Skull-Infiltration-Kapitel: Ein neuer Morgen

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Jacky stand mit Laslow vor dem Eingang des Pokémon-Centers und blickte zum Sternenhimmel hinauf. Die Worte des Schattens hatten sich so tief in sie hinein gegraben, dass sie unbewusst zitterte und dann so unauffällig wie möglich durchatmete. „...Laslow? Kannst du... Ich meine...", „Hm?" Er lehnte mit verschränkten Armen neben ihr. „Was?", „Kannst du... egal was passiert oder was uns noch bevorsteht..." Unruhig sah sie vom Himmel hinab auf den Boden. „Kannst du bei mir bleiben...?" Es war still. Sehr still. Bis sich plötzlich eine warme Hand auf ihre Schulter legte. „Kann ich. Und das werde ich auch." Hoffnungsvoll sah Jacky ihn an und lächelte beruhigt. „Danke... Ich werde auch bei dir bleiben, so lange wie du das willst. Es ist nur..." Jacky biss die Zähne zusammen und drehte den Kopf zur Seite. „Ich habe heute etwas Schreckliches gesehen. Mari auch.", „Deinen Schatten.", „Ja... Eine andere Seite von mir. Das, was ich versuche, vor allen zu verstecken... Es war furchtbar. Es war zu grausam!" Am liebsten würde sie die Hände vor ihr Gesicht schlagen und sich so lange zusammenkauern, bis ihre Hilflosigkeit verschwinden würde. „Daran ist Necrozma schuld...!", „Je schneller wir voran kommen, desto schneller bist du ihn los." Laslows Stimme klang ruhig. Mari kam zu ihnen heraus. „Ich hole einen Schlüssel, okay? Ich bin müde. Bleibt ihr noch wach?", „Nicht mehr lange, denke ich... Dann schlafen wir diese Nacht hier?" fragte Jacky an sie gewandt. „Sieht so aus... es ist schon spät. Wenn ihr nichts dagegen habt...", „Natürlich nicht. Ich komme gleich nach." Mari nickte. „Bis gleich dann." Dann drehte sie sich um und ging nach oben. „Ich bin ja mal gespannt, wie's jetzt weitergeht..." murmelte Laslow. Jacky tastete vorsichtig nach seiner Hand und versuchte dabei, ihre Ruhe zu bewahren. „Vielleicht sollten Mari und ich es morgen erst einmal ruhig angehen lassen. Bestimmt nimmt sie das von allen am meisten mit...", „Darauf wette ich... Das Jayden außer Gefecht ist, ist außerdem ein Riesenproblem. Wenn die Reste von Skull demnächst wieder eine Ruine angreifen, wissen wir nichts davon. Wir sind blind...", „Keon hat nichts mehr zu verlieren. Jetzt weiß er, auf wen er wirklich zählen kann... und unsere Chance, rechtzeitig die Ruine auf Ula-Ula zu beschützen wenn es zum Ernstfall kommt, ist nicht sonderlich hoch...", „Leider." Er knirschte leise mit den Zähnen. „Die Situation ist ungünstig. Das bedeutet, dass wir uns bloß um so mehr an unseren Plan halten müssen. Ihr müsst stärker werden.", „Ich werde mein Bestes geben. Ich muss stärker werden, um Mari zu beschützen! Meine Vision darf nicht wahr werden! Wenn das passiert, sind wir so gut wie hilflos.", „Ich weiß nicht, wie lange ich auf Mele-Mele bleiben werde. Aber wenn du mich brauchst, sag Bescheid.", „Werde ich. Du bist ein Held, Laslow..." Dankbar umarmte sie ihn und verharrte für eine kleine Weile. „Ich werde dir sofort Bescheid geben, wenn wir etwas Neues wissen." Er lächelte leicht und erwiderte ihre Umarmung sanft. „Held? Du übertreibst. Ich habe kaum was gemacht.", „Nein, du untertreibst", beharrte sie und schüttelte an seine Schulter gedrückt den Kopf. „Sogar Mari hat dich so genannt! Ich hoffe, ich muss keine Angst haben, dass sie dich mir nicht wegnimmt." Laslow lachte auf. „Hahah... Keine Chance. Sie hat Jayden." Er strich leicht und sanft über ihr Haar. „Das heißt, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Sie wird ihn niemals verlassen. Du hast mich also ganz für dich allein, wenn's nicht schlimm ist.", „Ist es nicht! ...Ich will gar nicht mehr weg", scherzte sie und löste sich dann wehmütig. „Du bist mein Held und daran ändert sich nichts!", „Dann muss ich mich wohl damit abfinden", sagte er mit einem mehr oder weniger gequälten Lächeln. „Gehen wir rein?" Neben ihm streckte Jacky überdramatisch die Hand Richtung Tür aus. „Nach dir, mein Held." Er wollte einen verbissenen Kommentar dazu ablassen, lachte dann aber nur. „Na schön." Er ging rein. Hinter ihm stimmte das Mädchen in sein Lachen ein und fühlte sich wieder etwas entspannter, als sie in das Gebäude zurückkehrte. Im Flur im oberen Stockwerk drehte er sich zu ihr. „Das du mir ja schläfst. Wenn du morgen so wie Réné drauf bist, dann haben wir noch ein Problem mehr", scherzte er. „Du könntest ja sichergehen, dass ich schlafe", kicherte sie als Antwort, doch das Lachen blieb ihr kurz drauf unangenehm im Hals stecken und die Röte explodierte in ihren Wangen. So schnell wie möglich versuchte sie, sich herauszureden. „I-Ich, äh... Das war nur ein Scherz... Außerdem... Wenn wir uns wieder ein Zimmer teilen würden, würden wir vielleicht wieder so sehr verschlafen wie beim letzten Mal! Das geht jetzt nicht mehr! Äh..." Laslow blinzelte perplex, bevor er anfing, zu lachen. „War das ein Angebot?", „War es nicht!" Als er loslachte, schlug sie die Hände vor ihr Gesicht. „Hör auf zu lachen! Das ist nicht witzig!", „Okay, okay, 'tschuldigung." Er kriegte sich wieder ein und winkte ab. „Vergessen wir das. Du solltest Mari nicht alleine lassen. Nicht jetzt.", „G-genau ...Sehen wir uns morgen? Ich könnte uns allen Frühstück machen. „Wie du willst, Prinzessin." Er nickte. „Wir sehen uns dann morgen.", „Bis morgen." Sie lächelte ihm warm über die Schulter zu, bevor sie sich auf den Weg machte.

Mari lag mit offenen Augen auf dem Bett und starrte an die Decke. Besorgnis schlich sich in Jackys Gesichtszüge, als sie sie wach vorfand. Wenige Schritte später saß sie auf ihrem Bett und tippte leicht an ihren Arm. „...Du schläfst noch nicht.", „Nein, das stimmt." Mari sah zu ihr. „Worüber habt ihr noch so geredet?", „Nichts Besonderes. Laslow wird morgen nach Mele-Mele zurückgehen... und wir sollten uns den Tag nehmen, um uns wieder auf das zu konzentrieren, was wichtig ist." Mari nickte. „Klingt vernünftig.", „Oder?" Jacky lächelte sie breit an und zupfte sorgfältig ihre Bettdecke zurecht. „...Willst du über das reden, über was du nachdenkst?", „... Ich denke über gar nichts nach. Ich mache mir bloß Sorgen... nichts Wichtiges.", „Sorgen klingen nicht unwichtig..." meinte Jacky. Mari setzte sich auf. „Ich mache mir bloß Sorgen um Jayden. Seine Verletzung klang sehr ernst.", „Wir müssen darauf vertrauen, dass er bald wieder zu sich kommt. Er hat es schon so weit geschafft." Überzeugt schüttelte die Blondhaarige den Kopf. „Es wird bestimmt nicht lange dauern. Und er wird der glücklichste Mensch unter der Sonne sein, wenn er dich wiedersieht.", „Heh.." Mari musste schmunzeln. „Ich glaube, wenn er wüsste, dass ich hier bin, würde er mich eher als komplett wahnsinnig bezeichnen. Aber... das sollte er gewohnt sein. Vielleicht hast du ja recht.", „Er wird es durchstehen. Ich hab vielleicht keine Vision... aber vielleicht brauche ich sie diesmal gar nicht.", „Ich hoffe, du hast recht." Mari grinste sie wieder ehrlich an, dabei fiel Jacky auf, dass sie ihre Kette gar nicht mehr trug. „...? Oh! Deine Kette...!" Alarmiert sah sie sich um und sprang auf. „Du hast sie verloren! Vielleicht ist sie dir hier heruntergefallen oder auf dem Gang, oder...", „Nein." Mari schüttelte den Kopf ."Ich hab sie bei Jayden gelassen.", „Aber... hat er sie dir nicht damals geschenkt?", „Ich habe sie bei ihm gelassen, damit sie ihn beschützt. Aus dem Grund hat er sie mir damals gegeben. Damals im Klostee glaubte man, dass sie ihren Träger beschützt. Keine Ahnung, ob da was dran ist, aber vielleicht...", „Dann sollten auch die letzten Zweifel beseitigt sein, oder? Du hast ihm den Glücksbringer dagelassen. Du bist heute gesund und stark, also hat er vielleicht wirklich geholfen." Mari kicherte. „Damals, im Kampf gegen Kyurem, als ich von Panzaeron gestürzt bin, hatte ich ihn auch. Ich habe mich bei dem Sturz nicht verletzt." Dann streckte sie sich wieder aus . „Wir können nichts für ihn tun. Nur hoffen. Also... Schlafen wir etwas?", „Gute Idee... Es ist bestimmt schon spät." Plötzlich kam ihr eine Idee. Kurz sah sie zwischen den beiden Betten hin und her, bis sie sich am Ende kurzentschlossen unter Maris Decke drängte. „Wa- Was wird das?" fragte Mari überrascht. „Ich hoffe, du hast keine Platzangst..." Gähnend streckte Jacky sich aus. „Klaustrophobie auf schlau", grinste die Schwarzhaarige. „Nein, hab ich nicht. Nur Angst vor Käfern." Jacky schmunzelte. „Sogar nach der Schule bist du noch eine Besserwisserin.", „Ist bisweilen sehr spaßig. Na dann. Schlaf gut. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.", „Ich hab noch nicht das Verlangen, diese Rolle zu übernehmen." Lachend drehte Jacky sich auf die Seite. „Gute Nacht..." Neben ihr lachte Mari nur noch leise, bevor auch sie die Augen schloss und erschöpft einschlief.

Am Morgen darauf hatte Jacky sich in der Küche verschanzt und bereitete zwischen Pfannen, Wasserkochern und Schneidebrettern das Frühstück vor. Ein leichter Nieselregen hatte sich über die Stadt gelegt und das Wasser am Ufer schug grau an den Sand. Zeke hatte sich aus Neugier ebenfalls auf den Weg nach Ula-Ula gemacht und schlenderte mit nassen Haaren draußen herum, als er Kahua entdeckte. „Hey! Ich hab nach dir gesucht!" Kahua, der am Wasser gestanden und aufs Meer hinaus gesehen hatte, sah auf. „Mh? Kenne ich dich?", „Denke nicht... Ich war gestern bei Laslow, als du angeflogen kamst." Der Junge lächelte mit ausgestreckter Hand. „Ich bin Zeke. Du hast diesen anderen Kerl hierher gebracht um ihn zu retten, oder?" Kahua nickte. „Ja...", „Du bist echt cool.", „Was? Meinst du?" Zeke grinste über beide Ohren. „Ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber das war echt cool! Du bist ein Lebensretter!", „... Heh... vielleicht, ja... ich hoffe, die Ärzte kriegen ihn wieder hin.", „Klar! Er muss dir immerhin noch Danke sagen." Kahua lachte auf. „Wäre nicht schlecht. Was machst du hier? Du warst doch gestern noch auf Akala.", „Naja... ich war neugierig. Ich meine... Ich weiß echt nicht, was passiert ist, aber ich dachte, vielleicht kann ich dabei helfen, die Stimmung aufzulockern...", „Das kriegst du bestimmt hin.", „Heheh... Ich hoffe es! Weißt du, was jetzt auch nicht schlecht wäre? Ein Frühtsück! Kommst du zurück ins Pokémon-Center?" Der Mechaniker deutete in die Richtung des Gebäudes. „Ich hab Riesenhunger.", „Ich auch..." Kahua nickte. „Gehen wir."


Währenddessen klopfte Jacky an Laslows Tür. „Guten Morgen! Bist du schon wach?" Er öffnete die Tür. „Schon seit Ewigkeiten. Guten Morgen!" Er schien gut drauf zu sein. „Wirklich? Ich dachte, ich wäre schon früh wach... Dabei gelte ich als Langschläferin. Hast du schon Hunger?" Sie strich die Schürze glatt, die sie sich für die Arbeit in der Küche geliehen hatte. „Ja... Einem Frühstück steht nichts im Weg. Ist Mari schon wach?" Jacky sah zu der Tür ihres Zimmers. „Noch nicht. Ich wollte sie als Letzte wecken.", „Ah." Er nickte. „Wenn ich nach Mele-Mele gehe, würde ich ja am liebsten fliegen, aber-" In dem Moment öffnete sich die Zimmertür und Mari kam heraus. „Ich kann dir Panzaeron leihen. Ich hätte im Notfall noch Knakrack.", „Und ich dir, äh... UHaFnir." Verwundert blinzelte Jacky erst zu ihm und dann zu ihr. „Guten Morgen... Ich wusste nicht, dass du schon wach bist. Konntest du gut schlafen?", „Klar." Sie nickte. „Ich wollte vor dem Frühstück noch mal bei Jayden vorbeischauen... Und nein, ich leihe ihm Panzaeron. Du hast nur ein Pokémon, das fliegen kann. Ich hab zwei.", „Danke, Mari." Laslow nickte ihr zu und sie winkte ab. „Kein Problem. Hier." Sie gab ihm Panzaerons Pokéball. „Danke..." Jacky warf Mari ein Lächeln zu und klatschte dann in die Hände. „Wir werden auf dich warten. Ich habe Zeke losgeschickt, um Kahua zu holen. Wir können alle zusammen frühstücken!", „Perfekt!" Mari lächelte ihr zu. „Und danke. Bis gleich!" Sie winkte und lief dann nach unten. Laslow blinzelte. "Zeke? Was macht er denn hier?", "Er ist heute morgen per Boot hier angekommen. Er wollte anscheinend wissen, wie's uns geht.", "Verstehe." Er schmunzelte leicht.  

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt