35. Kapitel

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Ich stand vor der Sirene, die tot am Boden lag. Jetzt musste ich für Scarlett weiterkämpfen und gewinnen. Das war das Einzige was ich jetzt für sie tun konnte.
Ich drehte mich um und ging in Richtung Gipfel.
Nach einer Weile hatte ich ihn erreicht und stand auf dem flachen Gipfel mit Ausschau auf die anderen vier Berge.
Ein gelber Elementarkristall schwebte in der Mitte des Gipfels. Selbst wenn Scarlett es geschafft hätte, wäre einer von uns sowieso rausgeflogen. Ich ergriff den letzten Elementarstein dieses Berges. Jetzt stand mir die vierte Stufe bevor.
Mir wurde gesagt, dass in der vierten und fünften Stufe eine kleine Veränderung gemacht wurde, um es ein wenig 'interessanter' zu machen.
Ich atmete tief ein und alles wurde wieder weiß.

Es war unglaublich heiß und der Boden hart. Ich lag in einem Art stählernen Kessel und meine Beine hingen über den Rand. Ich setzte mich auf und starrte unter mich. Die 25 überlebenden Kandidaten befanden sich alle in diesen Behältern, die an eiseren Stangen aufgereiht in der Luft hingen. Wir befanden uns in einem unterirdischem Vulkan, wie es für das Reich des Feuers, Ignis-Patriae, typisch war. Hier wurde dann Magma abgebaut und im festen zustand verarbeitet. Dafür auch die vielen Behälter, die überall an den Metallstangen befestigt rumhingen.
Sofort erkannte ich was die kleine Veränderung war. Unter mir befand sich das flüssige Magma, dass langsam anstieg.

Plötzlich ertönte das Durchsagesignal:
"An alle Kandidaten, das Triebwerk wird gleich eingeschaltet und somit werden auch die Behälter in Bewegung gesetzt. Die Magma wird ansteigen. Wer in die Magma fällt oder durch die Öffnungen in den Wänden zu fliehen versucht, ist draußen.
Viel Glück!"

Die Köpfe der Kandidaten lugten aus den Behältern neben und und eine Reihe unter mir hervor.
Es herrschte ein kurzer Moment Stille.
Plötzlich wackelten alle Behälter und bewegten sich alle zu den Öffnungen in den Wänden zu. Die Magma schlieg schlagartig an.
So begann die vierte Stufe am Abend.

Ich sprang aus meinem Behälter und klammerte mich an die nächste Behälterreihe über mir. Die anderen Kandidaten taten es mir nach.

Wenn ich ungefähr abschätzen müsste, wie viele Liter Schweiß ich verloren hatte, würde ich 5 Liter sagen. Meine Kleidung war fast klompett nass und ich kletterte immernoch die Behälter und Stangen zur Oberfläche hoch. 15 Kandidaten würden durchfallen und nur 10 würden weiterkommen. Bei den Schreien von denen, die in die ansteigende Magma fielen, machten mir ziemliche Angst. Wenn Scarlett nur da wäre...
Als ich von einer Stange zur nächsten Sprang hielt ich mich an dem Rand des Behälters fest und drückte mich hoch. Ich wiederholte diesen Prozess immer wieder und hatte schon über die Hälfte des Weges geschafft. Das Loch in der Oberfläche kam mir wie der Himmel vor.
Als ich nach dem nächstem Behälter griff, wurde ich plötzlich zur Seite gestoßen und fiel in die Tiefe. Ein Junge mit einer dunkelbrauenen Frisur und zwei Schwertern überkreuz auf dem Rücken befestigt, sah mir nach, wie ich in Richtung Magma fiel.
Es war endgültig aus.
Doch bevor die Hitze unerträglich werden konnte, stieß ich mit dem Hinterkopf an eine Stange und fiel in einen Behälter hinein. Für einen kurzen Moment war alles schwarz.
Das Zischen und Dampfen der Magma kam immer näher, sodass ich die Augen wieder öffnete. Ich hätte einfach liegen bleiben können und dann in der Krankenstation aufwachen können, aber das wollte ich nicht. Scarlett wäre bestimmt enttäuscht gewesen.

Mit pochendem Kopf und pulsierenden Oberarm ergriff ich die nächste Stange. Meine linke Schuhsohle war schon fast geschmolzen, da ich damit zu nah an die Magma gekommen war.
Mit aller Kraft schwang ich mich zu den nächsten Stangen hoch.
Doch etwas war anders. Ich war die Einzige.
Alle waren schon oben angekommen und warteten wahrscheinlich schon auf mich. Es bestand noch Hoffnung für mich, an die ich mich verzweifelt klammerte.
Meine Tränen der Anstrengung flossen mir die Wangen hinunter als ich mit zusammengebissenen Zähnen die Stangen hochschwang.
Meine Augen fixierte ich auf das Loch über mir und ich dachte nur noch an mein Ankommen. Die Magma war schon dicht hinter mir, als ich die letzte Stange bei der Öffnung ergriff und mich so hoch wie möglich hochschwang. Mit einem Windstoß katapultierte ich mich durch das Loch und fiel dann in die bewachsenen Felder. Ich rollte am Boden entlang, bis mein Körper halt machte. Mein Kopf fühlte sich so an, als würde er gleich explodieren und mein Arm hätte auch abfallen können. So saß ich in dem hohen Kornfeld und betrachtete die Sonne, wie sie unterging. Langsam stand ich auf und stolperte durch das Feld. Ich schaute auf den Boden, auf dem ein roter Energiestein lag. Erleichtert kniete ich mich vor ihm hin und nahm ihn in die Hand. Ich hielt ihn vor die Sonne hoch, die schon fast volkommen untergegangen war. Dann umschloss ich ihn mit der ganzen Hand und weinte Freudentränen. Noch eine Stufe bis zum Sieg. Ich war unglaublich stolz auf mich, als alles weiß wurde.

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