Skull-Infiltration-Kapitel: Zwei mehr

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In Po'u prasselte der Regen gegen die Dächer und Fester. Kahua blickte hinaus auf die nassen Straßen. "Keon sollte sich bald melden..." murmelte Jayden und lag ausgestreckt auf dem Bett. Um sich einen neuen Verband umzulegen, hatte er sein Shirt ausgezogen und legte eine Hand hinter seinen Kopf, dabei blickte er an die Decke. "Wer weiß, wie es jetzt weitergeht...", "Geht's deiner Verletzung jetzt ein bisschen besser?" Kahua drehte sich fragend zu ihm. "Die Verletzung selbst ist etwas erträglicher geworden. Durch die Sachen, die ihr mitgebracht habt, ist die Stelle vorerst wie taub. Danke nochmal, Kahua...", "Kein Problem. Ich hab's gern getan. Das erkauft dir wenigstens etwas mehr Zeit. Damit habe ich deinen anderen Freunden sicher auch einen Gefallen getan, stimmt's?" Er zwinkerte. Jayden schmunzelte mit geschlossenen Augen. "Denke schon... Wenn ich nicht auf beiden Beinen stehen kann, bin ich so gut wie nutzlos.", "Stimmt.", "...Klarisse hat sich seltsam verhalten, als ich heute in ihrem Zimmer war. Ich hab sie noch nie so oft stottern gehört.", "Hmh... Was hat sie gesagt?", "Dass sie will, dass wir Freunde bleiben. Egal, was passiert.", "Sonst noch was?", "Sie wollte noch etwas sagen, aber sie hat es nicht zu Ende gebracht, weil du ins Zimmer gekommen bist." Ratlos zuckte er mit den Schultern. "... Ich glaub, ich weiß, was das war. Ich kann's mir zumindest vorstellen." Ächzend stemmte der Schwarzhaarige die Handflächen gegen die Matratze und setzte sich so sicher wie möglich auf. "Klär mich auf.", "... ich glaube, dass sie ein bisschen in dich verschossen ist." Kahua grinste. "Sie kennt mich doch kaum. Bis gar nicht. Also, ich meine, sie kennt nur die Person, die ich hier allen am Vorgaukeln bin..." Verdutzt hob er die Augenbrauen. "Du hast für sie ihren Vater zusammengeprügelt", merkte Kahua an. "Vielleicht deswegen." Jayden seufzte kopfschüttelnd. "Mädchen...", "Hmh... Jepp... Mädchen. Du klingst du als hättest du das schon öfter mitgemacht", bemerkte Kahua. "Nicht wirklich." Er blinzelte überrascht und kratzte sich am Hinterkopf. "Kaum eigentlich. Ich bin mehr oder weniger neu in der Außenwelt.", "Hm... Aber du hast Freunde. Wie genau bist du da eigentlich raus gekommen?", "Lange Geschichte.", "Wir haben Zeit." Nach kurzem Zögern gab Jayden auf und warf Kahua ein besiegtes Lächeln zu. "Okay. Du wolltest das so.", "Sieht so aus. Ich bin schon gespannt." Kahua lachte. Jayden lachte mit ihm und lehnte sich dann gegen die Wand. Dabei versuchte er, sich den kurzen Schmerz nicht anmerken zu lassen und atmete tief aus. "...Ich bin in einem Kloster in Einall aufgewachsen, nah am Meer. Mir wurde mein Leben lang erzählt, dass mich meine Eltern ausgesetzt hatten, aber das war eine Lüge. Erst durch Mari hab ich gelernt, dass ich schon immer der Wahrheit ausgewichen war. Ich war davor nie bereit gewesen, das Kloster eigenständig zu verlassen. Der Abt war wie ein Großvater für mich... Ich fühlte mich ihm mit meinem Leben verpflichtet. In Wahrheit hatte ich einfach nur Angst vor der Außenwelt. Mir war es lieber, ein ruhiges Leben voller Lügen zu leben als am Ende vor der schmerzhaften Wahrheit zu stehen. Erst, nachdem ich sie kennengelernt hatte, wollte ich zum ersten Mal auf beiden Beinen stehen... und so bin ich Trainer geworden.", "Was hatte das Mädchen denn in dem Kloster zu suchen?" fragte Kahua überrascht. "Sie wollte mit ihrer Freundin Mega-Steine finden und das Kloster hat einen von ihnen bewacht", erklärte er. "Wir haben uns auf dem Weg zur Liga oft gesehen. ...Und wir haben viel erlebt, bevor wir dort angekommen sind.", "Klingt ja echt nach einer Geschichte aus einem Roman", meinte Kahua, setzte sich ebenfalls aufs Bett und zog die Beine an. "Sie sind gute Freunde, oder?", "Sind sie... und ich bin froh, wenn ich sie nach dem Ganzen wiedersehe.", "Kann ich mir vorstellen. Ehrlich." Kahua hob den Kopf, als Klarisse zu ihnen ins Zimmer kam. "Es ist soweit... Keon ruft uns.", "Wir sind sofort da." Müde zupfte Jayden ein letztes Mal an seinem Verband und griff dann nach seinem Shirt. "Geht's dir besser, Klarisse?", "Ja. Hat einer von euch Ikaia irgendwo gesehen?" Mühsam striff er sich das Oberteil über. "Ikaia? War das nicht jemand, der in den Prügeleien verwickelt war?", "Ja..." Sie nickte. "Er ist irgendwie verschwunden. Ich hab ihm seit dem Vorfall nicht mehr gesehen.", "Hm..." Jayden blickte zwischen ihr und Kahua hin und her und zuckte dann mit den Schultern. "Ich such die Gegend ab. Geht schon mal vor." Kahua nickte ihm zu und ging mit Klarisse nach draußen. Seufzend machte Jayden sich auf den Weg, nachdem er sich seinen Mantel umgelegt hatte und suchte in und außerhalb der Stadt nach dem Team Skull-Mitglied. Der besagte Junge war nirgends zu finden. Nur Kai lief Jayden über den Weg. "Ikaiaaa! Hey, wo steckst du?!" Er hatte ein paar blaue Flecken am Körper, die er von der Prügelei davon getragen hatte. Aufmerksam geworden blieb der Trainer stehen und musterte still die Verletzungen des anderen, bevor er etwas von sich gab: "Du suchst auch nach ihm?", "Ja..." Kai nickte. "Tue ich. Ich hab ihn noch nirgends entdeckt...", "Ist etwas nach der Prügelei passiert? Wo war er das letzte Mal?", "Er ist in sein Zimmer abgedampft. Ich vermute... wenn er nicht hier ist, dann... Ikaia ist sehr leicht beleidigt. Vielleicht hat er Skull verlassen....", "Ikaia ist normalerweise niemand, der Streit sucht, oder? Wieso hat er sich dann in das Ganze einwickeln lassen?", "Ikaia hat von den Gerüchten gehört. Er wunderte sich, warum Trainer, die so immens stark sind, gegen uns sind. Irgendwas an der Sache schien ihm nicht Geheuer zu sein. Haku hat ihn dafür attackiert.", "Das zeigt nur, wie schwach er ist..." schnaubte er verächtlich. "Ich kenne nur noch eine Stelle, an der Ikaia sein könnte, aber wenn er da nicht ist..." Kai spurtete los. Jayden folgte dem Jungen zu der Stelle und keuchte verbissen auf, als sich seine Rippenverletzung bemerkbar machte. "Welche Stelle meinst du?", "Ein leerstehendes Haus am Rande von Po'u. Mit einem Fenster zum Meer hin gerichtet. Ikaia geht oft dorthin, wenn er seine Ruhe haben will." Er nickte hinter Kai und blieb am Türrahmen stehen, als beide das Haus erreichten. Ikaia saß am Fenster und sah aufs Meer hinaus. "Ikaia!" Kai blieb vor ihm stehen. "Hier bist du!", "Was willst du?" fragte der Junge etwas genervt. "Wir haben nach dir gesucht." Jayden lehnte den Kopf an das Holz neben sich und verengte die Augen. "Was machst du hier?", "Die Versammlung fängt an, Ika-", wollte Kai ansetzen, doch das andere Skull-Mitglied unterbrach ihn. "Ich pfeife drauf." Jayden folgte der Diskussion im Hintergrund und war vorerst still. "Wieso? Es ist wichtig!", "Für euch vielleicht. Ich will nicht mehr mitmachen, Kai. Besonders nicht jetzt, nachdem Haku der Meinung war, mich zusammenprügeln zu müssen." Ikaia starrte weiterhin stur aus dem Fenster. "Ohne mich.", "Macht er das öfter?" fragte Jayden. "Leute schlagen? Ja. Und er hat auch noch Spaß dabei." Ikaia schnaubte. "Wie ich hörte, hätte er sich vor zwei Wochen fast mit Kahua gefetzt. Aber Kahua lässt sich auf sowas nie gerne ein.", "...Die Chance ist gering, dass Haku für das alles einstehen würde. Was wäre, wenn?", "Es gibt kein 'Was wäre, wenn'." Ikaia schüttelte den Kopf. "Wir reden hier von Haku!" Jayden wurde still, unterbrach den Blickkontakt zu Ikaia jedoch für keine Sekunde. Nach einem kurzen Moment regte sich etwas in Jaydens Gesicht, ohne, dass er es selbst bemerkte. Ein verzerrtes, gefährliches Lächeln hob seine Mundwinkel an. "Und außerdem... habe ich keine Lust, drauf zu gehen. Danach klingt das, was Skull vorhat, nämlich." Ikaia schloss die Augen und drehte das Gesicht weg. Kai starrte ihn schweigend an. "...", "Niemand von euch wird draufgehen, wenn ihr tut, was ich sage. Ich zwinge Haku dazu, für alles zu bezahlen... und ihr schließt euch mir an.", "Anschließen...?" Kai starrte Jayden an. "Wobei?", "Das kann ich noch nicht sagen..." Er schüttelte den Kopf und vergrub mit festem Blick die Hände in seinem Mantel. "Wenn ich Haku stoppen soll, brauche ich euer Vertrauen. Auch, wenn es plötzlich kommt." Ikaia stand auf. "Du zahlst es ihm heim?", "Werde ich.", "...Gut, ich bin dabei." Ikaia nickte und Kai sah ihn an. "Wa-", "Solange er sein Fett weg kriegt, bin ich zufrieden. Komm schon, Kai!", "... Na schön..." Kai seufzte. Jayden nickte zufrieden und ließ dann von dem Türrahmen ab. Als er wieder das Gewicht auf beide Füße verlagerte, brannte seine Rippenwunde so stark auf, dass ihm schwindelig wurde. Mit zusammengekniffenen Augen hielt er sich die Stelle am Brustkorb. "Ngh...", "Was sollen wir jetzt machen...?" fragte Ikaia. Jayden biss fest die Zähne zusammen und wandte sich ab, bevor jemand von den beiden mehr bemerken konnte. "Wir sollten zurückgehen, sonst machen wir uns noch auffälliger." Kai nickte. "Klingt vernünftig." Sie liefen los zum Ort der Versammlung.

Saviors of Tomorrow 5 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt