Gedenkfest-Kapitel: Fangirl

16 3 0
                                    

„Ah, mein Gedächtnis lässt mich nicht im Stich." Laslow lief zielstrebig zur Rezeption, als er sie entdeckte. „Guten Tag.", „Hallo, ihr Jungspunde. Womit kann ich euch helfen?" fragte der Mann hinter dem Tresen. „Hallo." Jayden blieb neben Laslow stehen. „Wir brauchen ein Zimmer. Welche sind noch frei?", „Hmmmh..." Der Mann Mann sah seine Liste durch und nahm dann einen Schlüssel in die Hand. „Suite 107 wäre das dann. Hier." Er hielt Jayden den Schlüssel hin. „Danke." Nickend nahm er ihn entgegen und betrachtete ihn in seiner Handfläche. „Vielleicht lernen wir auf der Fähre neue Leute kennen.", „Vielleicht." Laslow zuckte mit den Schultern. „107 war das? Dann begeben wir uns mal auf die Suche. Komm." Er lief los. Ohne ein weiteres Wort steckte Jayden den Schlüssel ein und folgte ihm. Als sie die Suite gefunden hatten, trat Laslow beiseite. „Da wären wir." In dem Moment folgte aus dem Hintergrund ein Kichern und ein leises Seufzen. „...? Huh? Was war das?" Laslow blickte auf. „Hat sich unheimlich angehört..." Jayden drehte sich als Erster zur Quelle des Kicherns. Ein Mädchen verschwand gerade in dem Moment hinter einer Ecke. Der Rothaarige blinzelte einmal - und dann zweimal. „...Hey. Du hast das auch gesehen, oder? Ich bin nicht paranoid... stimmt's?", „Nein... ich hab's auch gesehen. Und gehört", antwortete Laslow. „Vielleicht hat etwas nicht mit ihr gestimmt. Wie auch immer." Er blickte zu Jayden. „Meinst du, sie ist immer noch da?", „Ich glaube nicht. Wir kennen sie nicht und sie kennt uns nicht." Sorglos zuckte er mit den Schultern und lief dann an Laslow vorbei, um die Tür zu öffnen. „Wie du meinst." Laslow zuckte mit den Schultern.

In der kleinen Suite fand Jayden ein Hochbett, zwei schmale Schränke und einen einfach gezimmerten Tisch in der Ecke des Zimmers vor. „Sieht nicht mal so schäbig aus.", „Eigentlich recht bequem, oder?" Laslow stellte seine Tasche ab. „Oben oder unten?" fragte er dann mit einem Kopfnicken zum Bett. „Wenn du mir schon die Wahl lässt." Jayden verschwendete keine Zeit und kletterte gelenkig auf die obere Hälfte des Betts, ohne die kleine Leiter als Hilfestellung zu verwenden. „Hast du schon mal was von einer Leiter gehört?" fragte Laslow mit verschränkten Armen. „So nennt man das Holzgestell, das an dem Bett befestigt ist.", „Das macht vielen bestimmt das Leben einfacher." Gelassen ließ der Rothaarige seinen Beutel auf den Boden fallen, schlug die Beine über das Geländer des Betts und legte die Hände hinter seinen Kopf. „...Und sie wurde dazu erfunden, dass man sie benutzt." Laslow ließ sich aufs untere Bett fallen. „Hey, wir haben ein Bullauge. Wir können nach draußen sehen.", „ Haben alle anderen auch so eine Suite wie wir?", „Weiß ich nicht." Laslow verschränkte ebenfalls die Arme hinter dem Kopf. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.", „Ich wette, die Leute auf dem gelben Kreuzfahrtschiff haben mindestens doppelt so große Zimmer. Vielleicht auch einen eigenen Fernseher oder sogar Angestellte, die einem das Essen ins Zimmer bringen.", „Naaaaaah.... Das denke ich nicht." Laslow schloss die Augen. „Ist es bequem da oben?", „Ziemlich. Wie sieht's mit dir da unten aus?" Ausgelassen baumelte Jayden mit den Beinen. „Joah, sehr angenehm hier unten. Die Matratzen sind super, ich hätte mich nicht gewundert, wenn die hart wie Stein gewesen wären.", „Dass sich die Umgebung um einen herum ständig bewegt hat man auch nicht alle Tage." Jayden warf einen Blick zum Bullauge. „Ich hoffe, du wirst nicht seekrank", kommentierte Laslow. „Ich meine, auf einer Fähre ist das schwer, aber...", „Ich hab mich schon einmal auf ein Schiff geschlichen. Mir geht's super.", „Ach ja? Davon wusste ich ja noch gar nichts. Lass hören.", „Die Brüder und Schwestern aus dem Kloster gehen öfter mal zu anderen Klostern in anderen Regionen, um sich auszutauschen", begann er zu erzählen und seufzte dazwischen. „Ich wollte unbedingt mit, durfte aber nicht. Deswegen hab ich mich an Bord geschlichen.", „Du kleiner Rebell." Laslow lachte. „Auf dem Boot hast du Mari und Jacky getroffen, oder?", „Das war der einzige Fall, in dem ich mit den Leuten aus dem Kloster mitgehen durfte. Aber es ging nur um Einkäufe innerhalb von Sinnoh, bei denen ich erst gar nicht das Schiff verlassen durfte. Das hab ich aber auch geflissentlich ignoriert. Ich hatte meinen einzigen Süßkram verloren, den ich während der Tour dabei hatte und hab sie dadurch getroffen.", „Du hast deinen Süßkram verloren? Wie konnte das denn passieren?", „Frag mich nicht... Aber vielleicht bin ich genau deswegen heute hier gelandet.", „Dann hatte es wohl was Gutes, hm?", „Ziemlich. Und ich bin froh darüber", gab er gähnend zu. „Kann ich mir vorstellen." Laslow schloss die Augen. „Ich geh mich weiter umsehen." Wieder schenkte Jayden der Leiter keine Aufmerksamkeit und streifte seinen Mantel sowie den Beutel ab, nachdem er auf dem Boden gelandet war. „Magst du Leitern nicht, oder warum ignorierst du sie? Sie fühlt sich verletzt.", „Heh." Jayden grinste Laslow über die Schulter zu und strich kurz sein weißes Shirt glatt. „Bis später!", „Man sieht sich. Und verlaufe dich bloß nicht.", „Ich werde mir Mühe geben!" Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und blickte dann den Gang entlang. Spontan schlug er daraufhin eine Richtung ein. Wieder hörte er ein leises Seufzen. Jayden ignorierte den unangenehmen Schauer, der über seinen Rücken kroch und reagierte nicht. ‚...Sie ist wirklich noch da. Klasse.' Schnelle Schritte entfernten sich, doch nach nur kurzer Zeit verstummen sie. Er seufzte nur leicht genervt in sich hinein und kam dann in einem der größeren Foyers der Fähre an. So viele fremde Menschen auf einem Fleck zu sehen, war ihm fremd, doch er tat alles um es sich nicht anmerken zu lassen und lehnte sich an eine Wand, um die Leute zu beobachten. Ein Junge sah nach draußen auf die Wellen, auf seiner Schulter saß ein Evoli. Weiter weg saß eine Familie und spielte ein Pokémon-Karten-Spiel. Sein Interesse blieb bei der Familie hängen. Eine Spur von Wehmut haftete sich an seine Brust und ließ seine Augen dunkel werden. „Hm...", „Ha! Mein Garados macht dein Stahlos fertig, Joshua!" rief ein Junge, der aussah wie 12. Ein anderer Junge von vielleicht 15 oder 16 lachte. „Na warte, da kriegst du zurück. Ich setze Luxtra ein und lege ein paar Energiekarten an." Er legte andere Karten aufs Feld. „Mal schauen, was du dagegen zu bieten hast, Eren!" Der Vater lachte nur und die Mutter sah auf die Hand des kleineren Jungen. „Du hast ein paar gute Karten. Du könntest-", „MOM!!" Joshua funkelte sie an. „Okay, okay. Entschuldige." Die Mutter lächelte.

Jayden wusste nicht, wie lange er die Familie beobachtet hatte. Die Zeit verstrich zusammen mit den Wellen, die an der Fähre vorbei brachen. Noch bevor die Familie bemerken konnte, dass sie beobachtet wurde, wandte sich Jayden wieder ab und blickte auf dem Deck angekommen auf das Meer hinaus. Die Wellen waren ruhig und schäumten leicht. Der Himmel über ihm war strahlend blau. Still verfolgte er die Wellen mit den Augen und konzentrierte sich auf den Horizont. Trotz der Ruhe, die auf dem Deck eingekehrt war, wurde er jedoch nicht das Gefühl los, schon wieder beobachtet zu werden. ‚Ich bin wirklich paranoid', fluchte Jayden innerlich. „Hihihi... Wow...." kicherte eine Stimme. „Jetzt reicht's..." Jayden atmete entnervt aus, ballte die Hände in seinen Hosentaschen zu Fäusten und drehte sich erneut in die Richtung des Ursprungs. „Komm endlich raus.", „Oooh... du hast mich erwischt." Ein Mädchen kam hinter der Ecke hervor. „Das war nicht schwer", stellte Jayden klar, schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme. „Warum verfolgst du mich? Wer bist du überhaupt?", „Hihihi... ich bin Laureen. Ich bin ein Fan von dir.", „Ein Fan", wiederholte er gereizt. „Das meinst du nicht ernst.", „Doch! Ich hab dich in der Liga gesehen! Du bist toll! Und stark! Ich saß im Publikum.", „Das ist nett und alles..." Verdutzt neigte er den Kopf zur Seite. „Aber dich ständig zu verstecken und vor dich hin zu kichern macht mich eher irre als stolz.", „Tut mir Leid. Ich wollte das nicht, ehrlich...", „Uh..." Jayden suchte nach Worten, um sich aus der Situation zu winden, blieb am Ende aber so ratlos wie vorher zurück. „Okay. Du kennst wohl schon meinen Namen, deswegen ist eine Vorstellung sinnlos. Ich wollte nicht dreist sein... Kann ich's wieder gut machen?" Seine Haltung entspannte sich wieder etwas. „Uuh... u-uhm..." Sie sah verlegen zur Seite. „Es... würde mir schon reichen, wenn wir etwas reden.", „Wenn du meinst." Er lächelte, wenn auch immer noch wachsam. „Du musst nicht mehr so weit weg stehen. Nicht mehr, jedenfalls. Fürs Erste.", „Fürs erste? W-was heißt das?", „Wenn du dich wieder dafür entscheidest, mich wie mein zweiter Schatten durch das Schiff zu jagen, mache ich dir das Angebot kein zweites Mal. Ich kenne dich zwar kaum, aber ich beiße nicht.", „Uhm... okay." Sie kam schüchtern etwas näher. „Ich habe dich vorhin mit dem Silberhaarigen gesehen. Mit Laslow. Seid ihr Freunde?", „Du kennst seinen Namen auch..." Man merkte ihm an, dass es ihn nach ihrem Geständnis nicht wirklich wunderte. Er nickte als Antwort. „Ja, wir sind Freunde. Wir kennen uns seit einer Weile.", „Dein Kampf gegen ihn war total spannend! Wirklich, ich hatte keine Ahnung, wer von euch gewinnt... das ich wirklich mit dir rede, oh ein Arceus!" Laureen wurde rot und zog die Schultern hoch. „Das ist wahnsinnig toll...", „Du weißt, dass ich nur ein Trainer von vielen bin. Nicht nur Laslow und ich haben es in die Liga geschafft." Immer noch perplex blinzelte er sie an. „Wir haben die Liga nicht mal gewonnen.", „Keiner hat die Liga gewonnen!" meinte sie. „Aber du glaubt nicht, wie viele Fans du hast!", „Uh... Nicht... wenige, wenn ich glauben soll, was du sagst?", „Mehr als Mari Sentaku, so wie ich's einschätzen kann!" Sie kicherte. „Das glaube ich nicht mal, wenn die Zahl vor mir stehen würde." Zum ersten Mal während der Konversation lachte er auf. „Es ist aber wirklich so. Ich meine, Mari ist toll und so... aber sie ist halt... ein Mädchen.", „Was macht es für einen Unterschied?", „Naja... Es gibt genügend Fangirls. Und darum... sind Jungs meistens bei den Mädchen beliebter. Insbesondere gut aussehende und... Ups!" Sie wurde rot vor Scham und verbarg das Gesicht in den Händen. Innerlich wünschte er sich mit jeder Sekunde mehr, das Gespräch nicht gesucht zu haben. „...", „T-Tut mir Leid!!", „Also..." Er unterbrach sie und winkte ab. „Du bist eine von ihnen? Ein „Fangirl"?", „Nein, nein... Also... nicht soooo extrem zumindest. Ich bekomme Ohrenschmerzen, wenn die mit Kreischen anfangen...", „Kreischen", wiederholte er wie auch zuvor und hielt sich mit letzter Kraft zurück, um nicht selbst die Hände vors Gesicht zu schlagen. „Es gibt also noch echt vieles, über das ich nichts weiß...", „Hey, uhm..." Laureen sah aufs Wasser. „Ich glaube, die ganze Arena ist ausgerastet, als du Mari nach oben getragen hast, weil sie sich im Kampf verletzt hat... Ihr seid auch Freunde, oder?" Bei der Erinnerungen drängte sich ein wortloses Lächeln zurück auf sein Gesicht. Doch anstatt ihre Frage zu beantworten, stelltw er eine eigene: „Ausgerastet? Warum das?", „Hast du das nicht mitbekommen? Alle haben es gefeiert! Ich wünschte, ich hätte auch so gute Freunde...", „Heh... In der Weise hatte ich wohl Glück... Aber ich hab keine Zweifel, dass du irgendwann das gleiche Glück hast." Er stützte sich an die Reling und schaffte es, ihr trotz seiner immer noch etwas argwöhnischen Distanz ehrlich zuzulächeln. „... Meine beste Freundin hat Suizid begangen. Vor zwei Jahren", murmelte sie. „Und ich weiß nicht mal wirklich, warum. Sie hat immer gelächelt und eines Tages dann... hat ihre Mutter mich abgerufen und gesagt, dass sie tot ist. .... ich habe nicht viele Freunde, ich habe nur noch eine gute Freundin.", „Ich glaube nicht. Du hast immer noch zwei Freundinnen.", „Was...?" Sie sah perplex zu ihm. „Hier." Er hob die Hand an und tippte mit dem Zeigefinger auf die Stelle an seiner Brust, an der sein Herz schlug. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie immer noch dort ist und für dich lächelt. Die, die nicht mehr vor uns stehen, durch unsere Erinnerungen am Leben zu lassen, ist genauso wichtig wie selbst am Leben zu sein. Das hab ich an dem Ort gelernt, der lange mein Zuhause war.", „Es ist wirklich lieb von dir, das du das sagst." Sie sah zu ihm und lächelte. „Das Leben der verstorbenen befindet sich in denen, die sich erinnern, stimmt's?", „Ich denke schon." Peinlich berührt zog er die Schultern leicht nach oben. „Du bist echt eine tolle Person, Jayden." Sie kicherte wieder. „Danke.", ‚Den ersten Satz hättest du streichen können...' Er räusperte sich leise und antwortete stattdessen mit einem abwertenden Schulterzucken und einem ratlosen Lächeln. „Nicht der Rede wert."

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt