Gedenkfest-Kapitel: Genervt

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„Flamiau sind von Natur aus kompliziert. Wir beide sind aber bald Feuer und Flamme!" befand Nael, der inzwischen sein Grinsen wiedergefunden hatte und tippte Flamiau an. „Kapiert? Feuer und Flamme?" Das Feuer-Pokémon knurrte nur als Antwort und schob seinen Zeigefinger mit der Pfote weg. Neben Mari fasste Jacky sich an die Stirn und musste leise lachen. „Oh je...", „Das war einer der dümmsten Wortwitze, die ich je gehört habe..." raunte Mari zu ihr. Jacky nickte. „Allerdings...", „Yo!! Sind alle da?!" Die Stimme eines Jugendlichen dröhnte über die Strandpromenade, ehe sich schwarz gekleidete Gestalten um die Person sammeln. Einer von ihnen stemmte eine Lautsprecherbox, die kurz darauf auf dem Sand abgestellt wurde. Keine Sekunde später hallte lautstarke, grässliche Rap-Musik über das davor friedliche Ufer. „Nicht schon wieder", seufzte Nael mit verschränkten Armen. „Das war's dann wohl mit dem Tag am Strand." Mari stöhnte nur genervt. „'Pause' kann ich demnächst auch aus meinem Vokabular streichen. Nach 'Urlaub' schon das zweite insgesamt.", „Kommt das oft vor?" fragte Jacky enttäuscht nach und beobachtete wehmütig, wie ein Strandbesucher nach dem anderen die Promenade räumte. „Jep, ziemlich oft sogar. Team Skull führt sich so auf, als würde ihm die ganze Insel gehören. Darunter leiden auch die Urlauber.", „Meh... Nervig", murrte Mari. „Das ist untertrieben..." fügte Jacky beklemmt hinzu, schüttelte dann aber den Kopf und richtete mich auf. „Wir sollten dann wohl auch gehen.", „Hmh. Diese Musik bringt meine Ohren zum bluten. Komm, Robball. Wir gehen." Mari hob es hoch und wandte sich zum Gehen.

Während in Alola die Sonne über den Himmel wanderte, neigte sie sich in Johto langsam dem Abendrot zu. Soleil hatte sich in einem unbemerkten Moment davongeschlichen und blickte auf einem hoch stehenden Felsen auf Teak City hinab. Über dem Boden kniend hat sie die Arme um ihre Knie geschlungen. Der Wind wisperte leise unbekannte Melodien und das Dämmerlicht hüllte die Welt in dunkle, lange Schatten. „Hmmmmm..." Verträumt schloss sie ihre blauen Augen und versuchte, für einen Moment die Gegenwart gegen die Vergangenheit auszutauschen. Bilder zogen vor ihrem inneren Auge vorbei wie ein Wirbelsturm- Bilder aus der Vergangenheit und allem, was passiert war. Sie kreisten wie Tornados umeinander und verschmolzen, bis eine Stimme sie zurückholte. „Soleil? Alles in Ordnung?", „... ... ..." Sie wirkte abwesend und öffnete ihre Augen nicht. „Hmmmm...", „Soleil?" Kaoru tippte sie an. „...Hm??" Perplex schlug sie die Augen auf und fiel fast von dem Felsen, als sie aufsprang. „Holla. Langsam." Kaoru hielt sie fest. „Warst du am Tagträumen?", „J-ja! War ich!" Sie lächelte breit und rang unschlüssig mit den Fingern. „Hast du nach mir gesucht? Wo ist Melody?", „Melody schläft schon. Sie war sehr müde." Er ließ sie wieder los. „Oh... Verstehe." Unbewusst legte sie eine Hand an die Stelle, an der er sie festgehalten hatte. „Wir waren lange unterwegs, oder? Wir sollen zurückgehen!", „Ja." Er nickte. „Du siehst auch erschöpft aus.", „Wirklich?" Murmelnd rieb sie sich über ihr Auge. „Hey, schau mal! Komm her!" Sie schnappte sich Kaorus Hand und deutete auf Teak City hinab. „Was denn...?" Verwirrt starrte er auf die Stadt herab. „Keiwa sieht heute so anders aus... Aber wenn man genau hinschaut, kann man noch Ähnlichkeiten erkennen. Damals war ich oft hier... Ich hab mich oft vor meiner Familie davongeschlichen, um hierherzukommen.", „.... Teak City", berichtigte Kaoru sie. „Der Name der Stadt ist jetzt Teak City. ....aber du hast Recht... gewisse Ähnlichkeiten sind noch zu erkennen.", „Das weiß ich doch!" murrte sie und verzog beleidigt den Mund. „Das weiß ich doch...", „Tut mir Leid", entschuldigte er sich. „Du hast gesagt, dass Melody und du Waisen wart... Ich weiß nicht einmal mehr, wie wir uns kennengelernt haben.", „Ich schon." Kaoru zog seine Hand aus ihrem Griff. „Wir hatten uns im Schneesturm verirrt. Du hast uns damals gefunden.", „Oh... Wirklich?" Nachdenklich blinzelte sie auf die Stadt hinab. „Das muss wohl in der Zeit gewesen sein, in der ich mich oft weggeschlichen habe.", „Möglich." Er zuckte mit den Schultern und hielt ihr dann die Hand hin. „Kommst du? Wir gehen zurück.", „Okay! Gehen wir!" Sie nickte einverstanden und griff nach seiner Hand, bevor sie losging. Er ging mit ihr zum Pokemon-Center von Teak City zurück, dabei ließ Soleil seine Hand keine Sekunde lang los und trällerte sorgenlos vor sich hin. Das Grinsen konnte sie sich dabei nicht verkneifen. Im Pokemon-Center hielt Kaoru auf dem Flur zwischen den Zimmern an. „Na dann. Du solltest dich ausruhen. Erhole dich gut, okay?", „Werde ich." Kichernd zog sie ihre Hand zurück und winkte. „Du aber auch, okay?", „Klar. Ich schlafe von uns allen ja immer am Längsten." Er lächelte unschuldig. „Ich kann dich morgen auch wieder aufwecken..." Drohend hob sie die Hände an und sprang lachend vor, als würde sie ihn sofort kitzeln wollen. „Ich schließe die Tür ab", murrte er. „Das hält mich nicht auf!" verkündete sie mit einem gemeinen Grinsen. „Willst du durchs Fenster klettern, oder was? Deine Geister kommen zwar durch die Wand, du aber nicht.", „Vielleicht reichen meine Geist-Pokémon schon aus, um dich aus dem Bett zu scheuchen.", „Ich hab selber mit Geistern zu tun und ich bin durch Melodys Banette daran gewöhnt, dass sie von Zeit zu Zeit aus Langeweile versuchen, Leute aus dem Bett zu jagen. Ich glaube kaum.", „Ist das eine Herausforderung?", „Vielleicht. Wer weiß? Aus dem Bett jagen kannst du mich nicht. Aus dem Bett nerven vielleicht schon.", „Heheheee..." Erwartungsvoll rieb sie sich die Hände und grinste zu ihm hinauf. „Ich stell mich schon mal drauf ein, dass ich morgen miese Dienstags-Laune haben werde.", „Du bist ein Pessimist, Kaoru!" Soleil schüttelte vehement den Kopf und deutete dann auf ihn. „Sei nicht immer so!", „Stimmt doch gar nicht!" protestierte er. „Stimmt wohl!", „Stimmt nicht!", „Stimmt wohl!!", „Kein bisschen stimmt das!!" Er stemmte beleidigt die Arme in die Seiten. „Und ob das stimmt!" beharrte sie. Kaoru schloss die Augen und seufzte. „Jeez, Soleil, du bist so dickköpfig wie ein Dragoran!", „Und du so schlecht gelaunt wie ein... Ein...!" Sie stammelte mürrisch nach Worten. „...Garados?" schlug er vor. „Ja! Sogar noch schlimmer!" Jetzt klang sie eher neckisch als wirklich verärgert. „Ich nehme das als Kompliment.", „...Huh?" Sie schaute verdattert drein. „Kompliment?", „Jap. Du machst nämlich keinen sonderlich wütenden Eindruck. Du siehst eher niedlich aus als wütend.", „Niedlich?" Ihre Augen wurden noch größer. „Jap. Also jetzt hör auf so zu tun, als wärst du beleidigt." Er zwinkerte ihr zu. „Das glaube ich dir nämlich nicht. Na dann. Gute Nacht!", „H-hoffentlich weißt du, dass ich dich trotzdem aus dem Bett werfe, wenn du nicht aus den Federn kommst! Gute Nacht!" Soleil konnte nicht verbergen, wie hoch ihre Stimme geworden war und verschwand rasch in ihrem Zimmer. „Tsss...." Kaoru lachte nur. „Schachmatt." Dann wandte er sich ab und ging in seins und Melodys Zimmer. Seine Schwester öffnete schlaftrunken ein Auge. „Kaoru-nii....", „Ich hab Soleil gefunden. Sie ist hier, keine Panik. Schlaf weiter." Er schenkte ihr ein Lächeln und legte sich dann zu seiner Schwester. Sie krabbelte zu ihm und kuschelte sich an ihren Bruder. „Schlaf gut, Onii-san.", „Schlaf gut, Nee-san." Er streichelte sanft ihren Kopf.  

Um Punkt 10 Uhr einallischer Zeit fuhr der Truck des Pflegeheims vor und hielt vor dem Eingang des Klosters. Jayden hielt sich in seinen eigenen Gedanken vertieft im Hintergrund und beobachtete die Mitarbeiter des Pflegeheims dabei, wie sie die Pokémon abholten. Konzentriert verluden die Mitarbeiter die Pokemon in Transportbehälter und dann in den Truck, dabei redeten sie ihnen ruhig zu. "Okay, das waren alle!" rief Nervine. Der junge Arzt neben ihr nickte. "Alles klar." Er stieg bereits in den Truck. Nervine sah zu Jayden. "Kommst du?", "Mhm..." Mit einem letzten Blick auf das Kloster nickte er und kletterte in den Truck. "Du kannst die Pokemon ruhig halten", sagte Nervine zu ihm. "Gutes zureden hilft und gib ihnen Leckerlies, damit sie sich während der Fahrt entspannen." Er warf ihr ein kurzes Lächeln zu, bevor er zu den Pokémon sah und kleine, scheinbar selbstgemachte Knurspe aus seinem Beutel zoh, die er unter den Pokémon verteilt. Eifrig knabberten sie an den bunten Süßigkeiten und verhielten sich ruhig, obwohl Jayden während der gesamten Fahrt kaum ein Wort von sich gab. Am Pflegeheim hielten sie an. "Okay, ich sage Mila und Alicia Bescheid", verkündete Nervine. "Damit sie uns helfen, die Pokemon in ihre Unterkünfte zu bringen." Sie stieg aus und verschwand kurz im Inneren des Gebäudes. Auch Jacob, der Arzt, stieg aus. "Macht bloß keinen Ärger." Als sie das Fahrzeug verließen, wandte Jayden sich nochmal den Pokémon zu. "Sagt niemandem, dass ihr manchmal mehr Süßkram bekommt habt, als gut für euch ist." Er gab sich erst gar nicht die Mühe, streng zu klingen. Stattdessen seufzte er nur und lachte Sekunden später leise auf. "Alles wird gut. Ihr habt schneller wieder eine neue Familie, als ihr denkt. ...Und diese Familie gibt euch dann nie wieder weg, so wie es sein sollte." Wenige Augenblicke später kam Nervine mit Mila und einer blondhaarigen Frau zurück. Sie begannen, die Transportboxen auszuladen. Dieses Mal half Jayden ihnen so lange, bis auch das letzte Pokémon im Inneren des Pflegeheims angekommen war. "Ich werde schauen, ob ich die Zähne der Zapplalek wieder hinbiegen kann", sagte Jacob, als sie die Pokemon in ein riesiges Aquarium ließen- was ihrem natürlichen Lebensraum entsprach. "Danke." Jayden sah zu den Zapplalek und nickte zufrieden. "Wenn jemand das hin bekommt, dann Sie." Jacob lachte. "Hah... Danke für dein Vertrauen.", "Das waren die Letzten", meldete sich Alicia. "Alle Pokémon haben jetzt eine Bleibe.", "Wir werden uns gut um deine Pokemon kümmern, Jayden." Mila stellte sich neben ihn und lächelt ihm zu. "Hm." Er lächelte ebenfalls, bevor er zum Abschied die Hand hob und winkte. "Danke nochmal, für alles.", "Kein Problem." Nervine lächelte ihm zu. "Sei ohne Sorge.", "Passt gut auf sie auf..." Sein Blick wich zur Seite. "Macht sie wieder gesund. Findet neue Familien für sie. Das ist das Wichtigste.", "Das schaffen wir." Sie nickte zuversichtlich. "Mach dir keine Sorgen. Auf Wiedersehen.", "Auf Wiedersehen." Mit einem knappen Nicken wandte er sich ab. Die Pfleger teilten sich in die Räume auf, als er das Gebäude verließ. 

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt