Lone Wolf

56🌷

DANA
Ich hatte gerade das Essen fertig, als meine beiden Söhne zu mir in die Küche kamen und sich auf die Hocker setzten. "Max hat irgendetwas gemacht und Alec ist total durch den Wind. Kannst du ihm bitte sagen, dass er mir erzählen soll, worüber die beiden geredet haben." beschwerte sich mein ältester Sohn und ich sah ihn fassungslos an. "Und wer passt gerade auf Jack auf?! Dein Vater kümmert sich um deinen Mate! Jetzt pass du wenigstens auf deinen Sohn auf, beweg dich! Oder ich sage hier niemandem auch nur irgendetwas!" fuhr ich Magnus an und tatsächlich erhob er sich und ging seinen Sohn holen.

Er setzte ihn zu uns und schob den Hochstuhl direkt an die Kücheninsel heran. Bevor wir uns noch weiter unterhalten konnten kam auch schon Robert zu uns. Er sah ziemlich besorgt aus. "Was ist los?" wollte ich sofort wissen und er setzte sich erstmal hin. "Alec ist gerade in meinen Armen zusammengebrochen, er ist vollkommen am Ende." sagte er mahnend und sah in die Runde. "A-Aber ich habe doch nur gefragt, warum er keine Kinder will..." schniefte Max, der kurz davor war zu weinen. "Schon in Ordnung, Max. Es lag nicht nur an dir! Alec ist der ganze Stress der letzten Wochen zu viel geworden. Der ganze Streit mit uns, sein Vater und jetzt auch noch das Baby. Aber eins muss ich klarstellen! Niemand in diesem Haus wird Alec für seine Entscheidungen verurteilen, ist das klar?!" fuhr Robert fort, alle nickten. "Gut. Er hat mir erzählt, dass er morgen den ersten von drei Terminen hat, um danach das Kind wegmachen zu lassen. Es ist Alec's Entscheidung und das haben wir zu respektieren, egal ob es uns gefällt oder nicht." erklärte mein Mann und sah im besonderen Magnus und mich an. "Verstanden." entgegnete ich und sah dann auf meine Hände. Auch Magnus hatte verstanden und sah zu Jack, der mittlerweile kurz davor war zu weinen. "Du wirst dich um deinen Sohn kümmern! Alec hat die ganze Zeit zurückgesteckt, um sich um DEINEN SOHN zu kümmern! Ihr seid eine Familie, Alec, Jack und du. Übernimm endlich die Verantwortung!" sagte ich dann zu meinem ältesten Sohn und sah ihn mahnend an.

Ich hatte am Anfang noch gedacht, dass er von alleine anfangen würde sich um sein Kind zu kümmern...doch mit dieser Vermutung hatte ich leider falsch gelegen. Das war zum Teil auch meine Schuld, ich hätte früher reagieren müssen! "Ist Alec im Wohnzimmer?" wollte ich dann von meinem Mann wissen, der leicht nickte. "Nehmt euch was zu essen und Magnus, füttere deinem Sohn oder ich schwöre dir..." fing ich an ihm zu drohen, doch er hob beschwichtigend seine Arme. "Schon gut...mach ich ja." brummte er vor sich hin und ich nickte zufrieden. "Ich werde mal nach Alec sehen." sagte ich dann noch und verschwand aus der Küche.

Leise lief ich ins Wohnzimmer und sah Alec auch schon auf dem Sofa liegen, er wirkte blass und ziemlich niedergeschlagen. Die Tatsache, dass er schlief beunruhigte mich noch mehr, vermutlich hatte sein Körper ihn gezwungen sich aus zu ruhen. Vorsichtig setzte ich mich zu ihm und nahm seine Hand. Ich bleibe eine Weile bei dem Mate meines Sohnes sitzen und hielt einfach nur seine Hand, bis er müde seine Augen öffnete. Er sah erschöpft aus, Alec's Augen waren dunkel, schon fast schwarz unterlaufen und er machte sich nichtmal die Mühe sich zu bewegen.

"Wie geht's dir?" fragte ich leise, doch ich bekam keine richtige Antwort. Alec brummte nur und starrte durch die Verandatüre nach draußen, sein Blick war vollkommen leer. Den anderen Arm hatte er auf seinen Bauch gelegt. "Hast du Schmerzen?" fragte ich dann leise, doch Alec schüttelte nur den Kopf. "Ich weiß, du willst nicht darüber reden und du hast deine Entscheidung schon getroffen, aber ich möchte es verstehen. Warum willst du dieses Baby nicht?" hakte ich besorgt nach und fing an beruhigend über seinen Handrücken zu streichen. Mit einem unendlich traurigen Blick sah Alec mich an, ehe seine Augen einen warmen Goldton annahmen.

Vor meinem inneren Auge erschienen Bilder von Alec's Familie, ich sah seine Mutter und seinen Vater verliebt tanzen. Ich merkte wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete und mir warm ums Herz wurde. Die beiden schienen so glücklich zu sein, wenig später sah ich auch Alec, wie er zufrieden an der Wand lehnte, eine Hand auf seinem Bauch. Moment! Das war ein Babybauch! Klein, aber er war da! Alec hatte also schon ein Kind, ebenso wie Magnus. Aber wo war es denn jetzt? Hatte sein Vater es auch getötet?

Wenig später kam ein kräftiger Mann dazu, der seine Arme um Alec legte. Der Mate meines Sohnes hatte also ein Kind mit diesem Mann? Plötzlich wurde alles dunkel und man sah die beiden in einem dunklen Raum. Der größere schrie Alec an und schlug ihn. Immer und immer weiter prügelte er auf Alec ein, bis dieser auf dem Boden lag und stark blutete. Danach wurde wieder alles schwarz.
Als Nächstes sah ich Alec's Eltern die weinend an einem Krankenbett standen, darin lag Alec...ohne Baby. Seine Eltern waren am Boden zerstört, besonders James. Der Alpha riss in voller Wut einige Geräte um und schrie, während er das tat kullerten Tränen die Wangen des Alphas hinunter. Wie im Schnelldurchlauf sah man danach, wie James sich veränderte. Er wurde immer verbitterter und trauriger, seine Wut hatte er nicht mehr unter Kontrolle. Danach geschah das unausweichlich, in seiner puren Trauer zog er sich in seinen Wahnsinn zurück und viel seine Frau an.

Danach endete der Rückblick, den Alec mir gewährt hatte und ich sah wieder das Wohnzimmer...wieder Alec, der leer vor sich hin starrte. Geschockt sah ich den Omega vor mir an und wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht. "Ok...." murmelte ich leise und strich Alec mit zittrigen Händen ein paar Haare aus dem Gesicht. "Ich verstehe es jetzt besser..." versicherte ich ihm und deckte ihn noch etwas besser zu, ehe ich wieder auf stand und gehen wollte, doch Alec hielt meine Hand weiter fest. "I-Ich will nicht, dass es jemand weiß..." hörte ich ihn leise sagen und als ich in seine glasigen Augen sah konnte ich gar nicht anders als zu nicken.