucht ergriff, wandte sie sich dem Gebäude zu. „Mist", fluchte Mari. „W-wir sollten verschwinden... Ich glaube, sie sucht nach uns", sagte Jacky. „Sollen wir uns rausteleportieren, oder was?" fragte Mari. „Sonst kommen wir hier nicht raus, ohne, dass sie uns erwischt.", „Mir fällt nichts Besseres ein..." Hilflos sah Jacky um sich. Schnell suchte Mari nach dem Pokeball ihres Psycho-Pokemon.

„...Sie sind also hier." Mit konzentriert verschränkten Armen fragte Gwyneth währenddessen die Krankenschwester am Empfang aus. Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu und bildete zusammen mit ihrer Erscheinung eine Autorität, die fast schon an majestätisch grenzte. Schwester Joy hatte keine Zeit mehr, um sich herauszureden und musste am Ende hilflos zusehen, wie eine große Schar Mitarbeiter von Æther in das Gebäude stürmte. Mari fand den Ball. „Guardevoir!" Es erschien neben ihr. „Wir müssen hier raus. Schnell." Sie warf sich ihren Beutel um und hob das schlafende Robball in ihre Arme. Guardevoirs Augen leuchteten auf und Maris Bett machte sich von selbst. Dann nahm das Psycho-Pokemon die Arme der Mädchen und teleportierte sie aus dem Zimmer, das sie wie unbenutzt zurück ließen.

Sie kamen am Stadtrand von Hauholi heraus. „Wir sollten zu Kukui gehen", schlug Mari vor. „Hoffentlich verfolgen sie uns nicht bis dorthin..." Mit schnellen Schritten folgte Jacky ihr zum Labor. „Æther denkt wohl immer noch, dass wir zu Team Skull gehören.", „Sieht so aus..." Am Labor klopfte Mari wild an die Tür. „Professor Kukui?!", „Alola!" Kukuis stets sorglose Stimme drang aus dem Inneren des Labors. „Die Tür ist offen!" Die Mädchen stürmten ins Labor und Mari schloss hektisch die Tür. „Wir... haben ein Problem.", „Ein Problem?" Hinter ihm sprang sein Wuffels begeistert hervor und wedelte mit dem Schweif, als es sie sah. Verdattert kratzte sich Kukui am Hinterkopf und legte das Buch zur Seite, das er eben noch in der Hand gehalten hatte. „Ja. Ein großes Problem." Mari nickte. „Æther sucht nach uns. Wir mussten eben eine überstürzte Flucht hinlegen." Jacky zuckte zurück, als Bauz erschrocken zurück flatterte und vor Wuffels fliehen wollte und hielt es beruhigend fest. „Hm..." Kukui vergrub die Hände in den Kitteltaschen und neigte grübelnd den Kopf zur Seite. „Sie denken, dass ihr zu Team Skull gehört.", „Ja." Mari nickte. „Und wir haben gesehen, was diese Gwyneth und ihr Amigento drauf haben. Wir wollten nicht darauf warten, dass sie uns erwischt." Ihr habt mich und die anderen letztens in der Ruine gesehen und nichts getan. Keons vor Spott triefende Worte vor der Menschenmenge des Gedenkfests finden einen Weg in Jackys Gedächtnis. Sie hielt die Luft an. „Das war sein Plan... Keon... auf dem Fest...", „Ja. Keon, dieser miese Blödian, hat uns ins Visier von Æther geschickt. Der ist ein ganz hinterlistiger und falscher Kerl", kommentierte Mari wütend. „Das macht es für Jayden nur noch schwieriger..." flüsterte Jacky ihr gerade noch laut genug zu. „Mistkerl" knurrte Mari leise. Jacky seufzte nur in sich hinein. „Ich habe immer mehr das ungute Gefühl, dass es schiefgeht..." murmelte die Schwarzhaarige unruhig und blickte dann zu dem Professor. „Kukui... es ist wahrscheinlich, dass Æther überall nach uns sucht. Vielleicht auch hier. Wo sollen wir hingehen? Wir müssen uns vor denen in Acht nehmen.", „Mele-Mele ist nach der Zerstörung der Ruine unruhig geworden", gab der Professor zerknirscht zu. „Es gibt wenig Orte, an denen ihr für eine Weile unentdeckt bleiben könntet. Es scheint, als wäre es Team Skulls Plan gewesen, euch indirekt mit in die Sache hineinzuziehen." Wuffels schnupperte an den Füßen der Mädchen, wurde aber abrupt aufmerksam, als es Stimmen und Schritte außerhalb des Labors wahrnahm. Als es warnend bellte, verstummen die Stimmen erschrocken und man hörte, wie zwei Personen davonrennen. Mari huschte schnell zum Fenster und sag nach draußen. „...", „Ist etwas?" Jacky folgte ihrem Blick, aber die Gestalten waren bereits fort. „...nein, nichts." Mari schüttelte den Kopf und drehte sich um. „Was ist mit dem Tenkarat-Hügel? Ist der halbwegs sicher?", „In letzter Zeit ist es wieder ruhig um ihn geworden. Ich hoffe nur, dass Æther nicht auf die Idee kommt, dort nachzuschauen", wägte Kukui ab. „Das hoffe ich auch. Dann bleiben wir vorerst dort." Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Nael hat uns auf dem Fest geholfen. Meinst du, Æther lässt ihn in Ruhe?" Jacky blickte zu ihr. „Ich hoffe es. Er ist gerade erst zum Trainer geworden, er hätte keine Chance.", „Wenn er in Lili'i bleibt, sollte er vorerst sicher sein. Es dauert eine Weile, bis die Æther-Foundation allein Hauholi City ganz durchkämmt hat." Kukui klang überzeugt und zeigte ihnen den erhobenen Daumen. „Ihr solltet euch bis heute Abend verstecken, danach ist alles wieder ruhig.", „... Okay." Mari nickte und sah zu Jacky. „Gehen wir.", „Mhm." Die Blondhaarige nickte Kukui dankbar zu und verließ dann das Labor. „Danke, Professor." Auch Mari lächelte ihm dankbar zu und folgte ihr dann mit Guardevoir. Sie schlugen den Weg zum Tenkarat-Hügel ein.  

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt