Skull-Infiltration-Kapitel: Ein zweiter Schatten erscheint

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„Ihr müsst Iolana entschuldigen..." Die Frau von vorhin stellte ein Tablett mit Tee und Keksen vor der alten Dame ab, die bereits in einem neuen Buch vertieft war. „Sie hat jahrzehntelang als Bibliothekarin und Historikerin hier gearbeitet und hilft immer noch bei manchen Arbeiten mit, obwohl sie schon zu alt dafür ist. Bitte, bedient euch." Sie deutete auf das Gebäck und den Tee, bevor sie sich abwandte. Laslow griff nach einem Keks und knabberte daran. Jacky streifte währenddessen an den Bücherregalen entlang und zog immer wieder interessiert einen der vielen Wälzer hervor. „Romane, Liebesgeschichten, Lexika..." zählte sie in Gedanken versunken auf. „Hier gibt es so viel...", „Das ist eine Bibliothek. Was erwartest du?" Er stand auf und folgte ihr. Eilig schloss sie das Buch in ihrer Hand und hielt es hinter ihren Rücken. „Ich weiß! Aber war bisher nicht so oft in einer Bücherei.", „... Aber mal ehrlich... das hier kann mit der Riesen-Bücherei in Septerna mithalten. Meinst du nicht?", „Ja. Das stimmt." Sie lächelte ihm entgegen. „Ich würde mir gerne ein Buch ausleihen, aber die Zeit dafür könnte nicht unpassender sein...", „Hm..." Er streifte mit ihr an den Regalen vorbei. Auf dem Weg durch die Gänge legte Jacky wehmütig das Buch wieder zurück. „Hier sind Geschichtsbücher. Und alle von ihnen sind sehr groß." Sie deutete auf die Bücher in einer Ecke des Raumes. „Alles durchzulesen wird Stunden dauern..." „Mhm..." Er betrachtete die Bücher. „So viel Zeug zu lesen verursacht doch Kopfschmerzen!", „Und wir beide waren in unserer Schulzeit nicht die Klassenbesten", seufzte sie neben ihm und stemmte eine Hand in die Seiten. „Ich lese gerne, aber Geschichtsbücher gehören nicht dazu." Er schüttelte den Kopf. Sie winkte ab. „Darüber nachzudenken bringt nichts. Wir sollten anfangen, uns die Bücher durchzunehmen. Vielleicht fällt uns nebenbei ein, wie wir an das Archiv kommen können.", „Das Archiv ist dort drüben." Er deutete auf eine Tür in der Wand, die zwischen den Regalen sichtbar war. „Sie wird bestimmt abgeschlossen sein..." murmelte Jacky. „Darauf wette ich mit dir. Ich meine... wir könnten auch mit Morbitesses Hilfe einbrechen, aber das will ich lieber nicht riskieren. Ich bin da doch eher auf Diplomatie aus...", „Das sehe ich auch so. Egal wie wir es drehen und wenden, am Ende brechen wir unerlaubt in das Archiv ein...", „Eben. Das ist nicht gerade mein Stil. Bei Æther... das war Ausnahme.", „Und unsere jetzige Situation?", „Wenn ein Einbruch nicht nötig ist, breche ich auch nicht ein.", „Bis wir eine Lösung finden, sollten wir uns mit dem zufrieden stellen, das wir haben." Entschlossen griff sie nach dem Buch vor sich und schwankte leicht, als sie das Gewicht spürte. „Uff...", „Das Ding hat bestimmt an die tausend Seiten..." Er betrachtete den Wälzer. „Es hat genau...", Jacky legte es so vorsichtig wie möglich auf dem Tisch neben sich ab und schlug es auf, „Eintausend...sechshundertvierzig Seiten.", „... Fast richtig geschätzt", kommentierte es. „Worüber geht es?", „Auf dem ersten Blick über nichts, das wirklich wichtig ist. Die verschiedenen Siedler- und Adelsfamilien, die über die Jahrhunderte hinweg in Alola gelebt haben, das Ansehen von Pokémon in der damaligen Gesellschaft, Mythen über die Schutzpatronen... ‚Die ersten Gezeichneten'." Eine Überschrift unter den vielen erweckte ihre Aufmerksamkeit. „'Der Krieg zwischen Solgaleo, Lunala, den Schutzpatronen Alolas und der Gestalt des Lichtes, Necrozma, legte die Inseln in Schutt und Asche. Während jenes Krieges erkor jedes der kämpfenden Wesen einen Menschen aus, die als die ersten Gezeichneten in den Kampf involviert wurden und jeweils für die Ideale ihres Erwählers standen. Necrozma, von Qualen gezeichnet und tobend vor Wut, ließ seinem Zorn freien Lauf, absorbierte alles Licht auf Alola und den Körper eines der beiden kämpfenden Pokémon. Nur das Kind, das zuvor die Schutzpatronen und deren Gezeichnete vereinen konnte, schaffte es mithilfe eines Z-Kristalls so viel Licht zu erzeugen, dass Necrozma flüchtete und Alola erneut erstrahlte. Heutzutage wird der Begriff ‚Gezeichnete' jedoch nicht mehr als richtig befunden. Heute bezeichnet man sie als ‚Auserwählte'. Dafür, dass dieses Buch so riesig ist, steht wenig über diesen Krieg geschrieben..." bemerkte Jacky enttäuscht. Laslow seufzte nur. „Wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.", „Als würden Passagen fehlen...", „...wir müssen mehr über den Krieg rauskriegen. Die Events von damals wiederholen sich in unserer Zeit. Wenn wir mehr über das wüssten, was damals passiert ist... Ich denke, das würde uns helfen.", „Wenn sich das alles wirklich wiederholt...", grübelnd lehnte Jacky sich zurück, „Heißt das dann nicht auch, dass es wieder Menschen gibt, die dazu auserkoren werden, mit den Schutzpatronen und Solgaleo und Lunala zu kämpfen?", „Möglich", meinte er. „Das ist verrückt... Können wir dieses Mal überhaupt etwas ausrichten?", „Das ist die nächste Frage..." Er seufzte. „Ich weiß es nicht...", „Ein Pokémon, das eine komplett andere Welt beherrscht... Es kann das Licht selbst absorbieren...", „Klingt ja nicht gerade nach viel Aussichten, nicht?"

Währenddessen wehte außerhalb des Pokémon-Centers von Malihe ein lauer Wind, der mit Zekes grauen Haaren spielte. Am Boden zerstört saß er mit angewinkelten Beinen auf einer Bank und hatte das Gesicht in seinen Armen vergraben. Hin und wieder durchschüttelte ein Schluchzen den Körper des Jungen. Eine Gestalt näherte sich ihm. „Schrecklich, nicht wahr? Was diese Frau getan hat...", „Lass mich in Ruhe..." wimmerte er mit zusammengekniffenen Augen und krampfte seine Hände zusammen. „Du hast Ruhe", antwortete die Gestalt. Die Stimme kam ihm bekannt vor. „Du bist allein.", „...Huh? B-Bin ich nicht! Du...!" Seine Augen glänzten unter den Tränen, als er aufblickte. Die Gestalt neben ihm sah haargenau so aus sie Mari. Nur die Augen schimmerten golden. „Sie bereitet dir Kummer, nicht? Diese Frau... deine Mutter.", „Das ist nicht witzig... Du machst mir Angst... Solltest du nicht bei deinem Freund sein? Klar bereitet sie mir Kummer! Das alles ist meine Schuld!!" Zitternd sprang er auf. „Wegen mir ist sie da, wo sie ist! Wegen mir tut sie allen weh!! Ich...!" Plötzlich packte eine Hand Zekes Schulter und zerrte ihn zurück. Mit einem warnenden Ausdruck in seinen blauen Augen stellte sich Taji vor den Jungen. Die Gestalt betrachtete ihn. „... Du... Warum stellt du dich mir in den Weg?", „Was ist los mit dir? ...!!" Jetzt bemerkte Zeke die andersfarbigen Augen und versteckte sich panisch hinter Tajis Rücken. „...Keh..." Der Schatten grinste böse. „...Wem will ich etwas vormachen... Bald wird

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt