Lone Wolf

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ALEC
Wie jeden Morgen wurde ich von meinem nervigen Wecker aus dem nicht vorhandenen Schlaf gerissen. Ich konnte schon seit einer Ewigkeit nicht mehr richtig schlafen. Woran es lag wusste ich selbst nicht genau. Schon seit beinahe einem Jahr war ich in diesem Rudel, sie hatten meine Freunde und mich damals aufgenommen, aber wohl fühlte ich mich hier deshalb trotzdem nicht. Der alte Alpha war der einzige, dem ich vertraute, er war auch der einzige, dem ich mein Geheimnis anvertraut hatte.
~Komm schon! Diese Woche wird eine gute Woche!~ versuchte mich mein innerer Wolf Snow aufzumuntern. Das sagte Snow jede Woche und dann war es immer die reinste Hölle für mich.

Völlig am Ende Zwang ich mich aufzustehen und mich anzuziehen. Ich schnappte mir eine schwarze, enge Jeans und ein ebenfalls schwarzes Shirt. Da es relativ warm war, schnappte ich mir nur eine dünne Kapuzenjacke. Dann zog ich schnell meine Schuhe an und schnappte mir meine Tasche. Als ich gerade mein Zimmer verlassen wollte fiel mein Blick auf meinen Spiegelschrank. Ich sah echt grausam aus. Meine Augen waren schon fast schwarz unterlaufen und meine Haare waren total zerzaust. Ich seufzte einmal und fuhr mir durch meine Haare, ehe ich mein Zimmer verließ und nach unten in die Küche ging. Dort traf ich direkt auf meine Freunde, sie waren damals mit mir aufgenommen worden. Sie waren meine Familie, das einzige was ich noch hatte. „Auch einen Schluck?" fragte Lydia plötzlich und hielt mir eine Flasche Vodka hin. Ich nahm diese entgegen und trank einen ordentlichen Schluck, bevor ich sie ihr zurück gab. Ich wusste selbst, dass das nicht gut war. Ich war 18 Jahre alt, eigentlich müsste ich wissen was ich tun sollte und was nicht, aber ich wollte einfach nur vergessen. Meinen Freunden schien es nicht anders zu gehen. Wir hatten echt viel Mist erlebt! Als dann auch die anderen runter kamen machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Schule. Während wir dort hin liefen leerten wir noch einige Falschen und ich zündete mir noch eine Zigarette an.

Wir brauchten knapp 20 Minuten, bis wir das Schulgelände betraten und sofort spürte ich die abschätzigen Blicke der anderen Wölfe in meinem Rücken, doch ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt. Selbst der jetzige Alpha hielt nichts von uns, konnte ich ihm auch irgendwie nicht verübeln. Ich musste zugeben, dass ich nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache war, ich provozierte ihn meistens. Oft wurden wir auch zum Alpha geschickt, wenn wir uns wieder daneben benommen hatten, was ziemlich häufig vorkam. Der Alpha selbst ging tatsächlich nicht mehr zur Schule, keine Ahnung wie Alt er war. 24 vielleicht? Heute war mir aber auch irgendwie nicht danach mich mit ihm anzulegen. Irgendetwas war heute anders als sonst... ich wusste nur noch nicht genau was es war. Snow war auf einmal extrem angespannt und ich fühlte mich total komisch. Mir war irgendwie schwindelig und ich war total müde. Auch meine Freunde hatten es gemerkt und meine Anspannung ging auf sie über.

Als wir das Schulgebäude betraten trennten sich unsere Wege allerdings und jeder lief in seinen Klassenraum. Als erstes hatte ich Geschichte, eigentlich eines meiner Lieblingsfächer. In den ersten beiden Stunden konnte ich mich leider überhaupt nicht auf dem Unterricht konzentrieren. Immer wieder war ich kurz davor einzuschlafen! Das lag vermutlich daran, dass ich seit ein paar Wochen gar nicht mehr schlief. Ich war so unendlich müde. Als der Lehrer uns endlich Aufgaben gab und alle damit begannen legte ich meinen Kopf einfach nur noch auf dem Tisch ab. Zu mehr war ich jetzt nicht in der Lage. Plötzlich hockte der Lehrer sich vor meinen Tisch und tippte mich an. „Hey.. ist alles ok bei dir? Du siehst schon seit Wochen ziemlich fertig aus." fragte er besorgt. Eigentlich mochte ich den Lehrer, aber was sollte ich auf so eine Frage denn bitte antworten? Ich kann schon seit Jahren nicht mehr richtig schlafen und jetzt ist es gerade besonders schlimm? Nein, mit Sicherheit nicht! „Alles bestens." log ich also und der Lehrer sah mich nur skeptisch an. Er glaubte mir nicht, wie auch? Ich glaubte mir ja selbst nicht einmal. „Danach siehst du aber nicht aus." entgegnete der Lehrer misstrauisch, doch als ich meinen Kopf wieder auf dem Tisch ablegte gab er seufzend auf. Er ging wieder nach vorne, doch ich spürte die ganze Stunde über seinen Blick auf mir.

Ich fühlte mich irgendwie total komisch. Als wäre ich im Wasser, ich konnte die anderen zwar hören, aber kaum verstehen. Sehen konnte ich auch nicht mehr richtig...aber ich war auch nicht in Panik, es war so als wäre sämtliche Kraft aus meinem Körper verschwunden. Als würde ich träumen ohne zu schlafen. Ich konnte nicht einmal meinen Stift festhalten. Mit einem leisen krachen landete er auf dem Boden.

MR. GREY
Ich hatte Alec schon seit Monaten im Auge, er sah von Tag zu Tag schlimmer aus. Aber immer, wenn ich ihn fragte was los war log er mich an. Wie sollte ich ihm denn helfen, wenn er nicht mit mir redete!? Auch meine Kollegen hatten mich schon mehrfach darauf angesprochen. Er war total abwesend und schlief teilweise im Unterricht. Auch heute hatte ich ihn wieder gefragt was los sei, doch ich hatte keine zufriedenstellend Antwort bekommen. Ich beobachtete die Schüler eine Weile dabei wie sie ihre Aufgaben lösten, bis ich wieder an Alec hängen blieb. Er hing mittlerweile nur noch auf seinem Tisch und als er dann auch noch seinen Stift fallen ließ machte er mir dann doch etwas Angst. Er starrte mit einem leeren Blick einfach ins Nichts. Wenn ich nicht seinen Herzschlag hören würde, dann hätte ich vermutlich gedacht er wäre tot. Ich musste doch etwas tun! Das konnte ich mir nicht länger so mit ansehen. Ich wusste zwar, dass die beiden sich nicht mochten, aber ich beschloss dem Alpha Bescheid zu geben und ihm zu linken.

Magnus?

James! Was gibt's?
Macht die Gruppe um Alec wieder Ärger?
So langsam muss es doch mal reichen! Haben die nichts besseres zu tun?!

Ja, also nein...Alec ist komisch drauf, das solltest du dir mal ansehen. So habe ich ihn noch nie erlebt! Der macht mir echt Angst! Er liegt nur auf seinem Tisch und starrt mit einem leeren Blick ins Nichts.

Ok, das ist mal was neues...
Ich komme sofort vorbei!

Gott sei Dank würde Magnus gleich kommen, ich war wirklich ratlos. Ich stand auf und ging wieder zu Alec, der noch immer unverändert auf seinem Tisch hing. Vorsichtig sprach ich ihn an, keine Reaktion. Sanft schnappte ich mir sein Handgelenk, ich wollte seinen Puls fühlen. Ich musste einfach 100 Prozent sicher sein, dass es ihm „gut" ging. Als ich sein Handgelenk berührte begannen seine Augen wild hin und her zu zucken. „Alec?" fragte ich leise und rüttelte erneut an ihm, doch seine Augen standen schon wieder still und er reagierte nicht mehr.

Als es dann klingelte verließen alle Schüler den Raum und selbst darauf reagierte er nicht. Ich rüttelte wieder an ihm. „Alec!" rief ich etwas lauter, doch wieder tat sich nichts. Ich blieb bei ihm und wartete auf Magnus. Als es dann endlich an der Türe klopfte drehte ich mich herum, dort stand Magnus noch etwas außer Atem. „Was ist los?" fragte er keuchend und bewegte sich schnell in unsere Richtung. „Ich weiß nicht, ich habe ihn gefragt ob alles ok ist und danach war er einfach so...ich dachte erst er wäre tot, er reagiert überhaupt nicht!" stammelte ich verwirrt. Magnus setzte sich auf den Platz neben Alec und hob dessen Oberkörper an. Vorsichtig lehnte er Alec gegen seine Schulter. „Also Fieber hat er nicht." stellte er dann fest, als er eine Hand auf Alec's Stirn legte. „Hat er irgendwas genommen?" fragte er dann, doch ich schüttelte nur den Kopf. Alec und seine Freunde waren zwar dafür bekannt, aber er sah mir nicht danach aus. Wir sahen uns eine Weile lang ratlos an.