Skull-Infiltration-Kapitel: Æthers dunkles Geheimnis

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„Falls du mehr Papier brauchst..." Laslow kramte einen Block aus seinem Beutel und riss ihm ein Blatt ab. „Hier." Taji nahm es lächelnd an. Laslow winkte ab und sah wieder aufs Meer hinaus. Der Schlüsselstein in seinem Handschuh schimmerte kurz im Sonnenlicht auf. Der Glanz erweckte Tajis Neugierde. Fragend streckte er die Hand aus und tippte auf den Stein. „Oh..." Laslow schmunzelte. „Ein Schlüsselstein." Das Licht des Steins wurde einen kurzen Moment lang heller, als Taji ihn berührte- Wie als wäre das Licht selbst wie Feuer und schimmerte in allen Farben des Regenbogens. Taji zog die Hand zurück und stellte keine weiteren Fragen, stattdessen sah er wieder aufs Meer hinaus. Für eine Weile schwiegen beide. Irgendwann seufzte der Schüler tief, rückte seine Brille zurecht und drehte den Kopf zu Laslow. „..." Der Silberhaarige begegnete seinem Blick ruhig. „...Hm? Hab ich was im Gesicht?" Er schüttelte den Kopf und schaffte es, ein wirklich ehrliches Lächeln hervorzubringen. Auf der Innenseite seiner Hand, die er daraufhin anhob, stand das Wort „Danke". „Wofür? Ich hab doch gar nichts gemacht" Diesmal verwendete er Laslows Papier, um zu antworten. „Das hast du. Wir kennen uns noch nicht lange, aber", Taji zögerte kurz, schien dann aber entschlossen, als er weiterschrieb. „du bist fast wie ein Bruder für mich." Laslow sah erst auf die Nachricht und dann zu Taji. Ein warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Heh... wenn ich etwas gelernt hab... dann ist es Folgendes: Freunde sind die Familie, die du dir selbst aussuchst." Tajis eigenes Lächeln wurde breiter, selbst er peinlich berührt den Kopf abwandte und seine Finger in den Sand grub. Laslow sah auf seine Uhr. „Oh... Wir sollten los." Er stand auf und hielt Taji die Hand hin. Einverstanden nahm Taji Laslows Hand entgegen und zog sich zurück auf die Beine. Seine Haltung war wieder gerade geworden, als hätte er wieder die Kraft gewonnen, aufrecht zu stehen. Laslow drehte sich um und lief mit Taji zurück zum Pier, gerade, als das Boot in den Hafen einlief. Die Touristen stellten sich bereits in einer Schlange vor dem Anleger auf, bevor sie in das Schiff gelassen wurden. Der Silberhaarige zeigte dem Ticket-Kontrolleur sein Ticket. Auch Taji zückte sein eigenes Ticket und zeigte es mit einem höflichen Nicken dem Kontrolleur. Mit einem knappen Nicken ließ der Typ sie ins Boot. Sie suchten sich ein stilles Fleckchen auf der Fähre, ganz hinten am Heck, und ließen sich auf einer Bank nieder. „Hier sollten wir ungestört sein. Die meisten sind lieber vorne", meinte Laslow. Taji nickte. Sein Ausdruck war etwas bitter geworden. Er sah sich um, ob wirklich niemand in der Nähe war und seufzte dann. „Mein Gefühlsausbruch von eben tut mir leid.", „Warum? Du musst dich dafür nicht schämen. Passiert jedem Mal. Ich hab auch schon vor Wut Leute angebrüllt... meinen Vater nämlich, obwohl ich normalerweise nicht dazu tendiere, mich wie ein lebendiger Vulkan aufzuführen, aber naja. Was raus muss, muss raus, da kann dir keiner einen Vorwurf für machen. Emotionale Ausbrüche hat jeder mal.", „In Johto ist es in Erwachsenenkreisen üblich, dass man nicht viele Emotionen zeigt.", „Naja... in Einall ist das eben anders. Was soll's. Wir sollten die Zeit, die wir haben, nutzen, um uns vorzubereiten. Du hast die Pläne der Insel?", „An sie zu kommen war nicht schwer." Kurz darauf saß er mit seinem Laptop neben Laslow auf der Bank und öffnete die Skizzen und 3D-Modelle, die er gefunden hatte. „Lüftungssysteme, Gasversorgung, Notausgänge, Heizkörper und Stromkreise. An den Letzteren kann ich ungefähr sagen, wo die Sicherheitskameras installiert sind. Wo sie genau sind, steht nirgendwo. Entweder hält Æther das selbst vor seinen Mitarbeitern und Architekten geheim, oder sie wurden erst sehr viel später installiert.", „Hmmh... Das sollte aber kein großes Problem darstellen, schätze ich..." Laslow betrachtete das Modell genau. „Die Sicherheitsvorkehrungen werden drastisch sein. Wir müssen vorsichtig sein", merkte Taji an. „Sind die Labore mit eingezeichnet?" wollte Laslow wissen. „Das ist das größte Problem." Tajis Augen verengten sich. „Sie sind nirgendwo vermerkt.", „Das dachte ich mir schon... Die wollen das wohl ordentlich geheim halten.", „Egal was wir tun. Wir dürfen die Besucher nicht gefährden.", „Passiert schon nicht. Außerdem habe ich mich ein bisschen zu einzelnen Fähigkeiten meiner Pokemon genauer informiert... Ich könnte die Kommunikation zwischen einzelnen Mitgliedern von Æther stören. Die haben bestimmt Funk-Geräte. Psywelle zum Beispiel kann jeglichen Funkverkehr drastisch einschränken, wenn diese Attacke mit einer bestimmten Frequenz durchgeführt wird, die mein Palimpalim ohne Probleme erzeugen kann." Nachdenklich hob Taji die Hand an sein Kinn und hielt den Bildschirm vor sich fest im Blick. „...Wir sollten uns aufteilen.", „Auf gar keinen Fall!!" protestierte Laslow sofort. „Wenn jeder von uns eine Seite nimmt und die Gegend ausspäht, können wir schneller reagieren.", „...und du rennst schutzlos da unten rum. Was, wenn die dich erwischen?", „Jeder Schritt von uns ist riskant", erwiderte Taji und lehnte sich zurück. „Ich bleibe vorerst in der Touristenmenge. Finde heraus, wo die Kameras sind. Dann schleiche ich mich in das Netzwerk und stelle die Stromkreise ab, die dazu gehören. Du sorgst dafür, dass die Funkverbindung instabil wird. Die Æther Foundation hat bereits einen schweren Schlag durch Team Skull einstecken müssen. Wenn es Probleme mit ihren Systemen gibt, werden sie alles tun, um nichts davon nach außen dringen zu lassen. Der Betrieb sollte so lange weitergehen wie möglich.", „Hm.... Ich werde Traunmagil losschicken. Die Kameras werden es nicht aufzeichnen können, wenn es sich unsichtbar macht. Morbitesse wird eine Gedankenverbindung mit ihm aufbauen und mir mitteilen, wo die Kameras sind. Ich scanne das Modell ein und markiere sie dann auf dem Plan. Den lasse ich dir dann zukommen. Anschließend wird Palimpalim den Funkverkehr lahmlegen. Das kann ich von der Biosphäre aus regeln.", „Hm..." Taji nickte. „Ich halte mich bedeckt. Allerdings gibt's ein Problem." Laslow warf Laslow einen Blick zu. „Wie kommunizieren WIR dann miteinander?", „Ich kann mit meinen Laptop auf deinen Viso-Caster zugreifen und dir schreiben.", „Hmh... Kann ich auch antworten, wenn die Funk-Verbindung zusammengebrochen ist?", „...Das ist dann die kurze Zeit, in der wir auf uns alleine gestellt sind.", „Das gefällt mir ganz und gar nicht!", „Mir auch nicht." Er hob den Blick zu Laslow an. „Wie lange unsere Verbindung getrennt ist hängt davon ab, wie schnell du bist." Laslow seufzte. „...wir beeilen uns.", „Ich vertraue euch." Taji schüttelte den Kopf. „Wir brauchen einen Ort, an dem wir uns wieder treffen.", „Wir treffen uns am Eingang", meinte Laslow und deutete auf das 3D-Modell. „Hier.", „Was, wenn einer von uns nicht auftaucht?", „Dann haben wir ein Problem.", „Wenn wir uns konzentrieren, wird nichts schiefgehen.", „Mhm, das denke ich auch. Dann haben wir einen Plan, der auf halbwegs sicheren Beinen steht. Dann können wir uns jetzt um die Aufnahmen kümmern.", „Bist du dir sicher? Dass du sie dir ansehen willst?" Taji wechselte zu abgehackteren Sätzen, um seine Stimme zu schonen. Seine Augen waren dunkel vor Sorge", „Ja. Warum sollte ich nicht? Was ist schon dabei?", „..." Diesmal antwortete der Austauschschüler überhaupt nicht. Hin- und hergerissen hielt er den Blick wieder auf den Bildschirm seines Laptops gerichtet. „...Taji...?" Laslow sah ihn verwirrt und besorgt zugleich an. Taji knirschte mit den Zähnen und rang zwischen ihnen etwas hervor, das wie eine Entschuldigung in Johtos alter Sprache klingt, die er manchmal verwendete. „...Na schön", sagte er dann. Er schloss die Baupläne des Æther-Paradieses und öffnete eine Videodatei. Das Bild war etwas verzerrt, doch die zwei Frauen auf dem Bild waren unverkennbar. Samantha, die Präsidentin der Foundation, saß an ihrem Schreibtisch, während sich Gwyneth vor ihr aufgebaut hatte. „Wie schreitet die Operation voran?" wollte Samantha wissen und schlug abwartend die schlanken Beine übereinander. „Nicht gut", musste Gwyneth zugeben und senkte den Kopf. „Die Polizei ist Team Skull gegenüber machtlos, doch wir als Æther-Foundation können keinen aus der Gruppierung gefangen nehmen. Wir haben viel Einfluss, aber..." Die blondhaarige Präsidentin unterbrach sie mit einer abweisenden Handbewegung. „...Aber wenn die Polizei das wiederum herausfindet, stehen wir vor mehr Problemen, als wir sie jetzt schon haben." Ihre Stimme wurde strenger. Eisiger. „Du trägst das Wellenortungsgerät bei dir. Wie viele Gezeichnete konnte es bereits aufnehmen?" Die Sondergesandte räusperte sich. „...Unseren Informationen nach zu urteilen sind es zwei. Doch im Moment zeigt das Gerät eine weitere Welle auf. Sie ist auf dem Weg hierher.", „Damit ich dich richtig verstehe..." Samantha hob zwei Finger in die Höhe. „Keons Schützling, der Austauschschüler aus Johto...", ein dritter Finger hob sich, „...und ein dritter?" Gwyneth nickte. „Ja. Diese Person wird der Route nach zu folgen bald hier ankommen.", „....wann wurde das aufgezeichnet?" fragte Laslow. „Vorgestern Nacht." Taji stoppte die Aufnahme und lehnte sich zurück. „Ich habe in die Reisepläne der größeren Fähren geschaut. Eines davon hält direkt auf der Insel von Æther. Heute.", „.... das klingt verdächtig", murmelte Laslow und sah wieder konzentriert auf den Bildschirm. Samantha war mit den Fragen noch nicht fertig und fuhr fort, als Taji das Video weiterlaufen ließ. „Wie schreitet die Dimensionsforschung voran?" Wieder antwortete Gwyneth, etwas zuversichtlicher als zuvor. „Gut. Unsere Mitarbeiter stehen im engen Kontakt mit der Leiterin des Institutes. Theorien zu unserer neuesten Erkenntnis formen sich bereits." Kurz schwieg Samantha, ihre Beine lösten sich wieder voneinander. „Die Schatten. Ich verstehe... Dieser Mistkerl..." Ihre Finger krampften sich zu Fäusten auf dem Tisch zusammen. „Nathaniel nahm damals alle Forschungsergebnisse mit sich... Wegen ihm mussten wir von Grund auf neu beginnen. Sind Schatten bereits ausfindig gemacht worden?" Auf diese Frage hin schüttelte Gwyneth erneut den Kopf. Dieses Thema schien Samantha noch mehr zu beschäftigen als die anderen. „Diese Sondergesandte weiß also von den Gezeichneten..." murmelte der Silberhaarige. „...das stellt ein potenzielles Problem da... sie steckt mitten drin in der Geschichte.", „Mm..." Taji stimmte mit einem knappen Nicken zu und schaffte es in einem Moment von Laslows Unachtsamkeit von einem Schlag auf den anderen, das Video über eine bestimmte Stelle hinweg zu spulen. „Nathaniel ist unsere größte Gefahr. Nicht Team Skull, nicht diese Mädchen", knurrte Samantha, als er das Video wieder anklickte. „Ich erinnere mich daran, wie er es geschafft hatte, jeden um den Finger zu wickeln. Alle taten das was er wollte, während er in den Schatten wartete. Ich kann mir nicht vorstellen, was er als Nächstes vorhat... Aber egal was es ist, er wird diese Welt in Gefahr bringen.", „Wer ist dieser Mann? Nathaniel?" Gwyneth erhob nach einem Moment des Schweigens die Stimme und trotz ihrer Wut antwortete Samantha überraschend ruhig: „Der Forschungsleiter, der vor wenigen Jahren die Leitung von Projekt Z übernommen hatte. Mein Vorgänger hatte ihn in unsere Dienste gestellt." Sie schüttelte den Kopf. „Niemand sah je sein Gesicht. Er trug eine Schutzmaske wie jeder andere Mitarbeiter, doch vor unseren Augen nahm er sie nie ab. Seine Versuche mit den damals hier anwesenden Gezeichneten liefen außer Kontrolle. Er war besessen von seiner Arbeit. Er sah sie nur als Objekte und scheute vor keinem Experiment zurück. Als er zu weit ging, zog der damalige Präsident die Reißleine, aber auch er hatte wie alle anderen Angst vor ihm. Er machte Nathaniel einen Vorschlag... und dieser Vorschlag wird uns jetzt zum Verhängnis..." Das Video endete in diesem Augenblick. „Überwachungskameras schneiden die Aufnahmen regelmäßig. Damit sie nicht überlasten", erklärte Taji. „Mehr als diese Sequenz konnte ich vorerst nicht ergattern.", „... das klingt alles extrem seltsam und wirr. Ich will es nochmal zusammenfassen, um den Kram zu ordnen... Also. Dieser Nathaniel war der Typ, der die Forschungen geleitet hat... keiner von denen hat aber je sein Gesicht gesehen. Dann hat man versucht, ihm Einhalt zu gebieten und er verschwand. Mit den Forschungsergebnissen. Ich kapier jetzt noch nicht ganz, was diese Gwyneth damit zu tun hat..." Genauso ratlos wie er schüttelte Taji den Kopf. „...", „Und zu den Gezeichneten... von dir und Zain wissen wir ja und Dino ist nicht in Alola, also wer ist der dritte, von dem die geredet haben?" Ein erneutes Kopfschütteln folgte. Laslow entkam ein Seufzen. „....wie auch immer, das reicht, um mir zu sagen, dass Æther Dreck am Stecken hat. Ich hab nur ungefähr die Hälfte von dem verstanden, von dem sie geredet haben. Aber ich glaube, dass muss ich auch gar nicht, um zu wissen, dass Æther nicht so tugendhaft ist, wie sie tun."  

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